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5.3. Michael Pfurtscheller als Familienvater 349
„Von den Aeltern bin ich aufgefordert, nicht minder fordere ich Dich in meinem Nahmen
auf, […] über die Landes Graenzen, wenn ihr freiwillig aufgefordert werdet ja nicht zu
gehen, dieses Versprechen fordere ich von Deiner Bruderliebe zu meiner Beruhigung; […]
– ich beschwöre Dich meiner Seitte Gehör zu geben.“164
Michael Pfurtscheller selbst erkundigt sich indes lediglich mehrfach nach der Ge-
sundheit seines Sohnes und der ausgerückten Mannschaft.165 Franz’ Schwester Anna
verfolgte mit großer Anteilnahme die Ergebnisse an der südlichen Landesgrenze in
der Schützenzeitung:
„Mit größter Neugierde warten wir immer auf die Zeitungen, besonders in der Schützen-
zeitung ist mehreres zu lesen, ja wenn von Euch was drinsteth kommen mir immer die
Thränen in die Augen und mit innigster Theilnahme lese selbe […].“166
Es lässt sich in Anbetracht der eben auszugsweise wiedergegebenen Quellen ein in-
niges Verhältnis zwischen den jeweiligen Akteuren und also wohl auch innerhalb
der Familie Pfurtscheller konstatieren. Konkrete Aussagen darüber, wie nun Michael
Pfurtscheller seine Rolle als Vater ausfüllte, lassen sich – wenig überraschend – auch
angesichts der erwähnten Quellenstellen weiterhin nicht treffen.
5.3.4. Die Ausbildung der Söhne Michael Pfurtschellers
Nicht nur die emotionale Komponente der Erziehung seiner Kinder ist im Hinblick
auf den Vater Michael Pfurtscheller von Interesse. Ebenso ist es die Frage nach der
Ausbildung, die Pfurtscheller und seine Ehefrauen für ihren Nachwuchs vorsahen.
In besitzenden und gebildeten Bürgerfamilien des 18. Jahrhunderts habe sich eine
Verschiebung der Ausbildung, weg von der Mithilfe in der Hauswirtschaft, hin zu
schulischer und beruflicher Ausbildung vollzogen, der vor allem die Buben betraf, so
schreibt Richard van Dülmen.167 Diese Form der auf den späteren Beruf ausgerichte-
ten Erziehung lässt sich in der Familie Pfurtscheller beobachten. Zwar fehlen in den
Quellen dezidierte Hinweise darauf, wie und wo die Söhne Michael Pfurtschellers –
der bereits erwähnte Alois Pfurtscheller mit seiner Ausbildung zum Landschaftsmaler
164 Johann Pfurtscheller an Franz Pfurtscheller, 2. Mai 1848, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, IV,
Bund 1, Nr. 55.
165 TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, IV, Bund 1, Nr. 53 u. 55.
166 Anna Pfurtscheller an Franz Pfurtscheller, 29. Mai 1848, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, IV, Bund
1, Nr. 118.
167 Vgl. Van Dülmen, Kultur und Alltag 1, 1999, S. 114.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435