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58 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant
lebnisse und Erfahrungen als Zeitzeuge bilden nicht den Schwerpunkt seiner Darstel-
lung. Er baut diese jeweils in die Geschichte der Ereignisse der Kriegsjahre ein, die er
aus verschiedenen Quellen – die leider nicht genannt werden – zusammensetzt. Wie
es im oben zitierten Schreiben des Landgerichtes an das Kreisamt heißt, habe Pfurt-
scheller „alle möglichen Behelfe über die vaterländischen Kriegsbegebenheiten gesam-
melt“.7 Das Stubaital steht dabei weit weniger im Mittelpunkt der Ausführungen als
in anderen Quellen, in denen Pfurtscheller von seinen Erlebnissen während verschie-
dener Kriegsereignisse der betreffenden Jahre berichtet. Nur wenige Einzelheiten aus
dem Text vermögen das Bild, das sich aus der Verwendung der übrigen Quellen aus
der Hand Michael Pfurtschellers ergibt, zu erweitern oder ergänzen. Solche Details,
die sich ausschließlich aus diesem Bericht Pfurtschellers aus dem Jahr 1838 ergeben,
wurden – sofern als relevant erachtet – in die folgende Darstellung eingearbeitet.
3.1. 1797
3.1.1. Der Krieg erreicht Tirol
Bereits seit 1792 dauerte der Krieg an, der später von Historikern als der „erste Koa-
litionskrieg“ bezeichnet werden sollte. Der ursprünglichen Koalition von Österreich
und Preußen gegen das revolutionäre Frankreich hatten sich zwischenzeitlich noch
weitere europäische Mächte angeschlossen. Doch nach militärischen Niederlagen und
darauf folgenden Friedensverträgen war die Koalition im Laufe der Kriegsjahre auch
wieder zusammengeschrumpft. Besonders durch den Frieden von Basel mit Spanien
und Preußen 1795 waren für Frankreich Kräfte freigeworden. Diese sollten nun ge-
gen Österreich gerichtet, der bereits seit 1792 andauernde Krieg endlich entschieden
werden. So begannen 1796 drei französische Armeen, unter den Generälen Jean-Bap-
tiste Jourdan, Jean-Victor Moreau und Napoleon Bonaparte – die ersten beiden in
Süddeutschland, Letztere in Norditalien – mit ihrem Vormarsch nach Osten, gegen
Österreich. Napoleon, am 2. März 1796 zum kommandierenden General der Itali-
enarmee ernannt, feierte in kürzester Zeit große Erfolge. Bis Ende Mai mussten sich
die österreichischen Truppen unter General Jean-Pierre de Beaulieu bis an die Tiroler
Grenze zurückziehen. Nur die Festung Mantua konnte vorerst noch gehalten werden,
wurde jedoch von den Franzosen belagert. In Tirol wurde in der Zwischenzeit – in
den Monaten April und Mai 1796 – seitens der Tiroler Landstände die Vorberei-
7 LG Mieders an KA Schwaz, 7. August 1838, TLA, Landtagsakten 1839, Fasz. 75, Nr. 1105, LG-Zl.
787/33 Publ.
Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435