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64 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant
3.1.3. Der Stubaier Landsturm zieht aus
Bereits am 18. März, so Pfurtscheller in seinem Bericht, sei eine Stubaier Schützen-
kompanie ausgezogen:
„Am 18ten März 1797 zog die vereinte Innsbrucker und ThalStubajer Scharfschützen Kom-
pagnie 126 Köpf stark über den Brenner, Sterzing nach Bozen ab, ihr Hauptmann war Titl.
Herr Joh. Atlmair, Herr N. Waagner Oberlieut., Herr Jos. März Fähnrich, Anton Carnelli
Oberjäger aus Innsbruck, dann Herr Franz Lener Unterlieut. von Mieders;“32
Auch Franz Kolb berichtet in seinem großen Werk über die Jahre 1796 und 1797 vom
gemeinsamen Ausrücken der „bürgerlichen Scharfschützenkompanie von Innsbruck“
mit den Stubaier Schützen, unter Hauptmann Johann Attlmayr.33 Allerdings passen
die Zahlenangaben in diesem Punkt nicht zusammen. Setzt sich die Kompanie bei
Kolb aus 80 Innsbruckern und 60 Stubaiern zusammen, so kommt Pfurtscheller in
seinem Bericht auf die Gesamtzahl von lediglich 126 Mann.34
Der Landsturm wurde erst später, am 24. März, mobilisiert. Der dazu veröffent-
lichte Aufruf des Landesguberniums unter Vorsitz von Hofkommissar Konrad Graf
Lehrbach findet sich in einer gekürzten Fassung abschriftlich auch im Nachlass des
Michael Pfurtscheller.35 In seinem Bericht bemerkt dieser, sein gedrucktes Exemplar
des Lehrbach’schen Aufrufes als Beilage Nummer 3 seinen Ausführungen hinzuge-
fügt zu haben.36 Die Stubaier waren dazu aufgefordert, gemeinsam mit den Mann-
schaften aus dem Wipptal und der Umgebung von Innsbruck die Brixner Klause und
die Straße Richtung Pustertal schützen zu helfen.37
Am 25. März, Mariä Verkündigung, wurden die Stubaier von den Priestern in den
32 Ebd., S. 6.
33 Vgl. Kolb, Freiheitskampf 1796/97, 1957, S. 476. – Attlmayr war Innsbrucker und verdiente seinen
Lebensunterhalt als „Schmalzverleger“, so Kolb. (Vgl. ebd., S. 143.)
34 Michael Pfurtscheller zum gemeinsamen Ausrücken von Stubaier und Innsbrucker Schützen: „Die
Thal Stubajschen Schützen hatten von alters her einen Zuzug zur bürgerlichen Standesschützen-
kompagnie beigestellet, (nach dem Steuerfuß hat es ehemals 48 Man getroffen).“ (Kopie Bericht
Pfurtschellers zu 1797, Oktober 1834, TLMF-Bib., FB 55495, S. 5.)
35 Vgl. Abschrift des Aufrufes zum Landsturmaufgebot, 24. März 1797, TLMF, Hist. Samml., Nachl.
MP, III, Bund 1, Nr. 13. – Der Diplomat Ludwig Konrad Graf Lehrbach (ca. 1750–1805) war
bereits 1796 vom Kaiser mit der Organisation der Landesverteidigung in Tirol beauftragt worden.
(Vgl. Wurzbach, Lexikon, Bd. 14, 1865, S. 318 f.)
36 Vgl. Kopie Bericht Pfurtschellers zu 1797, Oktober 1834, TLMF-Bib., FB 55495, S. 7.
37 Vgl. Abschrift des Aufrufes zum Landsturmaufgebot, 24. März 1797, TLMF, Hist. Samml., Nachl.
MP, III, Bund 1, Nr. 13.
Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435