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Vor 1918
Umkämpfte Kirche - Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
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90 Österreichisches Küstenland nationalistische Akteure die katholische Kirche als »nationalen Besitz« des Südslawentums betrachteten, lehnten italienisch-nationalistische Akteure die katholische Kirche als einen »südslawischen Raum« ab. In diesem Kapitel werden mehrere Fälle geschildert. Im Gegensatz zu den Kapiteln  3.2, 4.1 und 4.2, wo immer ein Fallbespiel ausführlich erzählt wird, kommen in diesem Kapitel unterschiedliche, oft sehr kurze Konfliktge- schichten vor, an denen sich dennoch Tendenzen und tiefere Konfliktgründe erarbeiten und aufzeigen lassen. Die Nationalitäten- und Sprachenfrage zog sich dabei wie ein roter Faden durch die Fallbeispiele. Dieser rote Faden war allerdings möglich, weil Einzelheiten, persönliche Motive und lokal ver- wurzelte, unpolitische Gegebenheiten, die die nationalisierten Konflikte erst auslösten, in den makrogeschichtlichen Wahrnehmungen ausgeblendet wurden  – diese gilt es, in der Konfliktbeschreibung ereignisgeschichtlich nachzuzeichnen (Kapitel  3.1.2). Nach der Rekonstruktion einzelner Kon- fliktbeispiele wird in einem nächsten Schritt versucht, die Hintergründe des nationalen Vokabulars (Nationalisierung der »Stadt«-»Land«-Konkurrenz, Elitenangst vor sozialer Emanzipation der benachteiligten, meist südsla- wischen Bevölkerungsteile, Verschleierung eigentlich antiklerikaler Posi- tionen usw.) herauszuarbeiten (Kapitel  3.1.3). Dabei stellt sich die Frage im Allgemeinen, wie die katholische Kirche, deren Klerus ähnlich multi- ethnisch war, und das lokale Kirchenleben auf die Tendenz national moti- vierter (oder interpretierter) Konfliktfälle reagierten. In der historischen Kontextualisierung zu diesem Unterkapitel steht insofern das supranatio- nale Selbstverständnis der kirchlichen Obrigkeit in Istrien im Vordergrund (Kapitel  3.1.4). 3.1.1 Istrien: Ethnische Vielfalt und religiöse Homogenität Istrien war ein Grenzgebiet an der adriatischen Peripherie von Österreich. Die Halbinsel befand sich jahrhundertelang in der Kontakt- und Kampf- zone zwischen venezianischen und habsburgischen Interessen, sie war bis zum Untergang der venezianischen Republik zwischen der Serenissima und dem Habsburgerreich aufgeteilt.13 In der Selbstwahrnehmung der Bewohner wirkte bis zum Ende der Donaumonarchie nach, ob sie aus dem veneziani- schen (eher lateinisch-mediterran geprägten) oder dem habsburgischen (eher 13 Vgl.  u. a. D’ Alessio, Il cuore conteso, S.  39ff.; über die Anfänge der venezianischen Herrschaft in Istrien siehe  u. a. Miroslav Bertoša, Mletačka Istra u XVI i XVII stoljeću.  I.: Kolonizacija (Teme i problemi) [Venezianisches Istrien im 16. und 17.  Jahrhundert.  I.: Kolonisierung (Themen und Probleme)], Pula 1986, S.  45ff.
