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Österreichisches Deutsch macht Schule - Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
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Der Moderator stellte mit Verweis auf die Autorin Christine Nöstlinger, die das Perfekt als Erzählzeit verwendet, folgende Zwischenfrage: „Ist des mündlich/ schriftlich/ ist des schriftlich akzeptabel? Is des falsch, oder? Wie sehen Sie des? Die Verwendung  – des Perfekts statt des Präteritums als Erzählzeit?“ Daraufhin entstand eine sehr lebhafte Diskussion. Die Gruppe war sich zunächst einig, dass das Präteritum in der Sekundarstufe II als Norm eingefordert werden müsse, dass in der Volksschule das Perfekt akzeptiert werden solle und dass die SchülerInnen in der Volksschule und Sekundarstufe I an das Präteritum herangeführt werden müssten. In weiterer Folge wurde dann aber die Normsetzung grundsätzlich hinterfragt, was letztlich zu einer prinzipiellen Infragestellung der Norm und zu einem Plädoyer für ein flexibles Normkonzept führte. Eine der Deutschlehrerinnen brachte das Problem schon zu Beginn auf den Punkt: Wir sehen ja des alles immer wieder  … aus dem Blickwinkel der Deutschlehrerinnen. A:h,  – u:nd, a:h, f:ür bestimmte Textsorten gibts eben diverse Normen, die auch vielleicht nicht unabänderlich sind, ja? A::h, und deshalb wird dann in einem ERLEBNISaufsatz unterwellt oder unterstrichen oder angemerkt, das ist falsch, wenn ein Kind im Perfekt erzählt. Aber ich würds NICHT so als absolit/ absolut und unabänderlich sehen (F8, 598). Sind bei einer Orientierung am tatsächlichen Sprachgebrauch also textsortenspezi- fische Normen gefragt und welche Bereiche sind für das österreichische Standard- deutsch im Klassenzimmer- Alltag abzustecken? Auf die Frage des Moderators, ob sie das Perfekt anstreichen würde, antwortete eine Volksschullehrerin (F2, 607): „Niemals.“ ((schüttelt heftig den Kopf)) F4, eine AHS/HS-Lehrerin, pflichtete ihr bei (607): „Nein. Ich würds akzeptieren.“ Aber in der Sekundarstufe II sei die Sachlage anders, gab eine Kollegin zu bedenken (F1, 614): „In der Sek zwei, da ist es definitiv NICHT möglich, eine Erzählung, also schriftlich narrativ im Perfekt zu sein. Aso, des is narrativ völlig klor, ahm, der derzeitige Stand. Aso keine Frage, dass das nicht unabänderlich ist, aber von den Normen ist es, ä:h, is es/ ähm, würd i sogn/ i was net, ob ihr mir zustimmts, oder?“ Eine AHS-Lehrerin stimmt zu: „Bin i ganz bei dir.“ (F7, 619) Eine Lehrerin warf ein, dass sie es vor allem dann anstreichen würde, wenn zwischen Perfekt und Präteritum gewechselt wird. Sonst würde sie das Perfekt akzeptieren, erklärte die Lehrerin, die für situative, textsortenabhängige und flexible Normen plädierte (F8, 736): Ich glaube schon, dass die Normen ja durchaus einen Sinn haben  […] In manchen Verwendungszusammenhängen wird das Perfekt wahrscheinlich gut passen, und do sollt es auch erlaubt sein, denk ich mir, und do sollt man vielleicht manchmal über- legen, ob man, ob man überall diese Regeleinhaltung so streng b/ ah, sehen muss.  […] Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO. KG, WIEN KÖLN WEIMAR |  Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen176
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Österreichisches Deutsch macht Schule Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
Title
Österreichisches Deutsch macht Schule
Subtitle
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Authors
Rudolf de Cillia
Jutta Ransmayr
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20888-4
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
266
Keywords
Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
Category
Lehrbücher

Table of contents

  1. 1 Einleitung 10
  2. 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
    1. 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
    2. 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
      1. 2.2.1 Die deutsche Sprache in Österreich 19
    3. 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
    4. 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
      1. 2.4.1 Plurizentrik 24
      2. 2.4.2 Pluriarealität 31
      3. 2.4.3 Plurizentrisch – Pluriareal? 39
    5. 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
    6. 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
    7. 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
    8. 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
  3. 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
    1. 3.1 Zentrale Fragestellungen 61
    2. 3.2 Untersuchungsdesign 63
  4. 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
    1. 4.1 Deutschlehrpläne 68
    2. 4.2 Studienpläne für die Ausbildung von DeutschlehrerInnen 72
    3. 4.3 Deutsch-Lehrwerke 75
    4. 4.4 Zusammenfassung der Lehrwerksanalysen 85
    5. 4.5 Zusammenfassung der Dokumentenanalyse 87
  5. 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
    1. 5.1 Fragebogenerhebung 89
    2. 5.2 Fragebogenerhebung: Stichprobe der LehrerInnen 93
    3. 5.3 Fragebogenerhebung: Stichprobe der SchülerInnen 103
    4. 5.4 Interviews mit LehrerInnen 114
    5. 5.5 Gruppendiskussionen 115
    6. 5.6 Teilnehmende Beobachtungen 117
  6. 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
    1. 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
      1. 6.1.1 Wie wird die Mehrheitssprache in Österreich benannt? 120
      2. 6.1.2 Mit welchen Varietäten wird österreichisches Deutsch assoziiert? 124
      3. 6.1.3 Unterschiede im Deutschen aus der Perspektive von LehrerInnen und SchülerInnen 131
      4. 6.1.4 Deutsch als plurizentrische Sprache? 135
    2. 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
      1. 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
      2. 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
      3. 6.2.3 Sprache – Identität 154
      4. 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
    3. 6.3 Korrekturverhalten 163
      1. 6.3.1 Normen und Korrektur bei schriftlicher Kommunikation im Deutschunterricht 163
      2. 6.3.2 Normen und Korrektur bei mündlicher Kommunik ation im Deutschunterricht 179
      3. 6.4 Sprachverwendung: Präferenz von Deutschlandismen/ Austriazismen 181
    4. 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
      1. 6.5.1 Thematisierung des österreichischen Deutsch im Unterricht 211
    5. 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
  7. 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
    1. 7.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 221
    2. 7.2 Schlussfolgerungen und Empfehlungen 227
  8. Anhang 232
  9. Literatur 237
  10. Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
  11. Sachregister 256
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