Page - 73 - in Österreichisches Deutsch macht Schule - Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Image of the Page - 73 -
Text of the Page - 73 -
beschäftigt sich mit Normen, normativer Sprachrichtigkeit und mit der Standard-
sprache, indem es beispielsweise heißt, dass „auch auf die normative Sprachrich-
tigkeit im Sinn eines unterstützenden Sprachtrainings Deutsch besonderer Wert
zu legen“ ist (Didaktische Grundsätze, S. 1) und die SchülerInnen „schrittweise
unter besonderer Beachtung der Regelhaftigkeit die Standardsprache gewandt
schriftlich und mündlich einsetzen können.“ (Bildungs- und Lehraufgabe, S. 1)
Letztlich werden die groben Zielvorgaben und Erwartungen aber ebenfalls nicht
näher beschrieben und operationalisierbar gemacht.
Ein ähnliches Bild ergibt im Übrigen der Lehrplan der Bildungsanstalt für
Kindergartenpädagogik BAKIP (jetzt BAfEP). Der Bildungsplan- Anteil zur sprach-
lichen Förderung in elementaren Bildungseinrichtungen legt großen Wert auf
Respekt gegenüber und Förderung von Erstsprachen von Kindern, was sowohl
andere Erstsprachen als Deutsch, als auch Dialekt und Umgangssprache betrifft.
Konzepte zur Beschreibung sprachlicher Variation und zum Umgang damit wer-
den auch hier nicht näher thematisiert.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass den Deutschlehrplänen der
österreichischen Schulen kein klares Konzept hinsichtlich der Konzeptualisierung
räumlicher Variation des Deutschen zugrunde liegt, da weder die Plurizentrik
noch andere Konzepte genannt werden.
In allen Lehrplänen der Volksschule, Sekundarstufe I und Sekundarstufe II
werden zwar Varietäten (Dialekt, in der VS v. a. Mundart; Umgangssprache) thema-
tisiert, allerdings eher unsystematisch, und die Standardsprache wird meist im
Sinn einer deutschen Standardsprache in den Lehrplänen erwähnt. Einzig der
Oberstufenlehrplan nennt an einer Stelle explizit die österreichische Standardspra-
che des Deutschen. Dieser Hinweis wird jedoch anschließend nicht näher erläu-
tert bzw. es wird an keiner anderen Stelle des Lehrplans daran angeknüpft. Alle
Lehrpläne haben gemeinsam, dass es mangels konkreter Bezüge dem Ermessen
der einzelnen LehrerInnen obliegt, wie sie in der Praxis mit Fragen zu Normen,
Standard und Varietäten umgehen.
Somit bieten weder der Oberstufenlehrplan noch die anderen Lehrpläne
DeutschlehrerInnen ein theoretisches oder praktisches Orientierungsgerüst für
den Umgang mit Varietäten.
4.2 Studienpläne für die Ausbildung von DeutschlehrerInnen
Ausgehend von unserer Hypothese, dass nationale/staatsspezifische bzw. soziolingu-
istische Varietäten in den Studienplänen der Ausbildungsinstitutionen für angehende
PädagogInnen kaum Berücksichtigung finden, haben wir die Studienpläne der Lehre-
rInnenausbildung in Hinblick auf folgende Leitfragen näher in den Blick genommen:
– Ist der Umgang mit staatsspezifischen Normen ein Thema in den Curricula
der PHs und Universitäten? Studienpläne für die Ausbildung von DeutschlehrerInnen
| 73
Österreichisches Deutsch macht Schule
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
- Title
- Österreichisches Deutsch macht Schule
- Subtitle
- Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
- Authors
- Rudolf de Cillia
- Jutta Ransmayr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20888-4
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 266
- Keywords
- Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- 1 Einleitung 10
- 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
- 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
- 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
- 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
- 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
- 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
- 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
- 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
- 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
- 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
- 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
- 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
- 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
- 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
- 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
- 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
- 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
- 6.2.3 Sprache – Identität 154
- 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
- 6.3 Korrekturverhalten 163
- 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
- 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
- 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
- Anhang 232
- Literatur 237
- Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
- Sachregister 256