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dungspolitische Vorgaben beeinflusst. In diesen wird ein nicht fachspezifi-
sches Kompetenzverständnis normativ vorgegeben.
Ergebnis 3: Was Lehrpersonen unter Kompetenzorientierung verstehen, wird von ei-
ner Mehrheit gutgeheißen. Es gibt aber auch starke Vorbehalte und Ängste im Zusam-
menhang mit dem, was Lehrpersonen unter Kompetenzorientierung verstehen.
Ergebnis 4: Vorbehalte gegenüber (historischer) Kompetenzorientierung sind weniger
eine Ablehnung des historischen Denkens. Der Ruf des unspezifischen Konstruktes his-
torische Kompetenz ist vielmehr von fachfremden Diskursen beschädigt.
• Ergebnis 4
– Befund 1: Lehrpersonen der Stichprobe, die dezidiert fachspe-
zifisch argumentiert haben, weisen tendenziell eine sehr positive Einstellung
zu Kompetenzorientierung auf.
• Ergebnis 4
– Befund 2: Vorbehalte gegenüber historischer Kompetenzorien-
tierung sind unter anderem Konsequenz der vielen unterschiedlichen Kom-
petenzdefinitionen und Modelle, mit denen Lehrpersonen in der Ausbil-
dung und Praxis konfrontiert werden.
• Ergebnis 4 – Befund 3: Kompetenzorientierung wird von manchen Lehr-
personen als eine von oben verordnete Modeströmung gesehen.
• Ergebnis 4
– Befund 4: Die Einführung der Kompetenzorientierung wurde
unter (Geschichts-)Lehrpersonen als Kritik an ihrer bisherigen Praxis ver-
standen, insofern als sie im Zusammenhang mit PISA steht.
• Ergebnis 4 – Befund 5: Zahlreiche Lehrpersonen sehen die Verdrängung
von inhaltlichem Faktenwissen durch die Kompetenzorientierung kritisch.
Auch wird die Sorge bekundet, dass in diesem Zusammenhang die mündli-
che Reifeprüfung an Substanz verlieren würde.
Die Analyse aller Aussagen der Geschichtslehrpersonen zum Thema Kompe-
tenzorientierung im Geschichtsunterricht weist darauf hin, dass sich fachspezi-
fisches Denken im Zusammenhang mit Kompetenzen nur sehr rudimentär
durchgesetzt hat. So erwähnten und offenbarten Lehrpersonen in den Inter-
views, dass sie selbst und auch ihre Kolleginnen und Kollegen wenig über histo-
rische Kompetenzorientierung wissen würden und dass Kompetenzen oft als ein
undefiniertes, schwammiges und unbestimmtes Konstrukt wahrgenommen wer-
den. Lehrpersonen erwähnten in den Interviews, dass viele ihrer Kolleginnen
und Kollegen eigentlich nicht genau wüssten, was mit Kompetenzen im Ge-
schichtsunterricht gemeint ist, und unterschiedliche Personen mit dem Begriff
jeweils andere Dinge assoziieren würden. Manche bekundeten ihre Überzeu-
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Buch Von PISA nach Wien - Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis"
Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Titel
- Von PISA nach Wien
- Untertitel
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Autor
- Roland Bernhard
- Verlag
- WOCHENSCHAU Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 284
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Überzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 Literaturübersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der Literaturübersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenÜberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der Literaturübersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. Abkürzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen für Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277