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„Die positive Beurteilung des Prinzips der Kompetenzorientierung bezieht sich
folglich auf grundsätzliche Einschätzungen, hat eher plakativen Charakter und
dient offenkundig dazu, individuell ausgewählte und als alternativ empfundene
Zugänge zum GSK/PB-Unterricht systemisch zu legitimieren (z. B. die verstärk-
te Reflexion von Themen, die bei Schülern/-innen Betroffenheit auslösen).“200
Pichler fand zudem heraus, dass in den Überzeugungen vieler Geschichtslehrper-
sonen Inhalts- und Wissensaspekte bzw. das zu vermittelnde Überblickswissen
über die Weltgeschichte als zentrales Unterrichtsziel dominieren
– ein Befund, der
mit inhaltsorientierten Zugangsweisen in Zusammenhang gebracht werden kann.
Als Fazit führt Pichler aus, dass es trotz einer angegebenen positiven Einstellung
zu Kompetenzorientierung bisher kaum Anzeichen einer Abkehr von einem leh-
rerzentrierten und hin zu einem kompetenzorientierten Unterrichtssetting gibt.201
Pichler erkennt eine „Anreicherung des bisher praktizierten Unterrichts mit Ver-
satzstücken aus dem Fundus der Kompetenzorientierung“. Obwohl die Lehrper-
sonen sich selbst als mit dem Konzept der Kompetenzorientierung vertraut be-
zeichneten, sieht er eine generelle „Unkenntnis der fachdidaktischen Theorie“ im
Zusammenhang mit Kompetenzen des historischen Denkens:
„Das Ergebnis der Studie lässt derzeit Zweifel aufkommen, ob angesichts des er-
hobenen Orientierungsrahmens ein kompetenzorientierter Geschichtsunterricht an
Österreichs AHS in der vom Bildungssystem gewünschten Form stattfinden kann
und dass die Bildungsziele erreicht werden.“202
Im deutschsprachigen Raum beschäftigt sich der Schweizer Martin Nitsche in-
tensiv mit epistemologischen Überzeugungen von Geschichtslehrpersonen und
verfasste zum Zeitpunkt der Abfassung der vorliegenden Arbeit seine Disserta-
tion zu diesem Thema. Nitsche sieht eine Herausforderung darin,
„die Konstrukte, welche bisher vor allem aus fachunspezifischer Perspektive unter-
sucht wurden, theoretisch an den deutschsprachigen geschichtsdidaktischen Diskurs
anzubinden und so zu entfalten, dass sie empirisch tragfähig erhoben werden
können“203.
200 Vgl. ebd., S.
28.
201 Vgl. ebd., S.
27 – 28.
202 Vgl. ebd.
203 Nitsche 2017, S. 88.
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Buch Von PISA nach Wien - Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis"
Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Titel
- Von PISA nach Wien
- Untertitel
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Autor
- Roland Bernhard
- Verlag
- WOCHENSCHAU Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 284
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Überzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 Literaturübersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der Literaturübersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenÜberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der Literaturübersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. Abkürzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen für Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277