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und Konzepte
1.1.5 Zeitlicher Fokus
Zeitlich liegt der Fokus auf der Periode zwischen 1890 und 1914. Das End-
datum lässt sich mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges erklären, der –
infolge seiner anderen Gewaltqualität auch auf der lokalen Ebene – nicht
mehr in die Untersuchung einbezogen wurde. Das Anfangsdatum ist zwar
heuristisch gewählt, es gibt aber gute Gründe dafür, die Geschichten ab 1890
zu erzählen: die Intensivierung der nationalpolitischen Debatten als Eliten-
diskurse in den beiden Reichshälften (vor allem auf der Ebene der »hohen
Politik«); die südslawophile Ausrichtung des Hl.
Stuhls unter Papst Leo
XIII,
was auch auf die südslawisch bewohnten Teile der Habsburgermonarchie
Auswirkungen zeigte (vgl. Kapitel 2.2); die Beschleunigung der internen
Mobilität (Zuzug in die urbanen Räume); Formierung zuerst der national-
politisch, dann nationsübergreifend konzipierten Parteien und politischen
Strömungen, usw.
In der Arbeit behandele ich einzelne Konfliktbeispiele, die sich zwischen
1894 und 1914 ereigneten. Sie dauerten nur wenige Wochen, Monate (Kapi-
tel 3.1, 4.1) oder sogar mehrere Jahre (Kapitel 3.2, 4.2). Ihre Wahrnehmung
war jedenfalls von gesellschaftlichen Dynamiken, politischen Frontlinien
und staatlichen bzw. kirchlichen Interessen geprägt, die zwischen 1890
und 1914 die öffentlichen Debatten in der Habsburgermonarchie makroge-
schichtlich bestimmten.
1.2 Methode und Konzepte
1.2.1 Mikrogeschichte mit vergleichender Kontextualisierung
Der Historiker hat bezüglich der Vergangenheit nicht mit einer objektiv voll-
kommen zugänglichen und rekonstruierbaren »Wirklichkeit«, geschweige
denn »Wahrheit« zu tun – sondern mit deren Repräsentationen.91 Die Ver-
gangenheit wird durch Quellen (das heißt die in diesen Quellen festgeschrie-
benen Interpretationen) und ihre Interpretationen (also praktisch: durch die
Interpretation der Interpretationen) verstanden. Um eine mögliche Diskre-
panz zwischen den Makro-Erwartungen und den lokalen Mikro-Ereignissen
verstehen zu können, ist es allerdings wichtig, die konkreten Konflikte nicht
makrogeschichtlich – von oben her –, sondern so nah wie möglich an den
konkreten Ereignissen mikrogeschichtlich zu rekonstruieren, damit von der
Makrogeschichte abweichende Repräsentationen und Interpretationen der
91 Jörg Baberowski, Der Sinn der Geschichte. Geschichtstheorien von Hegel bis
Foucault, München 2014, S. 22.
Umkämpfte Kirche
Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
- Titel
- Umkämpfte Kirche
- Untertitel
- Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
- Autor
- Péter Techet
- Verlag
- Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-666-35696-4
- Abmessungen
- 15.9 x 23.5 cm
- Seiten
- 310
- Schlagwörter
- Kirche, Religion, Österreich, Kaiserzeit
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Bemerkung zu den Personen- und Ortsnamen 11
- Danksagung 13
- Vorwort 15
- 1. Einführung: Konzept, Verortung, Methode 19
- 2. Imperium, Nation und Katholizismus in der Habsburgermonarchie 59
- 3. Österreichisches Küstenland 85
- 3.1 Konflikte um die Nationalisierung des kirchlichen Raumes in Istrien 88
- 3.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Triest 126
- 3.2.1 Ricmanje: Slowenischsprachiges Dorf an der sprachkulturellen Grenze zu Triest 126
- 3.2.2 Konfliktgeschichte: Vom Kampf um die Pfarrei bis zum Kampf gegen die Kirche 130
- 3.2.3 Konfliktanalyse: Situative Identifizierungen auf mehreren Konfliktebenen 161
- 3.2.4 Historischer Kontext: Lokaler Widerstand gegen kirchliche Vereinheitlichung 165
- 3.3 Fazit: Konkurrierende und proaktive Selbstbehauptung ländlicher Katholiken 168
- 4. Ungarisch-Kroatisches Küstenland 171
- 4.1 Konflikte um und gegen die altslawische Liturgiesprache im Bistum Senj 174
- 4.1.1 Einführung der altslawischen Liturgiesprache in der ehemaligen Militärgrenze 174
- 4.1.2 Konfliktgeschichte: Lokaler Widerstand gegen die altslawische Liturgiesprache 182
- 4.1.3 Konfliktanalyse: Nationale Indifferenz oder antiserbischer Hass? 195
- 4.1.4 Historischer Kontext: Altslawische Sprache als nationales Thema 203
- 4.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Fiume / Rijeka 207
- 4.3 Fazit: Reaktiver Selbstschutz ländlicher Katholiken 236
- 4.1 Konflikte um und gegen die altslawische Liturgiesprache im Bistum Senj 174
- 5. Konfliktdynamiken: Nationale Nonkonformität und religiöse Peripherie 241
- Ausblick 257
- Quellen- und Literaturverzeichnis 263
- Archivmaterial 263
- Bibliotheken 265
- Zeitungen 265
- Digitale Sammlungen 267
- Zeitgenössische Literatur 267
- Sekundärliteratur 268
- Ortsnamen in den landesüblichen Sprachen 289
- Personen 295
- Verzeichnis von Abbildungen, Karten und Tabellen 297
- Abkürzungen 299
- Register 301
- 1. Ortsregister 301
- 2. Personenregister 303