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6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 391
November desselben Jahres dann auch im Boten für Tirol und Vorarlberg veröffent-
licht wurden:
„Vorzüglich schön ist eine Sammlung von Eisengeschmeid- und Stahlwaaren von Pfurt-
scheller zu Fulpmes in Tirol, in dessen Fabrik nicht nur alle Arten der nothwendigsten
Schneidewaaren, sondern auch die feinsten Messer und Werkzeuge verfertigt werden, deren
Vollkommenheit die Ansicht der Muster beweiset.“116
6.3.2. Die Handelskompanien
Auf den wahrscheinlichen Beginn der Metallwarenerzeugung im Stubaital sowie de-
ren Situation zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde bereits eingegangen. Mit Zu-
nahme der Produktion für ein immer weiter vergrößertes Absatzgebiet hatte sich
auch die Arbeitsteilung zwischen Produktion und Handel verstärkt, die Spezialisie-
rung auf jeweils eines der beiden Tätigkeitsfelder nahm zu. Die Entwicklung vom
Hausierer beziehungsweise „Kraxentrager“ über das Aufsuchen verschiedener Märkte
mit einem Fuhrwerk, vollbeladen mit Stubaier Metallwaren, hin zur Handelskompa-
nie mit mehreren Teilhabern, die Filialen im In- und Ausland erhalten, wird in der
Literatur in stets gleicher Weise nachgezeichnet. Besonders prägend für die Entwick-
lung des Handels mit Stubaier Metallwaren waren – vor allem in der zweiten Hälfte
des 18. Jahrhunderts – die eben genannten Handelskompanien: „Handelskompanien
auf der Basis mehrerer haftender Gesellschafter waren die typische Exporthandels-
form des 18. Jahrhunderts“, so schreibt Erich Egg über die zunehmende Spezialisie-
rung der Stubaier Händler.117
Wie diese Handelsgesellschaften im Einzelnen genau organisiert waren, lässt sich
nicht pauschal erörtern. Der folgende Versuch einer kurzen allgemeinen Analyse
stammt von Anton Kofler aus dem Jahr 1891. Kofler bezieht sich stark auf die oben
bereits eingehend thematisierten Ausführungen Josef von Hörmanns aus dem Jahr
1816:
„Die Gesellschaft bestand gewöhnlich aus einem Vorsteher, dessen Namen die Gesellschaft
als Firma führte, und mehreren Mitgliedern, welche nach Verhältnis ihrer Einlagen Ganz-
oder Halbkameraden hießen. Zur Gesellschaft gehörten auch die sogenannten Knechte
116 Der Kaiserlich Königlich privilegirte Bothe von und für Tirol und Vorarlberg, Nr. 88, 2. November
1820, S. 349. – Vgl. auch: Verzeichnis Zeugnisse, Urkunden und Diplome, TLMF, Hist. Samml.,
Nachl. MP, I, Bund 1, Nr. 47, Eintrag zum 16. Juni 1820.
117 Egg, Kleineisenindustrie, 1987, S. 234.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435