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Von PISA nach Wien - Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
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231 le, die sich positiv gegenüber der Kompetenzorientierung äußerte528, meinte, dass das kritische Denken in ihrem Unterricht keine Rolle spielen würde: I-N6_f: „Es  ist verlorene Zeit, die kann man besser nützen, diese Zeit, ja.“ Auf der ande- ren Seite gibt es Lehrkräfte, denen kritisches Denken sehr wichtig ist, die aber historische Kompetenzorientierung dennoch entschieden ablehnen.529 Das An- bahnen der Fähigkeit, historische Darstellungen kritisch zu hinterfragen, verbin- det die entsprechende Lehrperson nicht mit Kompetenzorientierung.530 Die Einstellung dieser Lehrperson hinsichtlich Kompetenzorientierung bzw. dem, was sie darunter versteht, ist „sehr negativ“: I-A13_m: „Das ist doch alles Schwachsinn.“ In diesem Sinne fiel auf, dass sich Lehrpersonen bisweilen gegen Kompetenzorientierung positionierten (I-N9_f „Bla, bla, bla“) und dann den Aufbau von solchen Fähigkeiten als besonders wichtig beschrieben, die gerade auch im Rahmen der fachspezifischen Kompetenzorientierung als zentral gese- hen werden  – beispielsweise De-Konstruktionskompetenz im Zusammenhang mit historischen Darstellungen. Dennoch ist es dieser Lehrperson nicht bewusst, dass es sich hierbei um historische Kompetenzen handelt. Solche Beispiele mö- gen vor Augen führen, dass das Kompetenzmodell des historischen Denkens durchaus das Potenzial hätte, den Unterricht von Lehrpersonen in einer Weise zu bereichern, die ihren zentralen Zielen entspricht. Hierbei zeigt sich abermals das am Beginn des Fazits angesprochene Grundproblem, welches in der Unkenntnis des fachspezifischen Kompetenzmodells vonseiten der Lehrpersonen bzw. der wenig gelungenen Kommunikation desselben an die Lehrpersonen besteht. Wie an anderer Stelle gezeigt, ist der Wille zum historischen Denken teil- weise in den berufsbezogenen Überzeugungen der Lehrpersonen vorhanden (wenn auch epistemische Fragen im Zusammenhang mit dem Unterrichten von Geschichte als Interpretation eine sehr untergeordnete Rolle spielen)  – das feh- lende Verständnis der historischen Kompetenzen und die kontextbezogenen Überzeugungen hinsichtlich Kompetenzorientierung verhindern jedoch oft ei- 528 I-N6_f: „Mir helfen diese Kompetenzen insofern, als dass ich wieder einmal daran erin- nert werde, was nicht noch alles geht […] Und jetzt sehe ich die Kompetenzen: Hey, nehme ich mit, nehme ich mit. Hole ich wieder herein. Es ist ein Sich-daran-Erinnern. Und somit wunderbar, herein, ihr Kompetenzen! Willkommen, willkommen im Boot.“ 529 I-A13_m: „Also diese Kritikfähigkeit und diese Neugierde sind meiner Meinung nach die zwei wesentlichen oder Kernpunkte.“ 530 I-A13_m: I: „Also Sie verbinden jetzt/Sie haben am Anfang gesagt, Ihnen ist total wich- tig, ein kritisches Reflektieren von den Schülern. Das verbinden Sie nicht mit Kompe- tenzorientierung? B: Nicht in der Form, wie wir es jetzt, speziell, also im Hinblick auf die Matura präsentiert bekommen haben, gelehrt bekommen haben oder gezeigt bekom- men haben. Also das nicht.“
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Von PISA nach Wien Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
Titel
Von PISA nach Wien
Untertitel
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Autor
Roland Bernhard
Verlag
WOCHENSCHAU Verlag
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7344-1234-9
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
284
Kategorie
Lehrbücher

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 5
  2. 1. Einleitung 9
  3. 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
    1. 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
    2. 2.2 Berufsbezogene Überzeugungen 26
    3. 2.3 Forschungsfragen 36
    4. 2.4 Literaturübersicht 38
    5. 2.4.1 Kategorien der Literaturübersicht 38
    6. 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenÜberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
    7. 2.4.3 Diskussion der Literaturübersicht 71
  4. 3. Forschungsdesign und Methode 77
    1. 3.1 Empirische Zugangsweise 77
    2. 3.2 Qualitative Experteninterviews 81
    3. 3.3 Erstellung des Erhebungsinstruments 84
    4. 3.4 Stichprobe und Vorgehen bei der Datenerhebung 90
      1. 3.4.1 Stichprobe 90
      2. 3.4.2 Kontaktaufnahme 93
      3. 3.4.3 Methodologischer Exkurs: Geschichtsdidaktische qualitativ-empirische Feldforschung und das Problem des sozialerwünschten (Antwort-)Verhaltens 99
    5. 3.5 Vorgehen bei der Datenaufbereitung und -analyse 109
  5. 4. Ergebnisse 113
    1. 4.1 Kompetenzverständnis im Zusammenhang mit Geschichtsunterricht 114
      1. 4.1.1 Fachspezifisch vs. fachunspezifisch 114
      2. 4.1.2 Konstruktion des Kompetenzverständnissesdurch Lehrpersonen 144
    2. 4.2 Einstellungen zu (historischer) Kompetenzorientierung 161
      1. 4.2.1 Emotionale Nähe bzw. Ferne 162
      2. 4.2.2 Exkurs: Überprüfung der Intercoderübereinstimmung 165
      3. 4.2.3 Darstellung der Ergebnisse 170
    3. 4.3 Vorbehalte von Lehrpersonen gegenüber Kompetenzorientierungverstehen 173
      1. 4.3.1 Zusammenhang zwischen Fachspezifität und Sympathie 177
      2. 4.3.2 Kompetenzorientierung als „von oben verordnet“ 182
      3. 4.3.3 Historische Kompetenzorientierung und der PISA-Schock 191
      4. 4.3.4 Kompetenzen könnten das Wissen verdrängen 194
    4. 5. Auflistung und Zusammenfassung der Ergebnisse 205
  6. 6. Fazit 215
  7. 7. Literaturverzeichnis 233
  8. 8. Abbildungsverzeichnis 253
  9. 9. Tabellenverzeichnis 254
  10. 10. Abkürzungsverzeichnis 255
  11. 11. Personenverzeichnis 256
  12. Anhang 1: Fragebogen für Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
  13. Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277
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