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Vor 1918
Umkämpfte Kirche - Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
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130 Österreichisches Küstenland 3.2.2 Konfliktgeschichte: Vom Kampf um die Pfarrei bis zum Kampf gegen die Kirche Im  September 1898 kam ein neuer Kaplan in Ricmanje an: Dr.  Anton Požar (1861–1933) (siehe Abbildung  3) diente zuvor als Pfarrer im nordost-istriani- schen Dorf Passo / Paz. In Ricmanje trat der in Graz promovierte Jurist eine Kaplanstelle an,182 was als Karriererückgang zu betrachten ist. Laut einem späteren Bericht habe Don Požar nach seinem Ankommen in Ricmanje die Gottesdienste sofort »in slawischer Sprache« zu lesen ange- fangen.183 Ob damit die altslawische oder die moderne slowenische Sprache gemeint war, ist nicht klar. Er konnte immerhin die Wortführer in Ricmanje für das Thema gewinnen: Schon im  März 1900 trugen sie in einem Brief den Wunsch vor, altslawische Messen zu haben.184 Ihr Wunsch wurde aber nicht beachtet, und das Bistum von Triest erlaubte ihnen nicht  – zumindest offiziell  – die Verwendung der altslawischen oder slowenischen Sprache in der Liturgie. Im  August 1900 erreichte ein slowenischsprachiges Schreiben aus Ricmanje das Triestiner Bistum: Mit der Unterschrift von einem gewis- sen Peter Herščak  – dessen Unterschrift vom Schreibstil des ganzen Textes abweicht; es ist also zu vermuten, dass nicht er den Text niederschrieb  – wurde mitgeteilt, dass die Dörfer Ricmanje und Log »aus dem römisch- katholischen Ritus« ausgetreten seien. Das Schreiben betonte, dass es nur um einen Wechsel des Ritus ginge: »wir bleiben ansonsten in der heiligen katho- lischen Kirche, aber wir treten in die griechisch-katholische Kirche über«.185 Die griechisch-katholische Kirche ist eine mit Rom unierte Kirche. Auch wenn ihre religiösen Praktiken mit jenen der Orthodoxie nahezu identisch sind, stellt die griechisch-katholische Kirche einen Ritus innerhalb der katholischen Kirche dar. Sie ist von Rom nicht losgelöst. In der Habsburger- monarchie gehörten größere Teile der ukrainisch- und rumänischsprachigen Bevölkerung zu dieser Kirche. Ein uniertes Bistum existierte im kroatischen Križevci.186 Kroatien gehörte zwar staatsrechtlich zur ungarischen Reichs- hälfte der Habsburgermonarchie, weswegen der dortige Bischof aus der 182 Seinen tabellarischen Lebenslauf siehe in: ŽAR, Fascicoli di sacerdoti: Angel Kosmač (Dossiers der Pfarrer: Angel Kosmač, weiter: Kosmač), fasc.  6 [keine weitere Nummerierung]. 183 Bericht des Landes-Gendarmarie-Commandos von Boljunec über die Vorge- schichte des Konfliktes an die Bezirkshauptmannschaft von Capodistria / Koper (17.  Februar 1906), in: AST, C.d. Capodistria, Culto, b.  170, fol.  468. 184 Slowenischsprachiger Brief der Dorfbewohner Peter Herščak, Ivan Zerjan und Josip Mavers an das österreichische Kultusministerium (eingetroffen am 7.  März 1900), in: Ebd., b.  170, fol.  624ff. 185 Brief aus Ricmanje an das Bistum (8.  August 1900), in: ADT, Gestione Ordinare (Allgemeine Verwaltung, weiter: GO), 1900/2139 [übersetzt aus dem Slowenischen von mir]. 186 Zur Geschichte des Bistums von Križevci, siehe auch Pirigyi István, A magyarors-
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Umkämpfte Kirche Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Titel
Umkämpfte Kirche
Untertitel
Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Autor
Péter Techet
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-35696-4
Abmessungen
15.9 x 23.5 cm
Seiten
310
Schlagwörter
Kirche, Religion, Österreich, Kaiserzeit
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Bemerkung zu den Personen- und Ortsnamen 11
  2. Danksagung 13
  3. Vorwort 15
  4. 1. Einführung: Konzept, Verortung, Methode 19
    1. 1.1 Thematische, räumliche und zeitliche Einordnung der Forschungsfrage 22
