Seite - 566 - in August Wilhelm Ambros - Musikaufsätze und Rezessionen 1872-1876

566 Dezember 1873 195 200 205 Art. Herr Staudigl sang die bekannte kriegerische Arie aus Händels „Judas Maccabäus“ ganz ausgezeichnet, – die Coloraturen rollten prächtig hin, der Vor- trag war heldenhaft, wie es das Stück verlangt, und zudem hat der Sänger das gar nicht hoch genug anzuschlagende Verdienst, daß er den Text ungemein deutlich ausspricht. Staudigl ist ein Sänger von großen, theilweise schon erfüllten Hoffnun- gen. Hüte er sich nur, von dem verdienten Beifall etwa zu einem voreiligen Ein- schlummern auf Lorbeeren verleitet zu werden – man lernt im Grunde doch nie aus. Mozarts sogenannte „Prager“ Symphonie (in drei Sätzen, D-dur) schloß in trefflicher, schwungvoller Ausführung das Concert, zu dem und dessen Erfolg wir Herrn Heßler aufrichtig Glück wünschen, – es ist ein Heldenstück, ein zum großen Theil aus Dilettanten zusammengesetztes Orchester so zu schulen, daß es solcher Leistungen fähig wird. Im Hinausgehen hörte man wiederholt die Aeuße- rung: „das war aber ein schönes Concert“. Wir stimmen von ganzem Herzen zu. A. W. Ambros. Rezensierte Veranstaltungen Drittes Konzert des Hellmesberger-Quartetts, 11. Dezember 1873, MVkl. ◼ Konzert von Annette Essipoff, 14.  Dezember 1873, Bösendorfersaal ◼ Konzert von Sigismund Blumner, 17.  Dezember 1873, MVkl. ◼ Konzerte von Ludwig Breitner, 11. und 15.  Dezember 1873, Bösen- dorfersaal ◼ Erstes Konzert des Wr. Männergesang-Vereins, 14.  Dezember 1873, MVgr. ◼ Er- ster Gesellschaftsabend des Orchestervereins der GdM, 18.  Dezember 1873, MVkl. Rezensierte Werke Beethoven: Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur op. 58, Streichquartett A-Dur op.  18 Nr.  5 ◼ William Sterndale Bennett: Ouvertüre Die Najaden op.  15 ◼ Berlioz: „Le bonheur oppresse mon âme!“ („Vor dem Glück kann uns bangen“) aus Béatrice et Bénédict ◼ Brahms: Streichquartett c-Moll op.  51 Nr.  1 ◼ Georg Friedrich Händel: „Sound an alarm!“ („Der Herr ist gewaltig“) aus Judas Maccabaeus HWV  63 ◼ Herbeck: Landsknecht op.  12 ◼ Kiel: Klavierquartett a-Moll op.  43 ◼ Kremser: „Spar- tacus“ op.  20 ◼ Franz Lachner: Sturmesmythe op.  112 ◼ Mendelssohn: „Winzerchor“ aus Loreley ◼ Mozart: Symphonie D-Dur KV  504 (Prager) ◼ Palloni: „Noi ci amavamo tanto“ ◼ Schubert: „Die Allmacht“ D  852 (Bearbeitung von Liszt, S  376), Klaviertrio Es-Dur D  929, „Ständchen“ D  920, „Suleika II“ („Ach, um deine feuchten Schwingen“) D  717 ◼ Wallnöfer: Nr. 5 „Auferstehung“ aus 7 Lieder op.  1 ◼ Carl Maria von Weber: Ouvertüre zu Peter Schmoll und seine Nachbarn Erläuterungen 19–21 „und so ist … Gram zu spielen“.] Goethe, Faust  1, 1570, 1635. ◼ 48f. Adolf Wallnöfer] (1854–1946), Bariton/Tenor und Komponist; Studium am Konservatorium der GdM, später be- kannter Heldentenor (wirkte u. a. in Olmütz, Prag und Stettin), ab 1908 als Komponist und Pädagoge in München tätig. ◼ 50 op.  1] im Konzert gesungen Nr.  5 „Auferstehung“ aus 7 Lieder op.  1. ◼ 74 alle stelle] it. „in die Höhe“. ◼ 74f. ein … italienischer Maler] Gemeint ist wahr- scheinlich Eugenio Agneni (1816–1879), dessen „Lorbeerkränze“ Ambros in einer kunsthistori- schen Rezension heftig kritisiert – vgl.  „Weltausstellung 1873. Bildende Kunst. Italien.“, in: WA (1873), Nr.  235, 11.  Oktober. ◼ 103 eine glänzende italienische Pièce] Gaetano Palloni (1831– 1892), Arie „Noi ci amavamo tanto“. ◼ 104 Hesperiens] Hesperien – Bezeichnung für Italien in