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Umkämpfte Kirche Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Titel
Umkämpfte Kirche
Untertitel
Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Autor
Péter Techet
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-35696-4
Abmessungen
15.9 x 23.5 cm
Seiten
310
Schlagwörter
Kirche, Religion, Österreich, Kaiserzeit
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Bemerkung zu den Personen- und Ortsnamen 11
  2. Danksagung 13
  3. Vorwort 15
  4. 1. Einführung: Konzept, Verortung, Methode 19
    1. 1.1 Thematische, räumliche und zeitliche Einordnung der Forschungsfrage 22
      1. 1.1.1 Forschungsfrage 22
      2. 1.1.2 Innerkatholische Gewaltmomente im Kontext der »Nationalitätenfrage« 23
      3. 1.1.3 Historiographie von Nation und Religion: Nationalismus oder nationale Indifferenz? 27
      4. 1.1.4 Räumliche Verortung 37
      5. 1.1.5 Zeitlicher Fokus 45
    2. 1.2 Methode und Konzepte 45
      1. 1.2.1 Mikrogeschichte mit vergleichender Kontextualisierung 45
      2. 1.2.2 »Identifizierung« 48
      3. 1.2.3 Gewalt 49
    3. 1.3 Quellenlage und Aufbau der Arbeit 52
      1. 1.3.1 Quellenlage 52
      2. 1.3.2 Aufbau der Arbeit 56
  5. 2. Imperium, Nation und Katholizismus in der Habsburgermonarchie 59
    1. 2.1 Imperium und Nation 61
      1. 2.1.1 Österreich als Rechtsordnung für seine Völker 61
      2. 2.1.2 Ungarn als Imperium der magyarischen Elite 66
    2. 2.2 Katholizismus und Nation 70
      1. 2.2.1 Unterschiedlicher Stellenwert des Katholizismus 71
      2. 2.2.2 Die Sprache der Liturgie: Glagoljica im oberadriatischen Raum 75
  6. 3. Österreichisches Küstenland 85
    1. 3.1 Konflikte um die Nationalisierung des kirchlichen Raumes in Istrien 88
      1. 3.1.1 Istrien: Ethnische Vielfalt und religiöse Homogenität 90
      2. 3.1.2 Konfliktgeschichten: Angegriffene Priester, zerstrittene Kirchengemeinden 96
      3. 3.1.3 Konfliktanalyse: Nationalisierbare Konfliktlinien 115
      4. 3.1.4 Historischer Kontext: Supranationales Selbstverständnis der Kirche 122
    2. 3.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Triest 126
      1. 3.2.1 Ricmanje: Slowenischsprachiges Dorf an der sprachkulturellen Grenze zu Triest 126
      2. 3.2.2 Konfliktgeschichte: Vom Kampf um die Pfarrei bis zum Kampf gegen die Kirche 130
      3. 3.2.3 Konfliktanalyse: Situative Identifizierungen auf mehreren Konfliktebenen 161
      4. 3.2.4 Historischer Kontext: Lokaler Widerstand gegen kirchliche Vereinheitlichung 165
    3. 3.3 Fazit: Konkurrierende und proaktive Selbstbehauptung ländlicher Katholiken 168
  7. 4. Ungarisch-Kroatisches Küstenland 171
    1. 4.1 Konflikte um und gegen die altslawische Liturgiesprache im Bistum Senj 174
      1. 4.1.1 Einführung der altslawischen Liturgiesprache in der ehemaligen Militärgrenze 174
      2. 4.1.2 Konfliktgeschichte: Lokaler Widerstand gegen die altslawische Liturgiesprache 182
      3. 4.1.3 Konfliktanalyse: Nationale Indifferenz oder antiserbischer Hass? 195
      4. 4.1.4 Historischer Kontext: Altslawische Sprache als nationales Thema 203
    2. 4.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Fiume / Rijeka 207
      1. 4.2.1 Drenova: Kroatischsprachige Gemeinde in einem multiethnischen Raum 207
      2. 4.2.2 Konfliktgeschichte: Abwehr kirchlicher Einmischungen 212
      3. 4.2.3 Konfliktanalyse: Nationalistische Erwartungen aus der Stadt 227
      4. 4.2.4 Historischer Kontext: Staat / Stadt-Kirche-Konflikt in und um Fiume / Rijeka 231
    3. 4.3 Fazit: Reaktiver Selbstschutz ländlicher Katholiken 236
  8. 5. Konfliktdynamiken: Nationale Nonkonformität und religiöse Peripherie 241
    1. 5.1 Nationalitätenkonflikt? 242
      1. 5.1.1 Intraethnische Konflikte 242
      2. 5.1.2 Nationale und / oder religiöse Indifferenz? 246
    2. 5.2 Erfolgschancen der lokalen Akteure 250
      1. 5.2.1 Interessenartikulation in Österreich und Ungarn 250
      2. 5.2.2 Antihierarchische (soziale) Gewalt 253
  9. Ausblick 257
  10. Quellen- und Literaturverzeichnis 263
  11. Archivmaterial 263
  12. Bibliotheken 265
  13. Zeitungen 265
  14. Digitale Sammlungen 267
  15. Zeitgenössische Literatur 267
  16. Sekundärliteratur 268
  17. Ortsnamen in den landesüblichen Sprachen 289
  18. Personen 295
  19. Verzeichnis von Abbildungen, Karten und Tabellen 297
  20. Abkürzungen 299
  21. Register 301
  22. 1. Ortsregister 301
  23. 2. Personenregister 303
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