      1. 1.1.1 Forschungsfrage 22
      2. 1.1.2 Innerkatholische Gewaltmomente im Kontext der »Nationalitätenfrage« 23
      3. 1.1.3 Historiographie von Nation und Religion: Nationalismus oder nationale Indifferenz? 27
      4. 1.1.4 Räumliche Verortung 37
      5. 1.1.5 Zeitlicher Fokus 45
    2. 1.2 Methode und Konzepte 45
      1. 1.2.1 Mikrogeschichte mit vergleichender Kontextualisierung 45
      2. 1.2.2 »Identifizierung« 48
      3. 1.2.3 Gewalt 49
    3. 1.3 Quellenlage und Aufbau der Arbeit 52
      1. 1.3.1 Quellenlage 52
      2. 1.3.2 Aufbau der Arbeit 56
  5. 2. Imperium, Nation und Katholizismus in der Habsburgermonarchie 59
    1. 2.1 Imperium und Nation 61
      1. 2.1.1 Österreich als Rechtsordnung für seine Völker 61
      2. 2.1.2 Ungarn als Imperium der magyarischen Elite 66
    2. 2.2 Katholizismus und Nation 70
      1. 2.2.1 Unterschiedlicher Stellenwert des Katholizismus 71
      2. 2.2.2 Die Sprache der Liturgie: Glagoljica im oberadriatischen Raum 75
  6. 3. Österreichisches Küstenland 85
    1. 3.1 Konflikte um die Nationalisierung des kirchlichen Raumes in Istrien 88
      1. 3.1.1 Istrien: Ethnische Vielfalt und religiöse Homogenität 90
      2. 3.1.2 Konfliktgeschichten: Angegriffene Priester, zerstrittene Kirchengemeinden 96
      3. 3.1.3 Konfliktanalyse: Nationalisierbare Konfliktlinien 115
      4. 3.1.4 Historischer Kontext: Supranationales Selbstverständnis der Kirche 122
    2. 3.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Triest 126
      1. 3.2.1 Ricmanje: Slowenischsprachiges Dorf an der sprachkulturellen Grenze zu Triest 126
      2. 3.2.2 Konfliktgeschichte: Vom Kampf um die Pfarrei bis zum Kampf gegen die Kirche 130
      3. 3.2.3 Konfliktanalyse: Situative Identifizierungen auf mehreren Konfliktebenen 161
      4. 3.2.4 Historischer Kontext: Lokaler Widerstand gegen kirchliche Vereinheitlichung 165
    3. 3.3 Fazit: Konkurrierende und proaktive Selbstbehauptung ländlicher Katholiken 168
  7. 4. Ungarisch-Kroatisches Küstenland 171
    1. 4.1 Konflikte um und gegen die altslawische Liturgiesprache im Bistum Senj 174
      1. 4.1.1 Einführung der altslawischen Liturgiesprache in der ehemaligen Militärgrenze 174
      2. 4.1.2 Konfliktgeschichte: Lokaler Widerstand gegen die altslawische Liturgiesprache 182
      3. 4.1.3 Konfliktanalyse: Nationale Indifferenz oder antiserbischer Hass? 195
      4. 4.1.4 Historischer Kontext: Altslawische Sprache als nationales Thema 203
    2. 4.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Fiume / Rijeka 207
      1. 4.2.1 Drenova: Kroatischsprachige Gemeinde in einem multiethnischen Raum 207
      2. 4.2.2 Konfliktgeschichte: Abwehr kirchlicher Einmischungen 212
      3. 4.2.3 Konfliktanalyse: Nationalistische Erwartungen aus der Stadt 227
      4. 4.2.4 Historischer Kontext: Staat / Stadt-Kirche-Konflikt in und um Fiume / Rijeka 231
    3. 4.3 Fazit: Reaktiver Selbstschutz ländlicher Katholiken 236
  8. 5. Konfliktdynamiken: Nationale Nonkonformität und religiöse Peripherie 241
    1. 5.1 Nationalitätenkonflikt? 242
      1. 5.1.1 Intraethnische Konflikte 242
      2. 5.1.2 Nationale und / oder religiöse Indifferenz? 246
    2. 5.2 Erfolgschancen der lokalen Akteure 250
      1. 5.2.1 Interessenartikulation in Österreich und Ungarn 250
      2. 5.2.2 Antihierarchische (soziale) Gewalt 253
  9. Ausblick 257
  10. Quellen- und Literaturverzeichnis 263
  11. Archivmaterial 263
  12. Bibliotheken 265
  13. Zeitungen 265
  14. Digitale Sammlungen 267
  15. Zeitgenössische Literatur 267
  16. Sekundärliteratur 268
  17. Ortsnamen in den landesüblichen Sprachen 289
  18. Personen 295
  19. Verzeichnis von Abbildungen, Karten und Tabellen 297
  20. Abkürzungen 299
  21. Register 301
  22. 1. Ortsregister 301
  23. 2. Personenregister 303
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