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kompetenz nach dem FUER-Modell führen muss, lassen sich in diesem Zu-
sammenhang durchaus Schnittstellen erkennen. Die Zentralstellung, welche
Lehrpersonen dem Gegenwartsbezug einräumen, aufgreifend, könnte darüber
nachgedacht werden, ob es im Sinne eines Entgegenkommens innerhalb der Ge-
schichtsdidaktik nicht ratsam wäre, den Gegenwartsbezug und die Orientie-
rungskompetenzen ein wenig stärker miteinander zu verknüpfen.475 Die Sorge
darum, dass Orientierungskompetenz als eine Art „platter Gegenwartsbezug“
missverstanden werden könnte, wenn die beiden Konstrukte zu stark aneinan-
dergekoppelt werden, ist zwar durchaus begründet. Dennoch könnte die Bedeu-
tung des Gegenwartsbezuges in den Überzeugungen der Lehrpersonen eine
Möglichkeit darstellen, um darauf aufbauend Orientierungskompetenzen besser
in der Praxis zu positionieren. In der Lehrer/innenbildung könnte noch stärker
herausgearbeitet werden, auf welche Weise Geschichte durch die Anbahnung
von Orientierungskompetenzen für das gegenwärtige Leben relevant wird.
Wie in dieser Arbeit besprochen und auch an anderer Stelle ausgeführt476,
ist den österreichischen Lehrpersonen der Aufbau eines inhaltlichen Basis-
wissens bzw. eines chronologischen Wissens bei den Schülerinnen und Schülern
äußerst wichtig. Insbesondere die Anbahnung der Fähigkeit, Ereignisse oder
Personen chronologisch einzuordnen, ist
– in den Überzeugungen der Lehrper-
sonen
– ein wichtiges Bildungsziel des Geschichtsunterrichts. Zahlreiche ande-
re (internationale) geschichtsdidaktische Studien kamen zu ähnlichen Ergebnis-
sen, wobei diesbezüglich immer wieder die Frage danach gestellt wurde, ob das
Antwortverhalten der Lehrpersonen in diesem Zusammenhang kongruent
sei477, da offenbar sowohl Ziele, welche mit Wissensvermittlung, als auch Ziele,
die eher mit Konstruktion verbunden werden, gutgeheißen werden. Ähnliche
Befunde wurden bisweilen als widersprüchlich empfunden. Während Maggioni
von „epistemic inconsistency“478, Wansink u. a. von „epistemic switching“479
spricht, nennt Daumüller ein ähnliches Phänomen ein „ambivalentes Rollenver-
ständnis“ bzw. „Patchwork-Syndrom“480. In einer pragmatischen Betrachtung
475 Siehe z. B. Kühberger 2015, wo es diesbezüglich kaum Schnittstellen gibt.
476 Vgl. Bernhard 2021.
477 Vgl. Messner/Buff 2007; Daumüller 2012; Wansink, Bjorn/Akkerman, Sanne/Vermunt,
Jan/Haenen, Jacques/Wubbels, Theo (2017): Epistemological tensions in prospective
Dutch history teachers’ beliefs about the objectives of secondary education. In: The Jour-
nal of Social Studies Research 41, S.
11 – 24.
478 Maggioni u. a. 2004, S. 190.
479 Wansink u. a. 2017, S. 20.
480 Daumüller 2013, S. 383.
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Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Titel
- Von PISA nach Wien
- Untertitel
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Autor
- Roland Bernhard
- Verlag
- WOCHENSCHAU Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 284
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Überzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 Literaturübersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der Literaturübersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenÜberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der Literaturübersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. Abkürzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen für Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277