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ausgewiesen; äußerst selten wurde jedoch eine Kurzbiographie des Autors/der
Autorin beigefügt. In keinem der untersuchten Lehrwerke finden sich Verweise
auf das Österreichische Wörterbuch oder andere Nachschlagwerke wie z. B. das
Variantenwörterbuch, auf den Kodex des österreichischen Deutsch. Auch hier
bestätigt sich letztlich unsere Annahme, dass die Konzeption des Deutschen als
plurizentrische Sprache in den Lehrwerken entweder nur eine marginale oder
überhaupt keine Rolle spielt.4
Die analysierten Schulbücher sind im Übrigen durchgängig als Bücher für
Deutsch als Muttersprache konzipiert. Die Tatsache, dass Deutsch für einen großen
Teil (ca. ein Viertel) der SchülerInnen Zweitsprache ist, kommt nicht zum Tragen,
und auch der bildungssprachliche Aspekt wird nicht explizit thematisiert. So ent-
steht der Eindruck, dass sich auch die Entwicklung der Sprachdidaktik in den
letzten 10 bis 15
Jahren in Richtung eines integrativen Sprach/en/unterrichts (vgl.
de Cillia 2013, Reich/Krumm 2013) zum Zeitpunkt unserer Erhebung noch nicht
in den Lehrwerken niederschlägt.
4.5 Zusammenfassung der Dokumentenanalyse
Die hier vorgestellte Untersuchung stellte sich hinsichtlich der unterrichtsrele-
vanten Basisdokumente für den Deutschunterricht (Lehrpläne, Studienpläne,
Schulbücher) zunächst folgende Fragen: Wie wird mit sprachlicher Variation
an der österreichischen Schule auf der Ebene der Lehrpläne, Studienpläne,
Lehrbücher umgegangen? Wie kommen die Standardvarietät des österrei-
chischen Deutsch und andere Varietäten in diesen Dokumenten vor? Welche
Normkonzepte in Bezug auf die Standardsprache (plurizentrisch/pluriareal/
monozentrisch) liegen ihnen zugrunde? Und wie wird mit Nonstandardvarie-
täten umgegangen?
Die Behandlung der soziolinguistischen Varietäten Standard, Umgangssprache,
Dialekt erfolgt nicht systematisch. Wenn es um die Norm geht, wird häufig von
Norm, richtig, sprachrichtig gesprochen, werden „bestimmte Normen“ genannt,
die aber völlig unbestimmt bleiben. In keinem der analysierten Dokumente wird
explizit Bezug genommen, schon gar nicht auf eine Kodifizierung der deutschen
4 Seit Projektende sind einige neue Lehrwerke erschienen. In einzelnen finden sich mittlerweile
gut und differenziert gestaltete Lehrinhalte zum österreichischen Deutsch und zur Plurizentrik
des Deutschen. Dies könnte unter Umständen auch mit der relativ starken Medienresonanz
auf unser Projekt sowie mit Maßnahmen des BMBWF zusammenhängen: Zum einen fanden
regelmäßige LehrerInnen- und MultiplikatorInnenfortbildungen in Kooperation mit unserem
Projekt ab Projektbeginn statt
– wie etwa 2012 das erste thematische Bundesseminar „Welches
Deutsch an Schulen?“ (PH Steiermark). Zum anderen wurde ein Informations- und Materialheft
für DeutschlehrerInnen („Österreichisches Deutsch als Unterrichts- und Bildungssprache“)
vom jetzigen BMBWF herausgegeben.
Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO. KG, WIEN KÖLN WEIMAR
| Analyse von unterrichtsrelevanten
Dokumenten88
Österreichisches Deutsch macht Schule
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
- Title
- Österreichisches Deutsch macht Schule
- Subtitle
- Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
- Authors
- Rudolf de Cillia
- Jutta Ransmayr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20888-4
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 266
- Keywords
- Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- 1 Einleitung 10
- 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
- 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
- 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
- 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
- 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
- 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
- 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
- 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
- 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
- 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
- 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
- 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
- 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
- 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
- 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
- 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
- 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
- 6.2.3 Sprache – Identität 154
- 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
- 6.3 Korrekturverhalten 163
- 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
- 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
- 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
- Anhang 232
- Literatur 237
- Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
- Sachregister 256