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ösen Gewohnheiten reagierten. Die Schülerinnen und Schüler wurden nicht aus der
Schule ausgeschlossen, aber ihre Religion, ein für sie bedeutender Bereich in ihrem
Leben, kam im Schulalltag nicht vor.727 Religiöse Kinder fühlen sich manchmal nicht
in der Lage, die Bedeutung ihres Glaubens in der Schule zu kommunizieren.
„In one school participating in a recent Warwick project, for example, it was noticed
that the evangelical Christian students did not talk about their religion in class. Their
teachers observed that ‚they generally keep their head down‘ or ‚we try to give them a
chance to say their piece in lessons [but] they’re usually quiet.‘“728
Versucht eine Organisation, religiöse Differenz anzuerkennen, kann es für Kinder und
Eltern einfacher sein, ihre eigene Religion und religiösen Ausdrucksformen zu thema-
tisieren, sofern sie das möchten. Deutlich wird die Bedeutung der Organisationskultur
auch in einem Gespräch mit Hopi-Kindern, das von Robert Coles729 aufgezeichnet
wurde. Dieser führte Gespräche mit Hopi-Kindern an einer Schule, wobei die Kin-
der bei diesen „nicht mit dem Herzen“ dabei waren. Er bekam den Hinweis einer
Hopi-Mutter, dass die Kinder durch seine längere Anwesenheit noch weniger bereit
sein werden, Antworten zu geben und die Kinder in der Schule niemals darüber reden
würden, „was in ihrem privaten Bereich läuft. Hier lernen sie Lesen und Schreiben
und Rechnen, aber das ist alles. Das, wonach Sie sie fragen, sind Gedanken, die sie
draußen lassen, wenn sie hier hereinkommen.“730 Daraufhin besuchte er die Kinder
in ihrem Zuhause, wo die Kinder nach ein bis zwei Monaten einen anderen Eindruck
machten, sie lächelten, begannen Gespräche und zeigten ihm Plätze, die ihnen wichtig
waren.731
„Zum Beispiel hörte ich schließlich (im Jahre 1975) folgendes von einem Hopi-
Mädchen, die ich schon fast zwei Jahre kannte: ‚Der Himmel sieht uns und hört uns
zu. Er spricht mit uns, und er hofft, daß wir bereit sind zu antworten. Eine von den
Lehrerinnen hat uns erzählt, daß im Himmel der Gott der ‚Anglos‘ wohnt. Sie hat uns
gefragt, wo unser Gott lebt. Ich sagte: Ich weiß es nicht. Ich hab’ die Wahrheit gesagt!
Unser Gott ist der Himmel und lebt überall, wo der Himmel ist. Unser Gott ist auch
die Sonne und der Mond. Und unser Gott ist unser Volk [das der Hopi], solange wir
hier bleiben [auf dem geweihten Land]. Hier ist der Ort, wo wir sein sollen, und wenn
727 Vgl. ebd., 18.
728 Ipgrave, Julia (2013): The Language of Interfaith Encounter. Religion & Education 40(1),
35–49, 47.
729 Robert Coles führte Gespräche mit Kindern aus verschiedenen Ländern, wobei die
Kinder mindestens in die Grundschule, aber noch nicht in die High School gingen.
Diese religiösen Zeugnisse von großteils acht- bis zwölfjährigen und einigen sechs- oder
dreizehnjährigen Kindern wurden von ihm über dreißig Jahre gesammelt und in seinem
Werk „Wird Gott naß, wenn es regnet“ beschrieben (vgl. Coles, Robert (1992): Wird Gott
naß, wenn es regnet).
730 Ebd., 321.
731 Vgl. ebd., 322.
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Title
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Subtitle
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Author
- Helena Stockinger
- Publisher
- Waxmann Verlag GmbH
- Location
- Münster
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Size
- 16.5 x 23.5 cm
- Pages
- 280
- Category
- Geisteswissenschaften
Table of contents
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279