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68 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant
3.1.4. Die Einsatzgebiete des Stubaier Landsturms
Am folgenden Tag, den 31. März, nach einer Konferenz im Hauptquartier in Ster-
zing, wurden die Befehle ausgegeben. In zwei Kolonnen sollte der Gegner in einer
Zangenbewegung umschlossen werden.57 Auch die Stubaier erhielten nun schließlich
ihren eigentlichen Einsatzbefehl. Pfurtscheller fügt seinem Bericht ein Befehlsschrei-
ben an einen gewissen Korporal Mang an.58 Es müssen also folglich mehrere solcher
Mitteilungen an die Mannschaft ergangen sein. In dem Schreiben wird angeordnet,
dass sämtliche der Division Wörndle59 zugeordneten Truppen, die in Wiesen, Flains,
am Pfundererjoch und in Schmuders lagern, am 1. April bei Tagesanbruch nach
Mauls vorrücken sollten, um dort spätestens um 9 Uhr früh anzukommen. Außer-
dem sollte die Mannschaft auf zwei Tage mit Lebensmitteln versehen werden. Unter-
zeichnet ist das Schreiben vom landschaftlichen Kommissar Johann Graf Welsperg60
57 Vgl. Fontana, Südtiroler Unterland, 1998, S. 155.
58 Vgl. Befehlsschreiben an Korporal Mang, 31. März 1797, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, III,
Bund 1, Nr. 15.
59 Im Rahmen des als Zangenbewegung geplanten Angriffes führte der Innsbrucker Jurist Philipp von
Wörndle zu Adelsfried und Weiherburg (1755–1818) den linken Flügel der Landesverteidiger an.
Von Wörndle war außerdem zum Oberkommandanten des Nordtiroler Landsturmes bestimmt wor-
den. (Mercedes Blaas (Hg.), Der Aufstand der Tiroler gegen die bayerische Regierung 1809 nach
den Aufzeichnungen des Zeitgenossen Josef Daney. Auf der Grundlage der Erstausgabe von Josef
Steiner (1909) überarbeitete, vervollständigte und mit Anmerkungen, einer Einführung und biogra-
phischen Hinweisen versehene Neuedition (Schlern-Schriften 328), Innsbruck 2005, S. 454; sowie:
Georg Mühlberger, Absolutismus und Freiheitskämpfe (1665–1814), in: Geschichte des Landes
Tirol, Bd. 2, hg. v. Josef Fontana, Peter W. Haider, Walter Leitner, Georg Mühlberger, Rudolf Palme,
Othmar Parteli und Josef Riedmann, Bozen–Innsbruck–Wien 1986, S. 289–579, hier: S. 480; so-
wie: Wurzbach, Lexikon, Bd. 57, S. 224–226.) Philipp von Wörndle verfasste im Jahr 1798 einen
Bericht über die unter seinem Kommando stehenden Landsturmkontingente. (Vgl. Bericht Philipp
von Wörndles 1797, 18. Januar 1798, TLMF-Bib., Dip. 1232/II.) Dieser Bericht erschien auch,
so Franz Kolb, im „Tiroler Almanach“ aus dem Jahr 1802, und diente in der Folge „den meisten
Schilderungen des Treffens von Spinges als Grundlage“. (Vgl. Kolb, Freiheitskampf 1796/97, 1957,
S. 649, Anm. 8.) Der im Almanach veröffentlichte Text basiert – ohne darauf dezidiert hinzuweisen
– offensichtlich auf dem Bericht von Wörndles, ist jedoch nicht als Edition desselben zu betrachten.
(Vgl. [Joseph von Hormayr (Hg.)], Der Masse-Aufstand der Tiroler gegen die Franzosen im Jahre
1797. Aus Urkunden, in: Tiroler Almanach auf das Jahr 1802, Wien [1802].) Ein Ausschnitt dieses
Berichtes von Wörndles findet sich – allerdings doch mit einigen Abänderungen – außerdem hier ab-
gedruckt: [Landesverteidiger-Veteranenverein Innsbruck (Hg.)], Die Veteranen von Innsbruck und
dessen Umgebung. Eine vaterländische Denkschrift bei Gelegenheit der feierlichen Enthüllung des
in der Hofkirche zu Innsbruck von den Ständen Tirols allen im Kampfe gefallenen Landesvertheidi-
gern errichteten Ehrendenkmales, Innsbruck 1843, S. 19–31.
60 Johann Graf Welsperg (1765–1840) war im März 1796 zum „Landeshauptmannschafts-Verwalter
an der Etsch (etwa ‚Statthalter von Südtirol‘)“ ernannt worden. Er war führend in die Organisa-
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Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435