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I-N1_f: I: Sonst irgendwelche Kompetenzen im Geschichtsunterricht, die
Ihnen wichtig sind?
B: Wahrscheinlich Hunderte und Tausende, und ich kann es jetzt nicht benen-
nen.
Lehrperson N19_m sieht es als Problem, dass Lehrer/innen sich manchmal be-
sonders stark gegen Kompetenzorientierung aussprechen, wenn sie unklare Vor-
stellungen über das Konzept haben und belegt dies mit der eigenen Erfahrung:
I-N19_m: I: Warum glauben Sie, dass viele Lehrer dem eher negativ gegen-
überstehen?
B: Ich glaube, viele haben sich wahrscheinlich einfach noch nicht damit beschäftigt,
nehme ich einmal an, weiß ich nicht, ja. In der Ausbildung wurde es uns ein
bisschen öfter vermittelt. Und alles, was einem länger einmal vorgestellt wird
und mit dem man sich dann im Detail beschäftigt, steht/bin ja auch zuerst
kritisch dem gegenübergestanden, habe mir gedacht: Oh Gott, die Kompetenz von,
ich weiß nicht, Fenster aufmachen, Tür zumachen und so, also hunderttau-
send Kompetenzen.
Durch eine nähere Beschäftigung mit fachspezifischer Kompetenzorientierung
hat sich die Einstellung dieser Lehrperson allerdings massiv geändert:
I-N19_m: Dann geht man einen Schritt zurück, also ich bin einen Schritt
zurückgegangen, habe mir gedacht, na ja wurscht370, jetzt schaue ich es mir ein-
mal genauer an. Und wenn man es sich genauer anschaut, sieht man schon, da
steckt schon was dahinter, das sind schon gute Ideen, die da halt in gewisse Wor-
te gegossen worden sind und in eine Excel-Tabelle oder so, ja. Aber man
muss das halt wieder aufbrechen und für sich das herausnehmen, was Sinn
macht. Dann finde ich die Kompetenzen super. Aber wenn ich natürlich jetzt
als, wenn ich mir vorstelle, ich bin ein Lehrer, der 30 Jahre lang im Beruf
steht, plötzlich legt mir jemand so eine Excel-Tabelle hin und sagt: Ja, das
sind jetzt unsere Kompetenzen, nach dem unterrichten wir jetzt, dann wird
er sagen: Wäh, mag ich nicht.
[…]
Und es war auch etwas, die Kompetenzen waren auch etwas, was mir nicht gleich
in den Kram gepasst hat, aber ich muss einfach sagen, ich habe auch noch nicht ge-
370 umgangssprachlich für: „egal“
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Buch Von PISA nach Wien - Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis"
Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Titel
- Von PISA nach Wien
- Untertitel
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Autor
- Roland Bernhard
- Verlag
- WOCHENSCHAU Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 284
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Überzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 Literaturübersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der Literaturübersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenÜberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der Literaturübersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. Abkürzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen für Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277