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1.3. Quellen 37
1809, wie auch Teile der Korrespondenz mit Rapp, befinden sich daher heute in der
„Materialiensammlung Rapp“ im Tiroler Landesarchiv.108 Verwendet wurde in der
vorliegenden Arbeit auch noch ein weiterer Bericht aus dieser Quellensammlung,
verfasst vom Innsbrucker Joseph Patsch.109
Hinsichtlich eingehenderer Quellenkritik sei an dieser Stelle wiederum auf die
im jeweiligen Verwendungszusammenhang angestellten Überlegungen verwiesen.
Als grundlegend anzusehen, und deshalb an dieser Stelle eine dezidierte Erwähnung
wert, sind jedoch die Prämissen hinsichtlich der Arbeit mit derartigen Selbstzeug-
nissen zur Geschichte der Tiroler Erhebung, die Martin Schennach – auch unter
starker Bezugnahme auf ebendiesen Quellenkorpus – in seinem Buch „Revolte in der
Region“ formuliert hat.110 Zentral ist dabei die Berücksichtigung der strukturell-ge-
sellschaftlichen Rahmenbedingungen, in denen die Quelle entstanden ist – eine Pro-
blematik, der Schennach mittels einer systematischen Einteilung der von ihm bear-
beiteten Selbstzeugnisse nach deren Entstehungszeitpunkt zu begegnen versuchte.111
Daneben ist außerdem die Frage wesentlich, welche Motivationen und Intentionen
deren Verfasserin oder Verfasser zusätzlich zu beziehungsweise im Wechselspiel mit
äußeren Bedingungen antrieben. Es bleibt stets abzuwägen, in welchem Ausmaß die
Autorin oder der Autor eines Selbstzeugnisses ein „Ich“ vielmehr konstruiert, sich
selbst in „Erlebtem“ inszeniert, anstatt zu beschreiben.112 Anhand der Uneindeutig-
keit der Quellen in nahezu allen Belangen der folgenden Kapitel wird diese Proble-
matik noch mehrfach illustriert.
1.3.5. „Statistische“ Daten zum Stubaital
Besonders im Hinblick auf die wirtschaftliche Situation des Stubaitales im beob-
achteten Zeitraum wurde auf die Ergebnisse früher „statistischer“ Erhebungen zu-
108 Vgl. TLA, Materialiensammlung Rapp, Schuber 18 e. – Insgesamt umfasst die Materialiensamm-
lung Rapp 26 Schuber, wobei der letzte nicht aus dem Nachlass Rapps stammt, sondern lediglich
aufgrund inhaltlicher Nähe – es handelt sich um Archivalien mit 1809-Bezug – diesem hinzugefügt
wurde. Rapps 1809-Materialien finden sich in den Schubern 5 bis 21. (Vgl. TLA, Rep. B 395.)
109 Vgl. TLA, Materialiensammlung Rapp, Schuber 13, Hs. 7.
110 Vgl. Schennach, Revolte, 2009, S. 64–89. – Hinsichtlich der Debatte um die Begriffe „Selbstzeug-
nis“ und „Ego-Dokument“ sowie auch zur besonderen Vorsicht, die im Umgang mit dieser Quel-
lengattung angebracht ist, hat Andreas Rutz einen hilfreichen Aufsatz verfasst, auf den auch Mar-
tin Schennach verweist: Andreas Rutz, Ego-Dokument oder Ich-Konstruktion? Selbstzeugnisse als
Quellen zur Erforschung des frühneuzeitlichen Menschen, in: Zeitenblicke 1 (2002), Heft 2, [http://
www.zeitenblicke.historicum.net/2002/02/rutz/index.html], Zugriff am 22. August 2013.
111 Vgl. Schennach, Revolte, 2009, S. 73–83.
112 Vgl. Rutz, Ego-Dokument, 2002.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435