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tragen Lehrpersonen eine solche radikale Abwendung vom Wissen nicht mit.
Die (aus meiner Sicht) richtig verstandene historische Kompetenzorientierung,
welche einem gemäßigten Konstruktivismus und dem wissenschaftsorientierten
historischen Denken verpflichtet ist485 und in der daher das Wissen als „Arbeits-
wissen“ keineswegs geringgeschätzt wird, könnte in diesem Sinne die Synthese
darstellen.
In der folgenden Tabelle sollen diese Überlegungen noch einmal anschau-
lich gemacht und mit einigen weiteren Systematisierungen von Überzeugungen
zu Geschichte und Überzeugungen zum Lehren und Lernen von Geschichte –
die in diesem Buch bereits teilweise beschrieben wurden – in Verbindung ge-
bracht werden. Die Synthese nach Harris/Burn im Lehrkonzept besteht in der
Beachtung von „body and form of knowledge“486 (These: Body of Knowledge;
Antithese: Form of Knowledge). In der Systematisierung Nitsches wäre die Syn-
these der soziale Konstruktivismus, in dem sowohl die Transmission von Wissen
als auch die kognitive Konstruktion eine Rolle spielen (These: reine Transmissi-
on; Antithese: individueller Konstruktivismus).
These Antithese Synthese
Curriculum
in Österreich Inhalts-
orientierung Phase der
Unsicherheit Kompetenz-
orientierung
Nur Daten und
Fakten
Vergangenheit
lernen Daten und Fakten
unwichtig
Geschichten für
die Gegenwart
lernen Arbeitswissen, um
denken zu können
Geschichte mit
Bezug auf die Ver-
gangenheit für die
Gegenwart lernen
Überzeu-
gungen zu
Geschichte naïve realist relativist criterialist Maggioni u. a. 2004
copier stance borrower stance criterialist stance Maggioni u. a. 2009
objectivism relativism criterialism VanSledright/Reddy
2014
Positivismus Skeptizismus Narrativer Konst-
ruktivismus Nitsche 2016
Überzeu-
gungen zum
Lernen von
Geschichte Body of language Form of language Body and form of
language Harris/Burn 2016
Transmission Individueller Kons-
truktivismus Sozialer Konstruk-
tivismus Nitsche 2016
Tabelle 12: Die Dynamik von These – Antithese – Synthese im Zusammenhang mit Kompetenz-
orientierung, Überzeugungen zu Geschichte und Überzeugungen zum Lehrkonzept.
485 Vgl. Rüsen 1992, 2013; Hasberg/Körber 2003; Körber u. a. 2007; Kühberger 2015.
486 Harris/Burn 2016.
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Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Titel
- Von PISA nach Wien
- Untertitel
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Autor
- Roland Bernhard
- Verlag
- WOCHENSCHAU Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 284
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Überzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 Literaturübersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der Literaturübersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenÜberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der Literaturübersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. Abkürzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen für Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277