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Vor 1918
Umkämpfte Kirche - Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
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70 Imperium, Nation und Katholizismus tholische Bedrohung wahr.62 Das antiungarische und antisemitische Ressen- timent als politisches Programm erschien in Kroatien erstmals während des Wahlkampfes von 1897, als sich die nationalistische Opposition als klerikale Kraft gegen eine mögliche Einführung der Zivilehe hetzte.63 Die nationalliberalen Kreise in Kroatien fühlten sich dabei eingeengt zwi- schen einem liberalen, aber ungarisch-nationalen und angeblich »jüdisch« geprägten Ungarn und einem klerikalen, katholischen, aber supranational geprägten Österreich, weil beide Mächte die »Kroaten«  – wie es auf einer Karikatur in der Zagreber Satirezeitschrift Trn dargestellt wurde64  – ausnut- zen würden. Auf der oberen Spalte der Karikatur fährt zuerst eine typisch »jüdisch« dargestellte Person einen »Kroaten« mit der Kutsche »Zivilehe« (»civilni brak«) an die Wand (dabei schiebt eine typisch »ungarisch« geklei- dete Person die Kutsche an); auf der unteren Spalte fährt ein österreichischer Soldat einen anderen »Kroaten« mit der Kutsche »Reaktion« (»reakcija«) an die Wand. Diese Karikatur drückt plastisch aus, wie in der national-opposi- tionellen Öffentlichkeit von Kroatien-Slawonien über die zwei Reichshälften gedacht wurde. 2.2 Katholizismus und Nation Die unterschiedlichen Staats- und Nationskonzepte, die in den zwei Reichs- hälften der Donaumonarchie vorherrschten, bestimmten auch den Stellen- wert des Katholizismus.65 Die österreichische Reichshälfte war mehrheitlich katholisch: Weil sich kein Volk einer hegemonialen Position oder hegemoni- aler Vorrechte erfreute, diente die gemeinsame, nationsübergreifende Kon- fession als verbindendes Element. In Ungarn war hingegen der Katholizis- mus weder gesellschaftlich noch staatspolitisch so dominierend, wie er in Österreich war, auch wenn sich die katholische Amtskirche in Ungarn der ungarischen Staats- und Nationsidee unterwarf. Nur in Kroatien gestaltete 62 Mario Strecha, O procesu politizacije katolicizma u Banskoj Hrvatskoj potkraj 19.  stoljeća [Über den Prozess der Politisierung des Katholizismus im Banus-Kro- atien Ende des 19.  Jahrhunderts], in: Bosna Franciscana, 26 (2007), S.  91–125, hier S.  100ff. 63 Über die national-klerikale Thematisierung im kroatisch-slawonischen Wahlkampf von 1897 siehe  u. a. Mirjana Gross, Povijest pravaške ideologije [Geschichte der staatsrechtlerischen Ideologie], Zagreb 1973, S.  315; Stjepan Matković, Afirmacija Khuenove autokracije. Izbori za Hrvatski sabor 1897. [Affirmation der Khuen’schen Autokratie. Wahlen zum kroatischen Parlament 1897], in: Časopis za suvremenu povijest 29 (1997), S.  469–489, hier S.  478; Vulesica, Die Formierung des politischen Antisemitismus, S.  48. 64 Trn, 5.  Juni 1895. 65 Dazu auch Techet, Nationalismus und Katholizismus, S.  162ff.
