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3.3. 1809 217
Lange brauchte man auf „weittere Befehle des Oberkommando“ nicht zu warten.
Noch am Tag der Niederlage am Bergisel rief Hofer von Steinach aus die gesamte
waffenfähige Mannschaft des Stubai auf, am 2. November erneut auszuziehen.689 Zur
Reaktion der Stubaier auf diesen Aufruf des Oberkommandanten finden sich keiner-
lei Quellen. In Anbetracht der Aussage Pfurtschellers, die Gemeindevorstehungen
des Tales hätten – wie erwähnt durch den Boten Joseph Lener – bereits vor dem 1.
November den Rückzug des Stubaier Aufgebotes aus den Stellungen am Bergisel ge-
fordert, erscheint es unwahrscheinlich, dass man dem Aufruf Hofers gefolgt wäre.690
Ohnehin änderte der Oberkommandant offensichtlich bereits am folgenden Tag
seine Meinung. Ein im Nachlass Pfurtschellers als Abschrift erhaltenes Schreiben
Hofers fordert dazu auf, sich bis auf weiteres ruhig zu verhalten:
„Da andere Umstände eingetretten und so eben ein Parlamentair nach Insbruck abgeschi-
cket worden, so sind bis weitere Ordre alle feindseligkeiten eingestellt.
Welches hiemit der Hr. Comandant Aschbacher und Thalguter samt den übrigen Coman-
danten zu beobachten und die übrigen Comandanten in der Gallwiese-Zirl, Kematen etc.
zu avisieren haben“691
Für Michael Pfurtscheller und die Stubaier war der Rückzug vom Bergisel am 1.
November das Ende der militärischen Beteiligung an der Erhebung des Jahres 1809.
In anderen Regionen, besonders südlich des Brenners und in Osttirol kam es noch
bis Ende des Jahres immer wieder zu Kämpfen. Die „militärische Pazifizierung“692
dauerte auch noch die ersten Monate des Jahres 1810 an.
3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales
Wesentliche erste Schritte der bayerischen Strategie zur Befriedung Tirols waren die
Entwaffnung der Bevölkerung sowie die Demonstration militärischer Stärke durch
1. November 1809 kurz: „Die Stubayer Rettirierten größtentheils über Natters-Mutters bis Raitis
– allwo man sich aufstellte, und erst gegen Abend Heimzukehren beschloß:“ (Vgl. Pfurtschellers
„Kurzgefaßte Beiträge zur Kriegsgeschichte“, o. D. [1838], TLA, Landtagsakten 1839, Fasz. 75, Nr.
1105, S. 14 [vgl. Anm. 6].)
689 Vgl. Oberhofer, Weltbild, 2008, S. 564.
690 Vgl. Pfurtscheller an „Hr. Professor“, 25. August 1833, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, III, Bund
2, Nr. 77.
691 Abschrift Befehlsschreiben Hofers, 2. November 1809, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, III, Bund
2, Nr. 74. – Dieses Schreiben Hofers ist in Andreas Oberhofers „Weltbild“ nicht ediert. (Vgl. Ober-
hofer, Weltbild, 2008.)
692 Vgl. Schennach, Revolte, 2009, S. 136.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435