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Vor 1918
Umkämpfte Kirche - Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
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23Thematische, räumliche und zeitliche Einordnung Konflikte? Und welche wurden für die makrogeschichtlichen Erklärungen, für die »Meistererzählungen« in den städtischen Diskursen, von den natio- nalistischen oder kirchlichen Akteuren herangezogen? 1.1.2 Innerkatholische Gewaltmomente im Kontext der »Nationalitätenfrage« Im Mittelpunkt meiner Untersuchungen stehen gewaltbefrachtete Konflikt- fälle aus der ländlichen Umgebung größerer Städte des oberadriatischen Raumes. Auch wenn sie sich im kirchlichen Bereich ereigneten, waren sie nicht religiös motiviert. Die Akteure in den Gewaltmomenten beanspruch- ten für sich keine religiös richtige Position  – wie es in Fällen religiöser Gewalt zu beobachten ist13  –, und sie rechtfertigten sich nicht mit religiösen Leh- ren.14 Die Konflikte entstanden unter demselben Transzendenzhorizont: Die religiöse Lehre wurde nicht an sich verworfen, und keine andere religiöse Überzeugung wurde angestrebt. Die Gewalt wurde weder im Namen des Katholizismus noch gegen den Katholizismus oder eine andere Konfession ausgetragen. Die lokalen Konfliktakteure wollten unter demselben römisch-katholi- schen Glauben bzw. in derselben kollektiven Sinnstiftung des Katholizismus die Symbole und die Rituale der Kirche mehr mitgestalten und -bestimmen können. In den Konflikten wurden daher vor allem die Repräsentanten der Amtskirche zur Zielscheibe: Priester wurden angegriffen, Bischöfe ausge- buht, kirchliche Zeremonien und Symbole abgelehnt. Es kam aber nicht zu Konflikten unter den katholischen Kirchengängern oder mit Menschen anderer Konfessionen. Auch wenn etwa serbischsprachige Orthodoxe, italie- nisch- oder ungarischsprachige Juden in der Nähe lebten, waren sie nicht von der Gewalt betroffen. Andersgläubige spielten keine Rolle, weil sie außerhalb des Referenzraumes, das heißt der katholischen Kirche, standen. In einigen Fällen wandten sich die Menschen zwar von der Organisation oder den institutionalisierten Formen der katholischen Kirche ab, indem sie etwa »zivile Taufen« einführten oder ihren Austritt deklarierten. Sie handel- ten aber nicht aus einer anderen religiösen Überzeugung heraus, sondern 13 Zum Überblick über die Theorien bezüglich der Gewalt und Religion (Glaube) siehe  u. a. Eveline G.  Bouwers, Glaube und Gewalt. Ein Beziehungsgeflecht auf dem Prüfstand, in: Dies. (Hg.), Glaubenskämpfe. Katholiken und Gewalt im 19.  Jahrhun- dert, Göttingen 2019, S.  13–38, hier S.  25–33. 14 Zum Verständnis der »religiösen Gewalt« als einer im Namen einer Religion durch- geführten Gewalt siehe  u. a. Reinhard Schulze, Islamischer Puritanismus und die religiöse Gewalt, in: Christine Abbt / Donata Schoeller (Hg.), Im Zeichen der Reli- gion. Gewalt und Friedfertigkeit in Christentum und Islam, Frankfurt a. M. / New York 2008, S.  34–56, hier S.  44.
