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und dem Südwesten Deutschlands feststellt, konnte in unserem Sample somit nur
teilweise bestätigt werden, was möglicherweise durch die Altersverteilung unserer
ProbandInnen erklärt werden kann. Schmidlins Ergebnis, dass sich die Landes-
grenze „als Variantenloyalitätsgrenze“ zeigt, trifft in unserer Untersuchung nur
bedingt zu, wenn die ProbandInnen nach Altersgruppen betrachtet werden. Ein
weiterer Grund dafür ist wohl in der Tatsache zu sehen, dass wir bewusst Austria-
zismen in unserer Liste hatten, von denen angenommen werden konnte, dass
ihre relative Verwendung gering ist und dass sie zum Teil schon durch Deutsch-
landismen ersetzt werden (z. B. Bub/Junge, ein/e E-Mail, ein/e SMS, Tschüss).
bb. 78
bb. 79 51
42
32 38 41 49 58
0
10
20
30
40
50
OST (Wien, NÖ,
Bgld.) SÜDOST (Stmk.,
Kärnten) MITTE (OÖ, Slzbg) TIROL VORARLBERG
Austriazismen Deut chlandismen
51 47 45 37 32
49 53 55 63 68
0
20
40
60
80
OST (Wien, NÖ,
Bgld.) SÜDOST (Stmk.,
Kärnten) MITTE (OÖ,
Slzbg.) Tirol Vorarlberg
Schül rInn n: g wählte Austriazismen u d
Deutschlandismen – Unterschiede zwischen den
Regionen (in %)
Austriazismen Deutschlandismen
Abb. 78: SchülerInnen: gewählte Austriazismen und Deutschlandismen – Unterschiede
zwischen den Regionen (in %)
Eindeutig bestätigt wird die „Variantenloyalitätsgrenze“ jedoch in einer ande-
ren Arbeit von Konecky (2017), die in einer longitudinalen empirischen Studie
(1986 – 2016) die 26 Varianten- Doubletten, die Grundlage unserer Studie waren,
einer korpuslinguistischen Untersuchung mithilfe des Austrian Media Corpus
(AMC)19 unterzogen hat. Ihre auf die Analyse von Printmedien- Korpora gestützte
Untersuchung ergibt weniger Variation in Bezug auf die Verwendung von Deutsch-
landismen. Sie hatte die Datengrundlage „tatsächliche Sprachverwendung in
den Printmedien“, während wir in unserer Befragung als Datengrundlage die
Selbsteinschätzung der Variantenverwendung verwendet haben. Jugendliche
sind einerseits keine professionellen SchreiberInnen, andererseits gehören die
JournalistInnen, aus deren Texten das AMC zusammengesetzt ist, einer anderen
Altersgruppe an. So finden sich im AMC 1.400 Belege für das Cola gegenüber 460
für die Cola, und auch im Jahr 2016 dominiert noch eindeutig das Cola (Konecky
2017, 51). Andererseits zeigt ihr longitudinaler Überblick, dass die E-Mail ab Mitte
der 1990er- Jahre langsam in der Häufigkeit das E-Mail überholt.
In den Gruppendiskussionen und Interviews haben wir die LehrerInnen
und SchülerInnen ersucht, die von uns beobachtete altersspezifische Varianten-
verwendung zu interpretieren und nach allfälligen Erklärungen zu suchen. Die
19 Zum Austrian Media Corpus (AMC) siehe Kap. 2.5.
Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO. KG, WIEN KÖLN WEIMAR
| Ergebnisse der empirischen Erhebung an
Schulen194
Österreichisches Deutsch macht Schule
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
- Title
- Österreichisches Deutsch macht Schule
- Subtitle
- Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
- Authors
- Rudolf de Cillia
- Jutta Ransmayr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20888-4
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 266
- Keywords
- Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- 1 Einleitung 10
- 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
- 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
- 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
- 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
- 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
- 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
- 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
- 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
- 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
- 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
- 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
- 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
- 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
- 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
- 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
- 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
- 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
- 6.2.3 Sprache – Identität 154
- 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
- 6.3 Korrekturverhalten 163
- 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
- 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
- 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
- Anhang 232
- Literatur 237
- Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
- Sachregister 256