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4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal
„Und was durch mich seit den Wasserunglük 1807 bis zum Jahr 1818 geschah, wolle man
zurückdenken? wie viel Zeit ich der Gemeinde uneigennützig opferte. […]
Zur Zeit der Kriegsgefahren war ich Tag und Nacht bemühet, Übel von der Gemeinde
abzuwenden, oder daß kleinere zu erzweken.
Ohne meinen Eifrigen Bestreben, und ergiebigen selbst beiträgen – würden die Lösch-
geräthe samt behältnis und Archiv nicht Vorhanden sein. Welcher Kirchenprobst hat das
Gotteshaus verschönern lassen, und auf Eigenen Kosten Parimete [gemeint sind wohl „Pa-
ramente“] angeschaft; durch mein Andringen ließ der damalige Luz Anton gleichzeitig die
Kirche decken.
Welcher Familie hat Vulpmes die Ergiebigste Mildenstiftung zu Almosen Anstalt und
Schuldienst zu verdanken? Wer hat zur Kirchenmusik etwas gestiftet?
Überleget welche schwierige Arbeit Falbesoner1 und ich aus wahren Eifer für Gemeinde
Wohl übernohmen haben. Dreisig jährige Fehler welche sich bej den mehrfältigen Wech-
sel der Obrigkeit in Geistlichen Stiftsachen hier einschlichen – anzuregen und Wohllobl.
Kreisamte zu melden: [...] Damit auch die Gemeinde einmal weiß, wie viel diese Priester
pfründe jährlich tragt; man war Geistlicherseits von jeher bemühet – uns den reinen Ziffer
zu verdunkeln
Ich frage euch – welche Nachbarn hatten den Muth gehabt, solches zu unternehmen, und
welchen Dank haben zu hoffen? Vielleicht gar Prügel?“2
Nach einer offensichtlich kontroversen Gemeindeversammlung am 18. Dezember
1836 machte Pfurtscheller seinem Ärger über seine „Feinde, [die] die Gall ausliessen,
und durch plumpes Betragen mich [ihn] absichtlich reizten“ in diesem Schreiben
an die Gemeindevorstehung Luft. Entzündet hatte sich der Streit auf der tags zuvor
abgehaltenen Gemeindeversammlung – soweit sich aufgrund des Schreibens Pfurt-
1 Welcher „Falbesoner“ hier gemeint ist, lässt sich nicht bestimmen. Wahrscheinlich bezieht sich
Pfurtscheller jedoch entweder auf den im Zusammenhang mit den Ereignissen 1809 bereits ge-
nannten Gemeindebeisitzer Michael Falbesoner (Vgl. Kap. 3.3.5.5.) oder aber auf Georg Falbesoner,
einen seiner Nachfolger im Amt des Gemeindevorstehers. (Vgl. z. B. TLA, VB Stubai, 34/262,
34/268 u. 34/273. – Dies sind nur einige Beispiele für Bände des Stubaier Verfachbuches, in denen
sich mehrere Schriftstücke finden, die von Georg Falbesoner als Gemeindevorsteher von Fulpmes
unterzeichnet wurden.)
2 Entwurf Pfurtscheller an Gemeindevorstehung Fulpmes, 19. Dezember 1836, TLMF, Hist. Samml.,
Nachl. MP, II, Bund 1, Nr. 34.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435