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154 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant
gewesen zu sein. Bis zum 26. Juni – „mit wenigen Unterbrechungen“ – habe der Ein-
satz der Kompanie gedauert, so Pfurtscheller, der außerdem noch von einem Gefecht
zwischen der Stubaier Kompanie und der „Münchner Bürger Garde zu Pferde unter
Comando des Grafen v. Arko“ am 19. Mai 1809 berichtet.435
3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm
Auf französisch-bayerischer Seite sorgten die Ereignisse in Tirol im April nicht für
große Beunruhigung. Der Fokus lag vorerst weiterhin klar auf dem Hauptkriegs-
schauplatz im Donauraum. Erst am 6. und 7. Mai sei, so Schennach, der Entschluss
gefallen, die Situation in Tirol „zu bereinigen“.436 Zu diesem Zweck wurde das VII.
französische Armeekorps, bestehend aus drei bayerischen Divisionen, unter dem
Oberkommando von General Francois-Joseph Lefebvre, Herzog von Danzig, nach
Tirol beordert. Zwei Divisionen hatten sich schon Ende April Kufstein zugewandt,
die dritte rückte nun über den Pass Strub vor.437
Im Stubaital war man über die Situation informiert. Bereits am 30. April hatte die
Innsbrucker Schutzdeputation dazu aufgefordert, den Landsturm in Bereitschaft zu
halten, gegnerische Truppen seien bereits im Land.438 Die zentrale Schaltstelle für die
Samml., Nachl. MP, III, Bund 2, Nr. 79; sowie: Standesliste Fulpmes an Joseph Kirchmair, 30. Juni
1809, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, III, Bund 2, Nr. 49. – Die von Pfurtscheller in der Anmer-
kungsspalte erwähnte separate Standesliste dieser Kompanie ist leider nicht auffindbar.
435 Vgl. Entwurf Bericht Pfurtschellers betreffend 1809 an das LG Matrei, 18. März 1819, TLMF, Hist.
Samml., Nachl. MP, III, Bund 2, Nr. 79; sowie: Pfurtschellers „Kurzgefaßte Beiträge zur Kriegsge-
schichte“, o. D. [1838], TLA, Landtagsakten 1839, Fasz. 75, Nr. 1105, S. 18 [vgl. Anm. 6]. – Auf
dieses Gefecht an der Nordgrenze Tirols nimmt auch Viktor Schemfil in seiner militärhistorischen
Darstellung des Jahres 1809 Bezug, nennt jedoch die Stubaier Schützenkompanie nicht explizit: „Bei
Tölz stand ein bayerisches Gebirgskorps [Pfurtscheller hatte die gegnerischen Truppen ja als Münch-
ner Bürgergarde bezeichnet] unter Max Graf Arco, bestehend aus 2240 Mann und 2 Sechspfündern.
Es war aus Schützen, Förstern und Jägern, denen ein kleiner Teil einer regulären Truppe beigegeben
war, zusammengestellt und hatte die Aufgabe, alle bayerischen Orte an der Grenze, die noch von
Österreichern besetzt waren, von diesen zu säubern. Ein solcher Angriff fand am 19. auf Mittenwald
statt. Er misslang, da die Schanzen von Scharnitz und der Leutasch von Tiroler Schützenkompanien
wachsam besetzt waren.“ (Schemfil, Freiheitskrieg, 2007, S. 114.) Schemfil bezieht sich in seinen
Ausführungen auch auf Joseph Rapps Werk. (Vgl. Rapp, Tirol 1809, 1852, S. 298 f.)
436 Vgl. Schennach, Revolte, 2009, S. 124.
437 Vgl. ebd. – Pierre Francois Joseph Lefebvre (1755–1820), seit 1773 in militärischen Diensten, stieg
im Laufe der Koalitionskriege zum Marschall auf. 1807 ernennt ihn Napoleon zum Herzog von
Danzig, 1809 kommt er als Befehlshaber der bayerischen Armee nach Tirol. (Vgl. Blaas, Josef Daney,
2005, S. 426.)
438 Vgl. Abschrift Kundmachung der Schutzdeputation, 30. April 1809, TLMF, Hist. Samml., Nachl.
MP, III, Bund 2, Nr. 18.
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Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435