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man in Österreich im Alltag spricht“ (Umgangssprache) und „die verschiedenen
Dialekte in Österreich“. Weiters wurde nach Unterschieden zwischen der deut-
schen Sprache in Österreich und in Deutschland bzw. der Schweiz gefragt, ob
es ein österreichisches Standarddeutsch (Hochdeutsch) gäbe und ob dieses für
genauso korrekt gehalten würde wie das in Deutschland gängige Standarddeutsch.
An anderer Stelle im Fragebogen wurde noch einmal etwas differenzierter nach
der Korrektheit des österreichischen Deutsch gefragt, und zwar eingebettet in
Fragen, die inhaltliche Analogien zum Englischen und Französischen hergestellt
haben („Wie sehr würden Sie den folgenden Aussagen zustimmen: Britisches Eng-
lisch ist korrekter als amerikanisches Englisch/Deutsches Deutsch ist korrekter
als österreichisches Deutsch/Das Französisch in Frankreich ist korrekter als das
Französisch in der Schweiz.“).
Schließlich wurde nach der Bedeutung regionaler Sprachunterschiede innerhalb
Österreichs (z. B. zwischen Ost- und Westösterreich) gefragt, ob es ein überregio-
nales österreichisches Standarddeutsch gebe, das sich vom Deutsch Deutschlands
in manchen Bereichen klar unterscheidet, und ob Österreich und Süddeutschland
sprachlich mehr gemeinsam hätten als Nord- und Süddeutschland. Mit Polari-
tätsprofilen wurde erhoben, wie das in Österreich/in Deutschland/in der Schweiz
gesprochene Standarddeutsch auf die ProbandInnen wirkt.
Anschließend wurden die LehrerInnen gebeten, einen fiktiven Aufsatz eines
11-jährigen Schülers zu korrigieren und dabei Fehler und stilistisch unpassende
Ausdrücke anzuzeichnen. Außerdem wurden den ProbandInnen 30 Sätze mit
Doubletten von Austriazismen bzw. Deutschlandismen und west- bzw. ostöster-
reichischen Varianten vorgelegt, bevor sie anzugeben hatten, welche sie eher
verwenden würden.
In einem weiteren Item wurden LehrerInnen und SchülerInnen danach
gefragt, ob sie sich sprachlich anpassen würden, wenn Sie mit einem/er deutschen
Gesprächspartner/in sprechen. Weiter unten im Fragebogen wurde gefragt, wie
stark sich das in Österreich gesprochene Deutsch von dem in Deutschland und
in der Schweiz gesprochenen Deutsch bzw. das im Osten Österreichs gesprochene
Deutsch von dem im Westen Österreichs gesprochenen Deutsch unterscheide.
Es wurde erhoben, ob es nach Meinung der ProbandInnen ein besonders gutes
Deutsch gäbe und wenn ja, wo es gesprochen werde. Eine Reihe von Items zielte
darauf ab, ob die Verwendung von Deutschlandismen in bestimmten Situatio-
nen (bei den Nachrichten, beim Einkaufen, auf Speisekarten, Tschüss beim Ver-
abschieden) stören würde, welche Bedeutung das österreichische Deutsch für
persönliche Identitätskonstruktionen habe, ob der Sprachgebrauch in Österreich
durch deutsche Fernsehsender beeinflusst werde, und schließlich, ob das Thema
„Österreichisches Deutsch und die verschiedenen Varietäten der deutschen Spra-
che“ für ein wichtiges Thema im Deutschunterricht gehalten würde.
Ein anderer Teil des Fragebogens befasste sich damit, wie LehrerInnen und Schüler-
Innen die Verwendung unterschiedlicher Varietäten (Standard, Umgangssprache,
Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO. KG, WIEN KÖLN WEIMAR
| Empirische Erhebung bei LehrerInnen und
SchülerInnen92
Österreichisches Deutsch macht Schule
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
- Title
- Österreichisches Deutsch macht Schule
- Subtitle
- Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
- Authors
- Rudolf de Cillia
- Jutta Ransmayr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20888-4
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 266
- Keywords
- Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- 1 Einleitung 10
- 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
- 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
- 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
- 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
- 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
- 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
- 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
- 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
- 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
- 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
- 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
- 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
- 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
- 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
- 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
- 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
- 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
- 6.2.3 Sprache – Identität 154
- 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
- 6.3 Korrekturverhalten 163
- 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
- 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
- 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
- Anhang 232
- Literatur 237
- Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
- Sachregister 256