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Umkämpfte Kirche Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Titel
Umkämpfte Kirche
Untertitel
Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Autor
Péter Techet
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-35696-4
Abmessungen
15.9 x 23.5 cm
Seiten
310
Schlagwörter
Kirche, Religion, Österreich, Kaiserzeit
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Bemerkung zu den Personen- und Ortsnamen 11
  2. Danksagung 13
  3. Vorwort 15
  4. 1. Einführung: Konzept, Verortung, Methode 19
    1. 1.1 Thematische, räumliche und zeitliche Einordnung der Forschungsfrage 22
      1. 1.1.1 Forschungsfrage 22
      2. 1.1.2 Innerkatholische Gewaltmomente im Kontext der »Nationalitätenfrage« 23
      3. 1.1.3 Historiographie von Nation und Religion: Nationalismus oder nationale Indifferenz? 27
      4. 1.1.4 Räumliche Verortung 37
      5. 1.1.5 Zeitlicher Fokus 45
    2. 1.2 Methode und Konzepte 45
      1. 1.2.1 Mikrogeschichte mit vergleichender Kontextualisierung 45
      2. 1.2.2 »Identifizierung« 48
      3. 1.2.3 Gewalt 49
    3. 1.3 Quellenlage und Aufbau der Arbeit 52
      1. 1.3.1 Quellenlage 52
      2. 1.3.2 Aufbau der Arbeit 56
  5. 2. Imperium, Nation und Katholizismus in der Habsburgermonarchie 59
    1. 2.1 Imperium und Nation 61
      1. 2.1.1 Österreich als Rechtsordnung für seine Völker 61
      2. 2.1.2 Ungarn als Imperium der magyarischen Elite 66
    2. 2.2 Katholizismus und Nation 70
      1. 2.2.1 Unterschiedlicher Stellenwert des Katholizismus 71
      2. 2.2.2 Die Sprache der Liturgie: Glagoljica im oberadriatischen Raum 75
  6. 3. Österreichisches Küstenland 85
    1. 3.1 Konflikte um die Nationalisierung des kirchlichen Raumes in Istrien 88
      1. 3.1.1 Istrien: Ethnische Vielfalt und religiöse Homogenität 90
      2. 3.1.2 Konfliktgeschichten: Angegriffene Priester, zerstrittene Kirchengemeinden 96
      3. 3.1.3 Konfliktanalyse: Nationalisierbare Konfliktlinien 115
      4. 3.1.4 Historischer Kontext: Supranationales Selbstverständnis der Kirche 122
    2. 3.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Triest 126
      1. 3.2.1 Ricmanje: Slowenischsprachiges Dorf an der sprachkulturellen Grenze zu Triest 126
      2. 3.2.2 Konfliktgeschichte: Vom Kampf um die Pfarrei bis zum Kampf gegen die Kirche 130
      3. 3.2.3 Konfliktanalyse: Situative Identifizierungen auf mehreren Konfliktebenen 161
      4. 3.2.4 Historischer Kontext: Lokaler Widerstand gegen kirchliche Vereinheitlichung 165
    3. 3.3 Fazit: Konkurrierende und proaktive Selbstbehauptung ländlicher Katholiken 168
  7. 4. Ungarisch-Kroatisches Küstenland 171
    1. 4.1 Konflikte um und gegen die altslawische Liturgiesprache im Bistum Senj 174
      1. 4.1.1 Einführung der altslawischen Liturgiesprache in der ehemaligen Militärgrenze 174
      2. 4.1.2 Konfliktgeschichte: Lokaler Widerstand gegen die altslawische Liturgiesprache 182
      3. 4.1.3 Konfliktanalyse: Nationale Indifferenz oder antiserbischer Hass? 195
      4. 4.1.4 Historischer Kontext: Altslawische Sprache als nationales Thema 203
    2. 4.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Fiume / Rijeka 207
      1. 4.2.1 Drenova: Kroatischsprachige Gemeinde in einem multiethnischen Raum 207
      2. 4.2.2 Konfliktgeschichte: Abwehr kirchlicher Einmischungen 212
      3. 4.2.3 Konfliktanalyse: Nationalistische Erwartungen aus der Stadt 227
      4. 4.2.4 Historischer Kontext: Staat / Stadt-Kirche-Konflikt in und um Fiume / Rijeka 231
    3. 4.3 Fazit: Reaktiver Selbstschutz ländlicher Katholiken 236
  8. 5. Konfliktdynamiken: Nationale Nonkonformität und religiöse Peripherie 241
    1. 5.1 Nationalitätenkonflikt? 242
      1. 5.1.1 Intraethnische Konflikte 242
      2. 5.1.2 Nationale und / oder religiöse Indifferenz? 246
    2. 5.2 Erfolgschancen der lokalen Akteure 250
      1. 5.2.1 Interessenartikulation in Österreich und Ungarn 250
      2. 5.2.2 Antihierarchische (soziale) Gewalt 253
  9. Ausblick 257
  10. Quellen- und Literaturverzeichnis 263
  11. Archivmaterial 263
  12. Bibliotheken 265
  13. Zeitungen 265
  14. Digitale Sammlungen 267
  15. Zeitgenössische Literatur 267
  16. Sekundärliteratur 268
  17. Ortsnamen in den landesüblichen Sprachen 289
  18. Personen 295
  19. Verzeichnis von Abbildungen, Karten und Tabellen 297
  20. Abkürzungen 299
  21. Register 301
  22. 1. Ortsregister 301
  23. 2. Personenregister 303
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