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3.2. 1799/1800, 1805 77
auch nur mit dem Landsturm ausgerückt war, eine kaiserliche Erinnerungsmedaille
zuerkannt, Gemeinen und Unteroffizieren in Silber, Offizieren in Gold. Während die
Schützen ihre Auszeichnungen bereits am 28. Mai 1798 in einer großen Zeremonie
in Innsbruck verliehen bekamen,101 wurden die erwähnten Gedenkmünzen, die jeder
Landesverteidiger erhielt, „uns Stürmer erst den 14 März 1799 durch Titl. Hrn. Jos.
v. Lanser [Landesoberst Josef von Lanser] in Mieders vertheilt“, so Pfurtscheller.102
Auch er erhielt eine dieser Erinnerungsmedaillen in Silber.
3.2. 1799/1800, 1805
3.2.1. Tirol und der zweite Koalitionskrieg
Der Friede währte nicht lange. Während am Rastatter Kongress über eine neue eu-
ropäische Friedensordnung beraten wurde, setzte Frankreich seine Expansionsbestre-
bungen fort. Darunter fallen die Ausrufung der Cisalpinischen und der Ligurischen
Republik als Satellitenstaaten Frankreichs, die Schaffung der Helvetischen Republik,
die Besetzung des Kirchenstaates inklusive Ausrufung der Tiberinischen Republik,
die Eroberung Maltas und Napoleons Ägyptenexpedition. Dagegen formierte sich
Ende des Jahres 1798 eine neue Koalition aus England, Russland, Österreich, Portu-
gal, Neapel und dem Osmanischen Reich. Frankreich reagierte prompt und begann
am 1. März 1799 den Krieg gegen die Koalition. Während auf den Hauptkriegs-
schauplätzen in Süddeutschland und Oberitalien die französischen Bemühungen an-
fänglich nicht von großem Erfolg gekrönt waren, gab es in der Schweiz und an der
Westgrenze Tirols in den ersten beiden Märzwochen die ersten Erfolge.
Anfang 1799 waren die Landesgrenzen Tirols also wieder von französischen Trup-
pen bedroht. Diesmal jedoch nicht wie noch 1797 von Süden, sondern hauptsächlich
von Westen her, aus Graubünden. Anfang März wurden die dort und in Vorarl-
berg stationierten österreichischen Truppen von französischen unter dem Oberkom-
mando von General André Masséna angegriffen und zurückgedrängt. Sein Auftrag
war, eine Verbindung zwischen den beiden französischen Armeen in Oberitalien und
Süddeutschland herzustellen. Zu diesem Zweck sollte er auch Tirol besetzen und
sichern. Die Österreicher stellten sich dem Gegner auf einer Linie von südlich des
Alpenhauptkammes bis zum Gardasee, verstärkt jedoch im oberen Vinschgau entge-
101 Vgl. Kolb, Freiheitskampf 1796/97, 1957, S. 840–850.
102 Entwurf Pfurtschellers zu 1797, Oktober 1834, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, III, Bund 1, Nr.
19, S. 18.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435