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Von PISA nach Wien - Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
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222 dieses Befundes kann jedenfalls davon ausgegangen werden, dass sich Lehrper- sonen kaum in binäre „Entweder-oder-Schemata“ einordnen lassen. In der Fol- ge soll der Gedanke im Zusammenhang mit der Frage nach der Dichotomie Wissen vs. Kompetenzen weiter vertieft werden. Bisweilen haben die interviewten Lehrpersonen ihre Sorge bekundet, dass das historische Faktenwissen durch die Betonung von Kompetenzen an Bedeu- tung verlieren würde. In diesem Buch habe ich bereits mehrfach auf die Bewe- gung These  – Antithese  – Synthese verwiesen, die sich in der geschichtsdidakti- schen Diskussion in einigen Bereichen zeigt. Nach der Konzeption von Maggioni481 gibt es drei Entwicklungsstufen in den Überzeugungen zu Ge- schichte: Einer positivistischen epistemischen Entwicklungsstufe  – die als The- se bezeichnet werden kann  – folgen  – wenn eine Person mit sich widersprechen- den Quellen konfrontiert wird  – oft relativistische Zugänge zu Geschichte  – dies könnte als Antithese bezeichnet werden. Die dritte Entwicklungsstufe in den Überzeugungen zu Geschichte ist der Criterialismus (Geschichte ist Interpreta- tion von Vergangenheit, es gibt Kriterien, anhand derer die Plausibilität einer historischen Narration beurteilt werden kann)482  – diese Stufe könnte als Syn- these bezeichnet werden. Möglicherweise lässt sich eine ähnliche Dynamik auch im Zusammenhang mit der Einführung der Kompetenzorientierung in Öster- reich beschreiben. Während in einem inhaltsorientierten Verständnis von Ge- schichte vor deren Einführung Daten und Fakten die zentralen Elemente wa- ren  – in den Interviews berichteten Lehrpersonen bisweilen von ihren Kindheitserfahrungen, in denen der Geschichtsunterricht darin bestand, den dtv-Atlas483 auswendig zu lernen  –, wurde möglicherweise das Wissen kurz nach Einführung der Kompetenzorientierung im Geschichtsunterricht in einer Pha- se der Unsicherheit manchmal zu stark relativiert. In der Lehrer/innenbildung wurde  – mit der Intention, der Kompetenzorientierung zum Durchbruch zu ver- helfen  – bisweilen die Position vertreten, dass das inhaltliche Wissen im Ge- schichtsunterricht nun keine Rolle mehr spielen würde.484 Dies könnte als die Antithese bezeichnet werden. Wie die hier referierten Interviews klar zeigen, 481 Vgl. Maggioni 2010; Maggioni u. a. 2004; Maggioni u. a. 2009. 482 In Kapitel  2.3.4 werden die diesbezüglichen Arbeiten der Gruppe um Maggioni aus- führlich besprochen, daher sei die Systematisierung hier nicht weiter ausgeführt. 483 Kinder, Hermann/Hilgemann, Werner (1984): dtv-Atlas zur Weltgeschichte. Karten und chronologischer Abriss. München: dtv. 484 Ohne dies empirisch nachweisen zu können, stützt sich diese Behauptung zumindest auf Aussagen von Studierenden, die ich selbst mehrere Male in unterschiedlichen Zusam- menhängen gehört habe.
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Von PISA nach Wien Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
Titel
Von PISA nach Wien
Untertitel
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Autor
Roland Bernhard
Verlag
WOCHENSCHAU Verlag
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7344-1234-9
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
284
Kategorie
LehrbĂĽcher

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 5
  2. 1. Einleitung 9
  3. 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
    1. 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
    2. 2.2 Berufsbezogene Ăśberzeugungen 26
    3. 2.3 Forschungsfragen 36
    4. 2.4 LiteraturĂĽbersicht 38
    5. 2.4.1 Kategorien der LiteraturĂĽbersicht 38
    6. 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenĂśberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
    7. 2.4.3 Diskussion der LiteraturĂĽbersicht 71
  4. 3. Forschungsdesign und Methode 77
    1. 3.1 Empirische Zugangsweise 77
    2. 3.2 Qualitative Experteninterviews 81
    3. 3.3 Erstellung des Erhebungsinstruments 84
    4. 3.4 Stichprobe und Vorgehen bei der Datenerhebung 90
      1. 3.4.1 Stichprobe 90
      2. 3.4.2 Kontaktaufnahme 93
      3. 3.4.3 Methodologischer Exkurs: Geschichtsdidaktische qualitativ-empirische Feldforschung und das Problem des sozialerwĂĽnschten (Antwort-)Verhaltens 99
    5. 3.5 Vorgehen bei der Datenaufbereitung und -analyse 109
  5. 4. Ergebnisse 113
    1. 4.1 Kompetenzverständnis im Zusammenhang mit Geschichtsunterricht 114
      1. 4.1.1 Fachspezifisch vs. fachunspezifisch 114
      2. 4.1.2 Konstruktion des Kompetenzverständnissesdurch Lehrpersonen 144
    2. 4.2 Einstellungen zu (historischer) Kompetenzorientierung 161
      1. 4.2.1 Emotionale Nähe bzw. Ferne 162
      2. 4.2.2 Exkurs: ĂśberprĂĽfung der IntercoderĂĽbereinstimmung 165
      3. 4.2.3 Darstellung der Ergebnisse 170
    3. 4.3 Vorbehalte von Lehrpersonen gegenĂĽber Kompetenzorientierungverstehen 173
      1. 4.3.1 Zusammenhang zwischen Fachspezifität und Sympathie 177
      2. 4.3.2 Kompetenzorientierung als „von oben verordnet“ 182
      3. 4.3.3 Historische Kompetenzorientierung und der PISA-Schock 191
      4. 4.3.4 Kompetenzen könnten das Wissen verdrängen 194
    4. 5. Auflistung und Zusammenfassung der Ergebnisse 205
  6. 6. Fazit 215
  7. 7. Literaturverzeichnis 233
  8. 8. Abbildungsverzeichnis 253
  9. 9. Tabellenverzeichnis 254
  10. 10. AbkĂĽrzungsverzeichnis 255
  11. 11. Personenverzeichnis 256
  12. Anhang 1: Fragebogen fĂĽr Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
  13. Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277
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