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194 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant
Übereinstimmung zwischen der Darstellung Pfurtschellers und der Literatur zu
den Kämpfen rund um Innsbruck im August 1809 ist zumindest hinsichtlich des
Ausganges der Gefechte gegeben. „Die Folge dieses Entscheidenden Treffen war der
Feindliche Rükzug bis Salzburg“, so Pfurtscheller.607
3.3.5.11. „Hofers Regiment“
Der Abzug der Bayern aus Innsbruck hinterließ ein Machtvakuum. Intendant von
Hormayr war gemeinsam mit dem österreichischen Militär Anfang August aus Tirol
abgezogen. „Wir sind völlig regierungslos. […] Und wir haben weder einen Herren
noch einen Richter“, so beschreibt Anton Knoflach die Situation in der Stadt, sich
darüber wundernd, dass es nicht wie im April zu Plünderungen und Ausschreitun-
gen gekommen war.608 Sehr schnell bekam das Land jedoch eine neue „Regierung“.
Andreas Hofer übernahm mit einem Stab vertrauter Mitarbeiter sowohl die zivile als
auch die „militärische“ Verwaltung des Landes.609
Eine der ersten Regierungshandlungen Hofers betraf die Organisation der Lan-
desverteidigung. Mittels gedruckter Proklamation vom 18. August 1809 wurden die
Gemeindevorsteher aufgefordert, Standeslisten über die waffenfähige Mannschaft
zwischen 18 und 60 Jahren in den jeweiligen Orten zu verfassen und sie in Kompa-
nien zu organisieren.610
Diese Proklamation erreichte auch die Gemeindevorsteher im Stubaital. Bereits
am 20. August wurde in Fulpmes die angeforderte Standesliste von Gemeindevorste-
her Michael Pfurtscheller fertiggestellt. Nach ansteigenden Hausnummern geordnet,
werden in diesem Verzeichnis alle waffenfähigen Männer im entsprechenden Alter
nach Lebensjahren, Beruf, Familienstand und vorhandener Bewaffnung beschrie-
ben.611 Vom selben Tag datiert außerdem eine Aufforderung Pfurtschellers an die
Fulpmer. Unter Bezugnahme auf „die neusten Befehle Löblicher Oberkommandant-
607 Entwurf Bericht Pfurtschellers betreffend 1809 an das LG Matrei, 18. März 1819, TLMF, Hist.
Samml., Nachl. MP, III, Bund 2, Nr. 79. – Nahezu wortgleich formuliert Pfurtscheller den Ausgang
der Kämpfe im August 1809 auch in seinem Bericht aus dem Jahr 1838. (Vgl. Pfurtschellers „Kurz-
gefaßte Beiträge zur Kriegsgeschichte“, o. D. [1838], TLA, Landtagsakten 1839, Fasz. 75, Nr. 1105,
S. 11 [vgl. Anm. 6].)
608 Schumacher, Knoflach’s Tagebuch, 1909, S. 51.
609 Vgl. Oberhofer, „Andere“ Hofer, 2009, S. 320–325; sowie: Schennach, Revolte, 2009, S. 372–389.
610 Vgl. Oberhofer, Weltbild, 2008, S. 289. – Anton Knoflach berichtet in seinem Tagebuch von dieser
Proklamation, die „an allen Hauptplätzen angeschlagen“ worden sei. (Vgl. Schumacher, Knoflach’s
Tagebuch, 1909, S. 51 f.)
611 Vgl. Beschreibung der waffenfähigen Mannschaft Fulpmes, 20. August 1809, TLMF, Hist. Samml.,
Nachl. MP, III, Bund 2, Nr. 54.
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Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435