Page - 32 - in Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
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32 1. Einleitung
in der Lage sind“, so schrieb er in seiner – ansonsten durchwachsen ausgefallenen –
Rezension zu Hans Medicks kurz zuvor erschienenem Mikrogeschichte-Standardwerk
„Weben und Überleben in Laichungen 1650–1900“.90 Was der Rezensent hier beob-
achtet hat, war von Giovanni Levi bereits einige Jahre zuvor als ein Charakteristikum
der Mikrogeschichte beschrieben worden – eines, das sowohl für die Erzählstruktur als
auch für den Umgang mit Quellen in der vorliegenden Arbeit wesentlich ist:
“The second characteristic is that of incorporating into the main body of the narrative the
procedures of research itself, the documentary limitations, techniques of persuasion and in-
terpretive constructions. […] The research process is explicitly described and the limitations
of documentary evidence, the formulation of hypotheses and the lines of thought followed
are no longer hidden away from the eyes of the uninitiated. The reader is involved in a sort
of dialogue and participates in the whole process of constructing the historical argument.“91
Dem folgend, sind Beschaffenheit der Quellen, ihre Entstehungszusammenhänge,
ihre Überlieferungsgeschichte und ihr heutiger Verbleib, ihre Mehrdeutigkeiten, Un-
stimmigkeiten und inhaltlichen Lücken und – wo solche zumindest vermeintlich
sichtbar sind – auch mögliche Motivationen und Intentionen ihrer UrheberInnen
integraler Bestandteil der Darstellungen auf den folgenden Seiten. Diesbezügliche
Überlegungen finden vielfach in den Fußnoten, aber immer wieder auch im Text
selbst Platz. Dennoch sollen vorab die wichtigsten verwendeten Quellenkorpora kurz
umrissen werden.
1.3.1. Nachlass Michael Pfurtscheller
In einer Fußnote auf Seite 4 erwähnt Adolf Hueber 1891 den „reiche[n] handschrift-
liche[n] Nachlass“ Michael Pfurtschellers.92 Zur Verfügung gestellt haben dürfte das
Quellenmaterial damals Carl Pfurtscheller, Enkel Michael Pfurtschellers und zu
dieser Zeit Leiter der Familiengeschäfte.93 Zwischen dem 23. Mai 1901 und dem
90 Stefan Gorißen, Rezension zu: Hans Medick, Weben und Überlegen in Laichingen 1650–1900. Lo-
kalgeschichte als Allgemeine Geschichte, Göttingen 1997, in: H-Soz-u-Kult, 7. Juni 1998, [http://
hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/id=326], Zugriff am 8. Juli 2013.
91 Levi, On Microhistory, 1991, S. 106.
92 Vgl. Hueber, Michael Pfurtscheller, 1891, S. 4.
93 Vgl. Aubele, Handelshäuser, 1951, S. 201. – Aus einem Schreiben des Prokuristen der Firma Pfurt-
scheller, Karl Halbeis, aus dem Jahr 1883 geht hervor, dass die Zustimmung des „Hr. Carl“ not-
wendig war, um die schriftliche Hinterlassenschaft Michael Pfurtschellers einzusehen. (Vgl. Karl
Halbeis an „Verehrter Vetter“, 29. November 1883, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, I, Bund 3.)
Ein anderer Enkel Michael Pfurtschellers hatte sich offenbar auf der Suche nach biographischen
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Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435