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Einführung des Konzeptes im Hinblick auf die Relativierung von Wissen zu
Übertreibungen gekommen sei:
A2_m: I: Wieso glauben Sie, dass so viele Lehrer so ein Problem damit ha-
ben, mit der Kompetenz? […]
B: Ich glaube das eben, weil das früher vernachlässigt worden ist und jetzt so
diese, die, sozusagen der Pendel auf die andere Seite ausschlägt und jetzt sehr be-
tont wird, diese Kompetenzorientierung, dass eben manche das übertreiben mit
der Kompetenzorientierung und das so ausspielen dann gegenüber den Inhalt.
Lehrperson A11_f wurde im Interview direkt auf eigene Vorbehalte gegenüber
Kompetenzorientierung angesprochen. Sie hat den Eindruck, dass nun „keine
Wissensfragen mehr gestellt werden dürfen“ und drückt diesbezüglich ihr Un-
verständnis aus:
I-A11_f: I: Zum Beispiel, was ist/womit können Sie weniger [im Zusam-
menhang mit Kompetenzorientierung]?
B: Also womit ich weniger kann, ist, dass man zum Beispiel bei den Büchern
gibt es jetzt hinten immer so Kompetenzchecks oder so was. Und man hat
das Gefühl also, das ist das Wesentliche von einem ganzen Kapitel, was der
Schüler können muss. Er muss diese kompetenzorientierten Fragen da hin-
ten beantworten können. Ob er jetzt die Zusammenhänge, die vorne erklärt
sind und so weiter, verstanden hat, das ist jetzt weniger interessant. Also es
geht nur mehr um diese, um ja, um dieses Abfragen von irgendwelchen Fer-
tigkeiten eher. Und ein bisschen habe ich schon das Gefühl, das muss ich schon
sagen, auch das Wissen – also man darf ja keine Wissensfragen eigentlich mehr
stellen. Und ich denke mir, was ist so böse, wenn ein Schüler was weiß zu einem
Thema? Warum darf ich das nicht abfragen? Was ist da so negativ dran? Ich mei-
ne, ich frage ihn eh nicht, von wann bis wann hat der zweite Punische Krieg
gedauert oder irgend so was. Aber was ist jetzt prinzipiell an Wissensfragen
so schlecht? Also, es ist viel mehr interpretiere und analysiere und so weiter.
Aber dass man sagt: Sag mir einmal, wie hat die ganze Geschichte überhaupt
ausgeschaut. Das ist ja in den Maturafragen, eigentlich soll es nicht mehr
drinnen sein.
Lehrperson A3_f verweist auf ihre Wahrnehmung, dass es Strömungen inner-
halb der Kompetenzorientierung gäbe, in denen die Inhalte zu stark relativiert
würden.
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Buch Von PISA nach Wien - Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis"
Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Titel
- Von PISA nach Wien
- Untertitel
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Autor
- Roland Bernhard
- Verlag
- WOCHENSCHAU Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 284
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Überzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 Literaturübersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der Literaturübersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenÜberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der Literaturübersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. Abkürzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen für Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277