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Umkämpfte Kirche Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Titel
Umkämpfte Kirche
Untertitel
Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Autor
Péter Techet
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-35696-4
Abmessungen
15.9 x 23.5 cm
Seiten
310
Schlagwörter
Kirche, Religion, Österreich, Kaiserzeit
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Bemerkung zu den Personen- und Ortsnamen 11
  2. Danksagung 13
  3. Vorwort 15
  4. 1. Einführung: Konzept, Verortung, Methode 19
    1. 1.1 Thematische, räumliche und zeitliche Einordnung der Forschungsfrage 22
      1. 1.1.1 Forschungsfrage 22
      2. 1.1.2 Innerkatholische Gewaltmomente im Kontext der »Nationalitätenfrage« 23
      3. 1.1.3 Historiographie von Nation und Religion: Nationalismus oder nationale Indifferenz? 27
      4. 1.1.4 Räumliche Verortung 37
      5. 1.1.5 Zeitlicher Fokus 45
    2. 1.2 Methode und Konzepte 45
      1. 1.2.1 Mikrogeschichte mit vergleichender Kontextualisierung 45
      2. 1.2.2 »Identifizierung« 48
      3. 1.2.3 Gewalt 49
    3. 1.3 Quellenlage und Aufbau der Arbeit 52
      1. 1.3.1 Quellenlage 52
      2. 1.3.2 Aufbau der Arbeit 56
  5. 2. Imperium, Nation und Katholizismus in der Habsburgermonarchie 59
    1. 2.1 Imperium und Nation 61
      1. 2.1.1 Österreich als Rechtsordnung für seine Völker 61
      2. 2.1.2 Ungarn als Imperium der magyarischen Elite 66
    2. 2.2 Katholizismus und Nation 70
      1. 2.2.1 Unterschiedlicher Stellenwert des Katholizismus 71
      2. 2.2.2 Die Sprache der Liturgie: Glagoljica im oberadriatischen Raum 75
  6. 3. Österreichisches Küstenland 85
    1. 3.1 Konflikte um die Nationalisierung des kirchlichen Raumes in Istrien 88
      1. 3.1.1 Istrien: Ethnische Vielfalt und religiöse Homogenität 90
      2. 3.1.2 Konfliktgeschichten: Angegriffene Priester, zerstrittene Kirchengemeinden 96
      3. 3.1.3 Konfliktanalyse: Nationalisierbare Konfliktlinien 115
      4. 3.1.4 Historischer Kontext: Supranationales Selbstverständnis der Kirche 122
    2. 3.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Triest 126
      1. 3.2.1 Ricmanje: Slowenischsprachiges Dorf an der sprachkulturellen Grenze zu Triest 126
      2. 3.2.2 Konfliktgeschichte: Vom Kampf um die Pfarrei bis zum Kampf gegen die Kirche 130
      3. 3.2.3 Konfliktanalyse: Situative Identifizierungen auf mehreren Konfliktebenen 161
      4. 3.2.4 Historischer Kontext: Lokaler Widerstand gegen kirchliche Vereinheitlichung 165
    3. 3.3 Fazit: Konkurrierende und proaktive Selbstbehauptung ländlicher Katholiken 168
  7. 4. Ungarisch-Kroatisches Küstenland 171
    1. 4.1 Konflikte um und gegen die altslawische Liturgiesprache im Bistum Senj 174
      1. 4.1.1 Einführung der altslawischen Liturgiesprache in der ehemaligen Militärgrenze 174
      2. 4.1.2 Konfliktgeschichte: Lokaler Widerstand gegen die altslawische Liturgiesprache 182
      3. 4.1.3 Konfliktanalyse: Nationale Indifferenz oder antiserbischer Hass? 195
      4. 4.1.4 Historischer Kontext: Altslawische Sprache als nationales Thema 203
    2. 4.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Fiume / Rijeka 207
      1. 4.2.1 Drenova: Kroatischsprachige Gemeinde in einem multiethnischen Raum 207
      2. 4.2.2 Konfliktgeschichte: Abwehr kirchlicher Einmischungen 212
      3. 4.2.3 Konfliktanalyse: Nationalistische Erwartungen aus der Stadt 227
      4. 4.2.4 Historischer Kontext: Staat / Stadt-Kirche-Konflikt in und um Fiume / Rijeka 231
    3. 4.3 Fazit: Reaktiver Selbstschutz ländlicher Katholiken 236
  8. 5. Konfliktdynamiken: Nationale Nonkonformität und religiöse Peripherie 241
    1. 5.1 Nationalitätenkonflikt? 242
      1. 5.1.1 Intraethnische Konflikte 242
      2. 5.1.2 Nationale und / oder religiöse Indifferenz? 246
    2. 5.2 Erfolgschancen der lokalen Akteure 250
      1. 5.2.1 Interessenartikulation in Österreich und Ungarn 250
      2. 5.2.2 Antihierarchische (soziale) Gewalt 253
  9. Ausblick 257
  10. Quellen- und Literaturverzeichnis 263
  11. Archivmaterial 263
  12. Bibliotheken 265
  13. Zeitungen 265
  14. Digitale Sammlungen 267
  15. Zeitgenössische Literatur 267
  16. Sekundärliteratur 268
  17. Ortsnamen in den landesüblichen Sprachen 289
  18. Personen 295
  19. Verzeichnis von Abbildungen, Karten und Tabellen 297
  20. Abkürzungen 299
  21. Register 301
  22. 1. Ortsregister 301
  23. 2. Personenregister 303
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