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2.3. Wander- und Lehrjahre 51
Kurrentschrift; von der Rechenkunst die 5 Species33 und die einfache Regel de tri [das sind
einfache Schlussrechnungen]. C. Die für das Landvolk gehörige Anleitung zur Rechtschaf-
fenheit, und zur Wirthschaft nach Maaßgabe des hierzu verfaßten Büchleins.“34
Wenn Michael Pfurtscheller nun, wie aus von ihm verfassten Berichten zu den Er-
eignissen des Jahres 1809 hervorgeht, tatsächlich Italienisch und Französisch gespro-
chen hat und das lateinische Alphabet schreiben und lesen konnte, so hat er diese
Fähigkeiten sicherlich nicht im Rahmen der zu seiner Zeit konventionellen Schulbil-
dung in Fulpmes erworben.35
2.3. Wander- und Lehrjahre
„Michael Pfurtscheller erhielt seine kaufmännische Ausbildung in Triest: spätere Geschäfts-
reisen nach Vorarlberg und in die Schweiz erweiterten seinen Gesichtskreis und vermehrten
seine Welt- und Menschenkenntnis.“36
Diese wenigen Zeilen sind der einzige Befund über den Ausbildungsweg und die
Jugendjahre Michael Pfurtschellers. Sie stammen von Adolf Hueber, der sie Ende des
19. Jahrhunderts ohne jegliche Quellenangabe aufschrieb.37 Eine Überprüfung dieser
Aussagen über die Ausbildung Michael Pfurtschellers ist daher nicht möglich.38 Den-
33 Die „5 Species“ umfassen das „Numeriren“ – also das Zählen –, die Addition, die Subtraktion, die
Multiplikation und die Division. (Vgl. [Heinrich Braun], Anfangsgründe der Rechenkunst. Auf
churfürstl. Höchsten Befehl zum Gebrauch der deutschen Schulen herausgegeben für die V. Classe
der Kinder, München 1770.)
34 [Kropatschek], Sammlung aller k.k. Verordnungen und Gesetze, Bd. 7, 1786, S. 124.
35 Vgl. Pfurtscheller an Rapp, 29. Juli 1839, TLA, Materialiensammlung Rapp, Schuber 18 e, Nr. 2;
sowie: Pfurtscheller an Rapp – Nachtrag und Ergänzung zur Schilderung von 1819, o. D., TLA,
Materialiensammlung Rapp, Schuber 18 e, Nr. 9; sowie ausführlicher aus diesen Berichten zu Pfurt-
schellers Sprachkenntnissen: Kapitel 3.3.5.3.
36 Hueber, Michael Pfurtscheller, 1891, S. 5.
37 Hueber gibt am Anfang seines Werks über Pfurtscheller mehrere verschiedene schriftliche Quel-
len an. (Vgl. TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP; sowie: Pfarrarchiv Fulpmes; sowie: J. Egger, Ge-
schichte Tirols 3, 1880; sowie: Eberle, Eine Tiroler Schützen-Kompagnie, 1849; sowie: Gesellschaft
von Freunden des Stubeithales (Hg.), Stubei, 1891; sowie: Rapp, Tirol 1809, 1852.) Neben diesen
schriftlichen Quellen beruft sich Hueber jedoch auch noch auf „mündliche Erhebungen in seinem
[Michael Pfurtschellers] Heimatdorfe“. (Vgl. Hueber, Michael Pfurtscheller, 1891, S. 4.) Über die
Herkunft der einzelnen im Text vermittelten Informationen geben jedoch weder Fußnoten noch
Ähnliches Auskunft.
38 Eine Überprüfung der von Hueber angegebenen schriftlichen Quellen bleibt in dieser Hinsicht
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435