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422 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft
jenes im Tausche gebrauchen, was sodann dem Haushalter unwissend abhanden kömmt,
und Weib u. Tochter oder Sohn bekömmt Hang zum Trunk, und werden nicht selten
Verschwender. – In einem ordentlich-offentlichen Wirthshause wagt man dergleichen
nicht zu Unternehmen, also unterbleibt so viel Schädliches. Und das Publikum ist mit den
nothwendigen doch immer versehen.“227
Dabei handelte es sich jedoch – wie bereits erwähnt – wohl lediglich um einen Ent-
wurf. In dem Schreiben, das letztlich an die Obrigkeit geschickt wurde, verzichtete
man auf eine derart ausführliche Schilderung der Problematik. In einer Beilage des
Schreibens wurden dem Landgericht die Delinquenten schließlich auch namentlich
angezeigt. Sie wurden dann in den folgenden Wochen einzeln vorgeladen und ver-
nommen. Unter Strafandrohung mussten sie versprechen, ihre Umtriebe künftig zu
unterlassen.228
Ob aus dem Umstand, dass ein Entwurf der Beschwerde der Wirte in seinem
Nachlass vorhanden ist beziehungsweise daraus, dass die letztlich an das Landgericht
ergangene Anzeige aus der Feder Pfurtschellers stammt, der Schluss zu ziehen ist, dass
er in dieser Angelegenheit die treibende Kraft darstellte, ist fraglich. Er könnte auch
lediglich von seinen Wirtskollegen zum Schreiber erkoren worden sein.
6.5. Pfurtschellers Krämerei
Noch weniger Quellen als zum Pfurtscheller’schen Wirtshaus finden sich zur im sel-
ben Gebäude untergebrachten Krämerei, in der Dinge des täglichen Gebrauchs ver-
kauft wurden. Begründet haben soll dieses Geschäft Michael Pfurtschellers Großvater
Blasius im Jahr 1756.229 Trotz des Anwachsens des Eisenwarenhandels und auch der
Schankwirtschaft wurde diese Einrichtung von Michael Pfurtscheller beibehalten. So
heißt es im Rahmen der bereits mehrfach erwähnten Vermögensübergabe von ihm
auf seine Söhne Johann und Franz im Jahr 1844 im Verfachbuch des Landgerichtes
Mieders in der Auflistung des Realitätenbesitzes:
227 Entwurf Beschwerde an LG Matrei, o. D., TLMF, Hist. Samml., Schachtel „Zünfte – Schmiede im
Stubaital“, Nr. 15.
228 Vgl. Beschwerde „Gewerbspartheyen“, 4. Januar 1823, TLA, Aktenserie LG Matrei, Fasz. 2, 1823,
Abt. IV.
229 Vgl. Auszug aus Kirchenbüchern, 1841, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, I, Bund 3, Nr. 1. – Vgl.
dazu auch: Kap. 5.1.
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Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435