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Sprechen verlangt von den Schülerinnen und Schülern, sich in zunehmendem Maß auf
die jeweilige Sprechsituation einzustellen und dabei auch unterschiedliche Leistungen
von Standardsprache und Herkunftssprachen zu erfahren. In geeigneten Gesprächs-
(Partner-, Kleingruppen-, Klassengespräch …) und Redeformen (spontanes, vor-
bereitetes und textgebundenes Sprechen) sollen die Schülerinnen und Schüler die
Wirkungsweise verschiedener verbaler und nonverbaler Ausdrucksmittel erleben.
(Lehrplan der Sekundarstufe I, S. 2)
Es bleibt unklar, ob hier mit „Herkunftssprache“ auch dialektale bzw. umgangs-
sprachliche oder andere Varietäten der deutschen Sprache gemeint sind oder
andere Erstsprachen. Im Abschnitt „Besondere didaktische Grundsätze, wenn
Deutsch Zweitsprache ist“ ist von der deutschen Standardsprache die Rede
– ein
Hinweis darauf, dass auch den Sek. I-Deutschlehrplänen eine eher monozentrische
Sichtweise zugrunde liegt: „Aussprache und Intonation sollen der deutschen
Standardsprache möglichst nahe kommen. Neben der Lautsicherheit ist ein in
Rhythmus, Melodieführung und Sprechtempo möglichst natürlicher Sprechton
anzustreben.“ (Lehrplan der Sekundarstufe I, S.3)
Ist in den Lehrplänen von Normen die Rede – meist werden die Ausdrücke
„Sprach- und Schreibnormen“, „Sprach- und Schreibrichtigkeit“, „richtig“, und
„sprachrichtig“ gebraucht –, dann bleibt es unklar, worauf sich die erwähnten
Kriterien beziehen. Im Abschnitt „Besondere didaktische Grundsätze, wenn
Deutsch Zweitsprache ist“ wird beispielsweise vorgeschrieben, dass Schülerinnen
und Schüler „bestimmte Sprachnormen“ einzuhalten haben, was eine sehr vage
und eigentlich sehr unbestimmte Anweisung ist; ähnlich verhält es sich mit „der
richtigen Aussprache“, die im selben Kapitel thematisiert wird. Es wird an keiner
Stelle erläutert, welche Norm gemeint ist; so bleibt es letztlich den Lehrenden
überlassen, diese Normen nach eigenem Ermessen zu definieren:
Die Schulung der mündlichen Ausdrucksfähigkeit (einschließlich der richtigen Aus-
sprache und Intonation) soll einen Schwerpunkt im Unterricht von Deutsch als Zweit-
sprache bilden. Der Spracherwerb ist dabei als Prozess zu verstehen, in dessen Verlauf
die Schülerinnen und Schüler befähigt werden, sprachliche Mittel selbstständig einzu-
setzen und bestimmte Sprachnormen einzuhalten. (Lehrplan der Sekundarstufe I, S.
3)
Die einzige Form der Konkretisierung der normrelevanten Zielvorgaben ist eine
Empfehlung im Teil „Besondere didaktische Grundsätze, wenn Deutsch Zweit-
sprache ist“, wonach den SchülerInnen Nachschlagetechniken in „österreichischen
und zweisprachigen Wörterbüchern“ beizubringen sind. Welche Wörterbücher
konkret gemeint sind, bleibt unklar.
Die Analyse der Lehrpläne von AHS Unterstufe, NMS und HS führt zum
Ergebnis, dass zwar von Varietäten und Normen die Rede ist, diese jedoch nicht
näher definiert werden und es somit unklar bleibt, worauf sie sich genau beziehen.
Deutschlehrpläne
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Österreichisches Deutsch macht Schule
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
- Title
- Österreichisches Deutsch macht Schule
- Subtitle
- Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
- Authors
- Rudolf de Cillia
- Jutta Ransmayr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20888-4
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 266
- Keywords
- Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- 1 Einleitung 10
- 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
- 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
- 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
- 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
- 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
- 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
- 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
- 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
- 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
- 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
- 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
- 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
- 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
- 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
- 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
- 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
- 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
- 6.2.3 Sprache – Identität 154
- 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
- 6.3 Korrekturverhalten 163
- 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
- 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
- 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
- Anhang 232
- Literatur 237
- Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
- Sachregister 256