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„Das Sampling ist an den Gruppen orientiert, deren Perspektiven auf den Gegenstand
für seine Analyse besonders aufschlussreich erscheinen und die damit vorab festgelegt
[…] und nicht – wie bei Strauss – aus dem Stand der Interpretation abgeleitet werden.
Theoretisches Sampling findet dann jedoch innerhalb der Gruppen bei der Auswahl der
konkreten Fälle statt.“459
Das thematische Kodieren wird als mehrstufiges Vorgehen bei der Interpretation des
Materials angewendet. Im ersten Schritt werden die Fälle in einer Reihe von Ein-
zelfallanalysen interpretiert. Kurzbeschreibungen des jeweiligen Falls, die das Motto
des Falls, eine Darstellung der Personen im Hinblick auf die Fragestellung und die
zen tralen Themen benennen, ermöglichen eine erste Orientierung und haben heuristi-
schen Wert für die anschließenden Analysen.460 Das Vorgehen orientiert sich an einer
vertiefenden Analyse am einzelnen Fall. Dadurch bleibt der „Sinnzusammenhang
der Auseinandersetzung der jeweiligen Person mit dem Thema der Untersuchung“461
erhalten. Für den einzelnen Fall wird ein Kategoriensystem entwickelt und weiter aus-
gearbeitet, indem in Anlehnung an Strauss offen und dann selektiv kodiert wird.
„Selektive Kodierung zielt hier weniger auf die Entwicklung einer gegenstandsbe-
zogenen Kernkategorie über alle Fälle hinweg als auf die Generierung thematischer
Bereiche und Kategorien zunächst für den einzelnen Fall. Nach den ersten Fallanalysen
werden die dabei entwickelten Kategorien und die thematischen Bereiche, auf die sie
sich in den einzelnen Fällen beziehen, miteinander abgeglichen. Daraus resultiert eine
thematische Struktur, die für die Analyse weiterer Fälle zugrunde gelegt wird, um
deren Vergleichbarkeit zu erhöhen.“462
Ähnliche Kodierungen werden in einzelnen Gruppen zusammengefasst und spe-
zifische Themen für jede der Gruppen herausgearbeitet. „Aus dem konstanten Ver-
gleich der Fälle auf der Grundlage der entwickelten Struktur lässt sich das inhaltliche
Spektrum der Auseinandersetzung der Interviewpartner mit den jeweiligen Themen
skizzieren.“463 Das Verfahren des Thematischen Kodierens
„modifiziert den Ansatz von Strauss (1991) für Untersuchungen, die Theorieentwick-
lung ausgehend von einem theoretischen Konzept der Verteilung von Perspektiven auf
einen bestimmten Gegenstand oder Prozess betreiben. Dabei werden gruppenspezifi-
sche Gemeinsamkeiten und Unterschiede identifiziert und analysiert. Im Gegensatz
zu Strauss’ Vorgehen werden hier fallbezogene Analysen im ersten Schritt und erst im
zweiten Schritt fallübergreifende (Gruppen-)Vergleiche durchgeführt. Durch die Ent-
wicklung einer im Material begründeten thematischen Struktur für die Fallanalyse und
-vergleiche soll die Vergleichbarkeit der Interpretationen erhöht werden. Gleichzeitig
459 Ebd.
460 Vgl. ebd., 403.
461 Ebd., 403f.
462 Ebd.
463 Ebd., 407.
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Title
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Subtitle
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Author
- Helena Stockinger
- Publisher
- Waxmann Verlag GmbH
- Location
- Münster
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Size
- 16.5 x 23.5 cm
- Pages
- 280
- Category
- Geisteswissenschaften
Table of contents
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279