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I-N2_f: B: Ja, finde ich schon. Und ich muss nicht, ich finde, dass zum Bei-
spiel Computerkompetenz, die auch vorgeschrieben wird vom Europapass, ja,
vom Europass, ich muss nicht eine Computerkompetenz zwanghaft in den Ge-
schichteunterricht reinzwängen. Warum? Nur, damit ich sagen kann, auch
in Geschichte habe ich das behandelt. Nein. Ergibt es sich: ja. Ergibt es sich
nicht: nein. Also ich finde, man darf sich da nicht so hineinzwängen lassen.
In die gleiche Richtung argumentiert Lehrperson N6_f. Es würde sich im Un-
terricht an zahlreichen Stellen ergeben, dass man die Computerkompetenz oder
auch andere Kompetenzen fördert, ein „krampfhaftes“ Abarbeiten der Kompe-
tenzen empfindet die Lehrperson als nicht förderlich:
I-N6_f: Wir haben eine Kompetenz, die nennt sich Computerkompetenz. In
der jetzigen Stunde, die Sie gesehen haben, habe ich versucht, das ein biss-
chen mit hereinzubringen, im geschichtlichen Kontext. Es lässt sich alles mi-
schen und es lässt sich auch sehr, sehr vieles unter einen Hut bringen. Die Bun-
despräsidentenwahl ist verbunden mit der Bürgerkompetenz, ja. Viele zwi-
schenmenschliche Sachen, die es ja auch in Geschichte gibt, sind verbunden
mit der sozialen Kompetenz. Man muss also nicht Punkt für Punkt eines nach
dem anderen abarbeiten. Es sind wahnsinnig viele Synergien, die wir nutzen soll-
ten, die wir nutzen können. Sich das bewusstmachen, dass ich quasi mit ei-
nem Themenblock mehrere Dinge abdecken kann, ja, das ist ja nicht so
schwer.
I: Das heißt, man sollte sich nicht krampfhaft jetzt vornehmen, jetzt muss ich
unbedingt diese Kompetenz irgendwie fördern?
B: Nein, aber woher denn.
Nachdem nun geklärt wurde, dass das Kompetenzverständnis der Lehrpersonen
vorwiegend unspezifisch ist, soll nach dem Ursprung dieses Phänomens gefragt
bzw. nach Hinweisen in den Daten gesucht werden, die zeigen, auf welche Wei-
se Lehrpersonen ihr Verständnis von Kompetenz konstruieren. Dieses Thema
wird im folgenden Kapitel behandelt.
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Buch Von PISA nach Wien - Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis"
Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Titel
- Von PISA nach Wien
- Untertitel
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Autor
- Roland Bernhard
- Verlag
- WOCHENSCHAU Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 284
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Überzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 Literaturübersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der Literaturübersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenÜberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der Literaturübersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. Abkürzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen für Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277