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3.3. 1809 109
3.3.3.3. Währungsreform und wirtschaftliche Schwierigkeiten
Der Wechsel unter die bayerische Regierung hatte nicht nur administrative Um-
formungen zur Folge, sondern auch wirtschaftliche. Aus das Stubaital betreffenden
Quellen geht hervor, dass es vor allem zwei Veränderungen waren, die die Wirtschaft
des Tales, im Besonderen die Produktion von und den Handel mit Metallwaren,
betrafen. Zum einen war das die bayerische Währungsreform 1806, zum anderen die
Schließung der bayerisch-österreichischen Grenze für den Handel beziehungsweise
die Napoleonische Zollpolitik in Oberitalien. Als Quellen zur wirtschaftlichen Lage
im Stubaital in den ersten Jahren der bayerischen Regierung sind im Besonderen die
Ausführungen von Joseph von Stolz und Johann von Anreiter nützlich. Beide waren
als „Experten“ für das Tal, wie bereits erwähnt, von der Redaktion des „Sammler für
Geschichte und Statistik von Tirol“ in den Jahren 1807 und 1808 schriftlich „in-
terviewt“ worden.234 Besonders die Sorgen der Eisenwarenhändler werden in ihren
Ausführungen deutlich. Bei der Ausarbeitung der Antworten dürften die Befragten
wohl ihrerseits auf Informationen von ihnen bekannten Auskunftspersonen im Tal
zurückgegriffen haben.235
Die Integration Tirols in das noch junge Königreich Bayern wurde auch in wirt-
schaftspolitischer Hinsicht forciert. Den ersten Schritt in diese Richtung bildete
eine Währungsreform. Die Kriegsjahre seit 1792 und die damit verbundenen enor-
men Kosten hatten zu einer massiven Inflation geführt, der österreichische Gulden
hatte in etwa die Hälfte seines Wertes verloren. Vorrangigstes Ziel der neuen bay-
erischen Regierung war nun zunächst die Beseitigung der in diesem Zusammen-
hang schon fast sprichwörtlich gewordenen „österreichischen Papiergeldflut“, der
Amt des Stubaier Landrichters am 30. Dezember 1812 von Joseph von Stolz. (Amtsübergabeproto-
koll Stolz-Schieder, 30. Dezember 1812, TLA, Generalkommissariat des Innkreises, Karton Nr. 24,
3/I/F-I/LG Stubai.) Zu Quirin Schieder ausführlicher: vgl. Kap. 6.2.3., Anm. 63.
234 Vgl. Vorwort von Andreas Alois Dipauli, 5. März 1814, Statistische Nachrichten vom Thale Stubay,
zusammengestellt von Andreas Alois Dipauli, TLMF-Bib., Dip. 1035/III; sowie: Anm. 196.
235 Darauf weist der Abschnitt K in Dipaulis „Statistische Nachrichten vom Thale Stubay“ hin, in dem
es laut Dipaulis Inhaltsverzeichnis um „Nachrichten von berühmten Stubayern“ geht. Es handelt
sich bei diesen „Nachrichten“ um ein Schreiben Michael Pfurtschellers an einen unbekannten Emp-
fänger. Da das Schreiben neben Informationen zu berühmten Stubaiern auch tagesaktuelle Ange-
legenheiten, wie die Einrichtung eines gemeindeübergreifenden Spitals oder Verlassenschaftsange-
legenheiten, berührt, dürfte es wohl nicht an die Redaktion des „Sammlers“, sondern eher an von
Stolz oder von Anreiter geschickt worden sein. Es fehlt außerdem jeder Hinweis, dass Dipauli und
Hörmann auch an Michael Pfurtscheller einen Fragenkatalog geschickt hätten. (Vgl. Michael Pfurt-
scheller zu „berühmten Stubaiern“, o. D., Statistische Nachrichten vom Thale Stubay, zusammenge-
stellt von Andreas Alois Dipauli, TLMF-Bib., Dip. 1035/III, Teil K.)
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435