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Österreichisches Deutsch macht Schule - Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
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Page - 82 - in Österreichisches Deutsch macht Schule - Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm

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beispielsweise: „Versuche einem Deutschen das ‚österreichische Deutsch‘ Schritt für Schritt beizubringen“. Als Beispiele für Doubletten finden sich u. a. „Gschlader“  – „ungenießbares Getränk“; „Gstätten“  – „ungepflegtes Grundstück“; „Gschrapp“  – „Kind“; „Dippel“  – „Beule“ und „Jauckerl“  – „Injektion“; diese fünf Beispiele sind als dialektal oder Grenzfälle des Standard einzuordnen. Auch „Hutsche“  – „Schaukel“, „sich einhaun“  – „sich einschmeicheln“, „matschkern“  – „sich beschweren“ fin- den sich in diesem Teil (Basisteil Plus, S.  152). Die Variation wird dabei nicht mit Unterschieden zwischen österreichischer Standardvarietät und deutschem Deutsch erklärt, sondern mit der Opposition „auf gut Österreichisch“ versus  – „heißt auf gut Deutsch“ (Basisteil Plus, S.  152). Das Lehrwerk „Deutschstunde 4“ thematisiert zwar die staatsspezifische Variation in expliziter Form, erweckt dabei allerdings den Eindruck von einem „lustigen“ österreichischen Deutsch, das im Gegensatz zum bundesdeutschen Deutsch eine Fülle von non- standardsprachlichen Aus- drücken aufweist. Auch der Serviceteil liefert keine Hintergrundinformationen rund ums österreichische Deutsch oder um die Plurizentrik. In vielen Texten dieser Lehrbuchserie sind spezifische und unspezifische Aus- triazismen/Deutschlandismen/Helvetismen vorzufinden, die allesamt unkom- mentiert bleiben, was  – und das sei hier wiederholt  – bei aus der Alltagssprache stammenden Austriazismen (z. B. Schularbeit, einen Dreier/Vierer  …, heuer, Kopfpolster, Matura, Zuckerl, Semmel, Beilagen, Fallergänzung, Umstandsergän- zung, Artergänzung, Beistrich, das geht mich echt an, einen Fleck bekommen, jem. angreifen (= Deutschland, Schweiz anfassen), Gendarm, Schlawiner, Tuchent, Paradeiser, Kehrricht, Corner, Goal, Dreiradler, Plastiksack, Skihaube, patzen, Pickerl, Briefträger, Kasten, Hausverstand, sich niederlegen) naheliegend erscheint, sich jedoch bei manchen spezifischen und unspezifischen Deutschlandismen, die den SchülerInnen zwar sicherlich rezeptiv bekannt sind, aber deren Ein- ordnung unklar sein könnte, anbieten würde (z. B. pusten, Imbissbude, Mütze, Selbstbedienungsladen, Ladenbesitzer, Laden, Kippe, Gardine, Kommasetzung, eine SMS schreiben, Hefe, Bollerwagen, erkältet, Junge, zur Schule gehen, eine Zwei würfeln, Stuhl, Postbote). Die plurizentrische Variation der deutschen Sprache und österreichisches Deutsch kommen auch in keinem der analysierten Serienteile des dritten Lehr- werks der Sekundarstufe I „ganz klar: Deutsch“ zur Diskussion. Im Beiheft „Fit und kompetent“ ist von einer Standardsprache die Rede, was auf eine monozentrische Sichtweise hindeutet. Abgesehen davon beschäftigt sich „ganz klar: Deutsch 4“ zwar mit soziolinguistischer Variation (Dialekt, Umgangssprache, Standardsprache), klammert aber den Bereich der standardsprachlichen Variation im Deutschen aus. Auch der Serviceteil liefert keine Hintergrundinformationen oder Verweise auf den Umgang mit diesem Thema. Das Lehrbuch bespricht relativ ausführlich die Frage der Varietäten (Dia- lekt, Mundart, Umgangssprache, Standardsprache, Jugendsprache, Fachsprachen oder Gruppensprachen/Soziolekte). So sollen in einer Übung die SchülerInnen Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO. KG, WIEN KÖLN WEIMAR |  Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten82
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Österreichisches Deutsch macht Schule Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
Title
Österreichisches Deutsch macht Schule
Subtitle
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Authors
Rudolf de Cillia
Jutta Ransmayr
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20888-4
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
266
Keywords
Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
Category
Lehrbücher

Table of contents

  1. 1 Einleitung 10
  2. 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
    1. 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
    2. 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
      1. 2.2.1 Die deutsche Sprache in Österreich 19
    3. 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
    4. 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
      1. 2.4.1 Plurizentrik 24
      2. 2.4.2 Pluriarealität 31
      3. 2.4.3 Plurizentrisch – Pluriareal? 39
    5. 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
    6. 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
    7. 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
    8. 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
  3. 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
    1. 3.1 Zentrale Fragestellungen 61
    2. 3.2 Untersuchungsdesign 63
  4. 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
    1. 4.1 Deutschlehrpläne 68
    2. 4.2 Studienpläne für die Ausbildung von DeutschlehrerInnen 72
    3. 4.3 Deutsch-Lehrwerke 75
    4. 4.4 Zusammenfassung der Lehrwerksanalysen 85
    5. 4.5 Zusammenfassung der Dokumentenanalyse 87
  5. 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
    1. 5.1 Fragebogenerhebung 89
    2. 5.2 Fragebogenerhebung: Stichprobe der LehrerInnen 93
    3. 5.3 Fragebogenerhebung: Stichprobe der SchülerInnen 103
    4. 5.4 Interviews mit LehrerInnen 114
    5. 5.5 Gruppendiskussionen 115
    6. 5.6 Teilnehmende Beobachtungen 117
  6. 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
    1. 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
      1. 6.1.1 Wie wird die Mehrheitssprache in Österreich benannt? 120
      2. 6.1.2 Mit welchen Varietäten wird österreichisches Deutsch assoziiert? 124
      3. 6.1.3 Unterschiede im Deutschen aus der Perspektive von LehrerInnen und SchülerInnen 131
      4. 6.1.4 Deutsch als plurizentrische Sprache? 135
    2. 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
      1. 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
      2. 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
      3. 6.2.3 Sprache – Identität 154
      4. 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
    3. 6.3 Korrekturverhalten 163
      1. 6.3.1 Normen und Korrektur bei schriftlicher Kommunikation im Deutschunterricht 163
      2. 6.3.2 Normen und Korrektur bei mündlicher Kommunik ation im Deutschunterricht 179
      3. 6.4 Sprachverwendung: Präferenz von Deutschlandismen/ Austriazismen 181
    4. 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
      1. 6.5.1 Thematisierung des österreichischen Deutsch im Unterricht 211
    5. 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
  7. 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
    1. 7.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 221
    2. 7.2 Schlussfolgerungen und Empfehlungen 227
  8. Anhang 232
  9. Literatur 237
  10. Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
  11. Sachregister 256
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