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Eine Lehrperson hat den Begriff De-Konstruktionskompetenz377 erwähnt,
allerdings erst, nachdem der Begriff vom Interviewer ausgesprochen wurde. In
diesem Fall spricht die befragte Person von einer „Reproduktionskompetenz“,
die es im Sinne des österreichischen Kompetenzmodells nicht gibt, worauf der
Interviewer den Begriff „Dekonstruktionskompetenz“ erwähnt:
I-A14_f: I: Also, ich meine, es gibt schon so Kompetenzmodelle, die histo-
rischen Kompetenzmodelle, wo es ganz genau steht, was man unter welcher
Kompetenz versteht.
B: Also diese Reproduktionskompetenz/
I: Nein, das ist eine historische Methodenkompetenz, das ist Dekonstruk-
tionskompetenz.378
[…]
B: Nein, diese Kompetenzen, die Begriffe, die du jetzt nennst, die kennen
wir, weil wir die Maturafragen, quasi in die Richtung ja zusammenstellen
muss. […] das passt halt bei mir jetzt rein in diese Dekonstruktionskompetenz.
Ansonsten gibt es zum Begriff „Dekonstruktionskompetenz“ keine Fundstelle in
den Interviewprotokollen. Der Begriff „Re-Konstruktionskompetenz“ wurde in
den Interviews nicht erwähnt. Historische De- und Re-Konstruktionskompe-
tenzen gehören im Sinne des FUER-Modells zur historischen Methodenkom-
petenz. Für den Begriff „Methodenkompetenz“ gibt es vier Fundstellen in allen
Texten. Zweimal wurde damit eine Kompetenz innerhalb des fachspezifischen
Modells beschrieben
– wie sich an anderen Stellen in den Interviews zeigt, dach-
ten die Lehrpersonen N3_m und A7_f fachspezifisch. Lehrperson N3_m stellt
sich die Frage, ob Methodenkompetenz schon in der Sekundarstufe
I wichtig sei,
und verneint es tendenziell:
377 Anmerkung: In der Geschichtsdidaktik sprechen wir von De-Konstruktionskompetenz
und verwenden dabei einen Bindestrich, um die entsrpchende Kompetenz von Dekon-
struktion im Sinne des Dekonstruktivismus abzugrenzen. In den Interviewtranskripten
ist der Bindestrich nicht vorhanden. Damit der vorliegende Text den Analyseprozess kor-
rekt beschreiben kann, wird in diesem Kapitel „De-Konstruktion“ teilweise mit und an-
dere Male ohne Bindestrich geschrieben.
378 Selbstkritisch sei hier anzumerken, dass eine solche Art von Belehrung in einem Exper-
teninterview keine empfohlene Vorgangsweise ist, da die Rolle, die der Interviewer der
befragten Person zuteilt, jene des Experten ist und der Interviewer selbst die Rolle eines
Co-Experten einnimmt.
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Buch Von PISA nach Wien - Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis"
Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Titel
- Von PISA nach Wien
- Untertitel
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Autor
- Roland Bernhard
- Verlag
- WOCHENSCHAU Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 284
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Überzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 Literaturübersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der Literaturübersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenÜberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der Literaturübersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. Abkürzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen für Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277