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3.1. 1797 59
tung der Landesverteidigung in die Wege geleitet, die Bevölkerung auf die drohende
Kriegsgefahr eingestimmt. In Innsbruck und Bozen setzte man Schutzdeputationen
ein, Gremien, in denen Stände- und Guberniumsvertreter über die Belange der Lan-
desverteidigung beraten sollten. Es wurden nun Kompanien zur Landesverteidigung
gebildet, die gemeinsam mit dem K.K. Militär die Grenzen Tirols dicht machen
sollten. So befanden sich Ende Juni bereits etwa 7000 Milizionäre und Schützen im
Grenzeinsatz. Zu ersten kleineren Gefechten zwischen Landesverteidigern und fran-
zösischem Militär kam es dann Ende Juni 1796. Im Juli gab es erste kleine Erfolge der
österreichischen Truppen unter General Dagobert Graf von Wurmser8, das Ziel der
Befreiung des belagerten Mantua wurde jedoch nicht erreicht, eine Reihe von Nie-
derlagen folgte. Die französische Gegenoffensive begann Anfang September. Binnen
nur einer Woche wurde das Trentino weitgehend besetzt. Bereits am 5. September
zog Napoleon in Trient ein. Nach neuerlichen Entsatzversuchen von österreichischer
Seite fiel am 2. Februar 1797 dann auch noch die Festung Mantua nach monatelan-
ger Belagerung. Durch diesen Erfolg wurden für Napoleon die bis dahin um die Stadt
gebundenen Kräfte frei.
Am 13. März 1797 startete eine neue französische Großoffensive. Napoleon selbst
machte sich mit seiner Hauptstreitmacht aus der venezianischen Ebene in Richtung
Nordosten auf den Weg nach Wien, General Barthélemy-Catherine Joubert sollte
über Brixen und dann durch das Pustertal ziehen, um die linke Flanke des Vorstoßes
Napoleons zu sichern. Am 20. März beginnt Jouberts Vormarsch, am 23. ist er in
Bozen, am 26. wird Brixen besetzt.9
3.1.2. Quellen zu Michael Pfurtscheller und 1797
Im Zusammenhang mit den kriegerischen Ereignissen des Jahres 1797 wird Michael
Pfurtscheller erstmals auf einer breiteren Quellenbasis greifbar. Der damals 21-Jäh-
rige rückte mit dem Stubaier Landsturmaufgebot ins südliche Tirol aus:
Über 37 Jahre später, am 8. Oktober des Jahres 1834, wurde Michael Pfurtscheller
seitens des Landgerichtes Mieders aufgefordert, einen Bericht über die kriegerischen
Ereignisse der Jahre 1796 und 1797 vorzulegen.10 Im Zusammenhang mit der Er-
8 Dagobert Siegmund Graf Wurmser (1724–1797) hatte das Kommando über die kaiserliche Itali-
enarmee Mitte 1796 von General Jean-Pierre de Beaulieu (1725–1819) übernommen. (Vgl. Wurz-
bach, Lexikon, Bd. 1, 1856, S. 199; sowie Bd. 59, 1890, S. 1–7.)
9 Vgl. Kolb, Freiheitskampf 1796/97, 1957, S. 47–182; sowie: Fontana, Südtiroler Unterland, 1998,
S. 69–155; sowie: Schennach, Revolte, 2009, S. 97–101.
10 Michael Pfurtscheller leitet alle vorhandenen Versionen seines Berichts zu 1797 mit dem Verweis
auf die Anweisung des Landgerichtes Mieders vom 8. Oktober 1834 – Dekret Nr. 1068/25 – ein,
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435