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Lehrperson N10_f ist in der Lehrer/innenbildung tätig. Auch sie argumentiert,
dass die Kompetenzorientierung derzeit eine Modeerscheinung sei und bald
wieder vergehen könnte:
I-N10_f: […] eigentlich müssten die Studierenden ja auch über diese Kom-
petenzmodelle Bescheid wissen, obwohl sie sich ohnehin alle irgendwie äh-
neln, ich glaube, dass diese Kompetenzentwicklung so in diesem Zyklus, dem
die Didaktik unterworfen ist, irgendwann auch wieder weggeschwemmt werden
wird, ja. Das ist jetzt, weil es durch eine starke Gruppe Didaktiker und Di-
daktikerinnen vertreten wird, in Österreich ist das sehr präsent, das kann in
zehn Jahren schon wieder ganz anders ausschauen, ja.
I: So eine Art Blase, die dann wieder zerplatzt.
B: Eine Welle irgendwo, ja, und die dann wieder abflaut, und dann kommt halt
die nächste Welle und dann kommt vielleicht in 20 Jahren wieder die Kom-
petenzorientierung, das ist ja auch nicht wirklich neu. Also, das ist/wie ge-
sagt, ich glaube, das sind so Wellenbewegungen. Das wird sich wieder wie-
derholen, es wird abflauen, es wird sich wiederholen, und es gibt ja jetzt
auch schon kritische Stimmen zum FUER-Kompetenzmodell zum Bei-
spiel, ja.
Auch in der Literatur wurden ähnliche Positionen schon vertreten. So wurde
beispielsweise von Sander angemerkt, dass es sich bei der Kompetenzorientie-
rung um eine typische „Modeerscheinung“ handeln könnte. Sander spricht in
diesem Zusammenhang von einer „Kompetenzblase416“ und sieht in der Kom-
petenzorientierung ähnlich wie in der die 1960er und 1970er Jahre dominieren-
den Lernzielorientierung eine „Blase“, die in Kürze platzen wird – mit der Fol-
ge, dass der Begriff Kompetenz bald nicht mehr so stark wie derzeit den
pädagogischen und didaktischen Diskurs bestimmen wird. Für Sander kam es zu
einer deutlichen „Überdehnung der Kompetenzorientierung: Kompetenz droht
zu einer legitimatorischen Allerweltsformel zu werden, mit der sich alles und
nichts begründen lässt.“417
Lehrperson N2_f denkt, dass es im Zusammenhang mit der Einführung der
Kompetenzorientierung Kommunikationsprobleme gegeben habe:
416 Sander 2013, S. 100+112.
417 Ebd., S.
112.
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Buch Von PISA nach Wien - Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis"
Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Titel
- Von PISA nach Wien
- Untertitel
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Autor
- Roland Bernhard
- Verlag
- WOCHENSCHAU Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 284
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Überzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 Literaturübersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der Literaturübersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenÜberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der Literaturübersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. Abkürzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen für Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277