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fach nur alles hinnehmen, was da steht, sondern darüber nachdenken: Was es be-
deutet? Und was heißt das? Was wird da eigentlich gesagt?
[…] Aber mich interessiert wirklich, dass sie merken: Ich lese etwas und ich
muss hinterfragen, was ich gelesen habe. Denn ich merke, je früher man damit
beginnt, desto besser sind sie geschult und sie machen es dann bewusster.
Oder ich muss darauf hinweisen, wie es gemeint ist. Oder: Das würde ja hei-
ßen: Das und das. Dass ich einfach mehr zum Denken beitrage.
Ergebnis 2 – Befund 4: Das Kompetenzverständnis von Geschichtslehrperso-
nen ist vor allem in Neuen Mittelschulen durch schulinterne bzw. bildungspo-
litische Vorgaben beeinflusst. In diesen wird ein nicht fachspezifisches Kompe-
tenzverständnis normativ vorgegeben.
Wie schon erwähnt, hat sich im Laufe der Feldforschung gezeigt, dass in meh-
reren Schulen Kompetenzen für den Geschichtsunterricht schulintern definiert
sind. In den Interviews wurde dem nachgegangen. Es stellte sich heraus, dass
bisweilen schulinterne Lehrer/innenfortbildungen organisiert werden, in denen
ein Modell von Kompetenzen schulintern über alle Fächer hinweg implemen-
tiert wird (z. B. bei N18_f). In der Schule von Lehrperson N22_f hat Kompe-
tenzorientierung einen hohen Stellenwert, es werden dort auch gemeinsame Jah-
resplanungen erstellt, die ein mit den fachspezifischen Modellen konkurrierendes
Kompetenzmodell für alle Schulfächer etablierten. Hier zeigt sich abermals, dass
ein fachunspezifisches Kompetenzmodell schulintern definiert wird und eine
entscheidende Rolle in der Schule spielt. Die schon erwähnte „Lotusblume“ ver-
schafft eine Übersicht über die zu fördernden Kompetenzen:
I-N22_f: Also bei uns am Standort, muss ich sagen, hat Kompetenztraining
einen sehr hohen Stellenwert, ja. Wir haben kompetenzorientierte Jahrespla-
nungen natürlich, mit denen wir arbeiten.
I: Auch in Geschichte?
B: Ja, ja. Also wir machen das immer pro Klassenteam, eine kompetenzorientier-
te Jahresplanung. Und das erfolgt in jedem Fach, ja.
I: Okay, die kompetenzorientierte Jahresplanung, was ist das genau? Die ma-
chen Sie zusammen mit den anderen Fachkollegen?
B: Genau, mit anderen Fachkollegen und auch im Jahrgangsteam. Und es wird
auch auf Vernetzungen sehr stark geachtet. Welchen Beitrag kann auch der
Mathematiklehrer zum Geschichtsunterricht beitragen? Ja, also es ist eine
sehr große Vernetzung da. Wir haben dann solche Lotusblüten als Überblick,
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Buch Von PISA nach Wien - Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis"
Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Titel
- Von PISA nach Wien
- Untertitel
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Autor
- Roland Bernhard
- Verlag
- WOCHENSCHAU Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 284
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Überzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 Literaturübersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der Literaturübersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenÜberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der Literaturübersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. Abkürzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen für Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277