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Vor 1918
Umkämpfte Kirche - Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
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37Thematische, räumliche und zeitliche Einordnung Auch in dieser Arbeit kommen Akteure zu Wort, die dementsprechend nicht gegenüber allem Nationalen indifferent waren. Sie waren sich ihrer ethnisch-nationalen Zugehörigkeit und mithin ihrer Muttersprache sogar sehr wohl bewusst. Aber das bedeutete keinesfalls, dass die Konflikte wegen dieses Bewusstseins entstanden wären. Dass sich die lokalen Konfliktak- teure mal in und mit den nationalen (nationalistischen) Diskursen veror- ten konnten, ist kein Beweis für ihren eigenen Nationalismus, sondern es beweist nur die Kraft des elitären Nationalismus, welcher sich die Periphe- rie  – wenn sie gehört und gesehen werden wollte  – nicht komplett enziehen konnte. Soziale, parteipolitische oder persönliche Anliegen der Peripherie konnten mit der nationalistischen Sprache für die städtische Öffentlichkeit (für das »Zentrum«) hör- und sichtbar gemacht werden (vgl. Kapitel  5.2.1). Ein Rekurs auf die Ethnizität konnte für sozial benachteiligte Gruppen und Schichten eine gewisse Selbstbehauptung ermöglichen.69 Wie Joanna Pfaff- Czernacka schreibt, ist die Sprache der Ethnizität »eine Ressource in defini- torischen Kämpfen um soziale Ordnung  – um legitime Prinzipien sozialer Wirklichkeitskonstruktionen«.70 1.1.4 Räumliche Verortung Auf der heutigen Europakarte ist das nordöstliche Adriagebiet zwischen der dreisprachigen italienischen Autonomen Region Friuli Giulia Venezia / Fur- lanija  Julijska Krajina / Friûl Vignesie  Julie, der teilweise zweisprachigen slowenischen Region Primorska / Littorale und der zweisprachigen kroati- schen Gespanschaft Istra / Istria aufgeteilt. Wenn wir einen Blick auf eine Karte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie werfen, trifft man auf die Bezeichnungen »Österreichisches Küstenland« und »Ungarisch-Kroatisches Küstenland«.71 Nach den Kategorien der politischen und historischen Geo- graphie umfasste der oberadriatische Raum der Habsburgermonarchie auf der österreichischen Seite die reichsunmittelbare Stadt Triest, die Mark- grafschaft Istrien und die Gefürstete Grafschaft Görz und Gradiska72 sowie auf der ungarisch-kroatischen Seite die damalige ungarische Hafenstadt 69 Groenemeyer, Kulturelle Differenz, ethnische Identität, S.  31. 70 Joanna Pfaff-Czarnecka, Zugehörigkeit in der mobilen Welt. Politiken der Veror- tung, Göttingen 2012, S.  63. 71 Zur Regionalität des österreichisch-ungarischen Küstenlandes siehe  u. a. Péter Techet, Die österreichisch-ungarische Küstenregion. Differenzen, Imaginationen und imperialer Kontext in einer historischen Landschaft, in: Sabine Jagodzinski u. a. (Hg.), Regionalität als historische Kategorie. Ostmitteleuropäische Perspekti- ven, Osnabrück 2019, S.  281–297, hier S.  287ff. 72 Aus dem Österreichischen Küstenland wird das Kronland Gefürstete Grafschaft Görz-Gradiska in die Analyse nicht einbezogen, Görz-Gradiska wies bezüglich der
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Umkämpfte Kirche Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Titel
Umkämpfte Kirche
Untertitel
Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Autor
Péter Techet
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-35696-4
Abmessungen
15.9 x 23.5 cm
Seiten
310
Schlagwörter
Kirche, Religion, Österreich, Kaiserzeit
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Bemerkung zu den Personen- und Ortsnamen 11
  2. Danksagung 13
  3. Vorwort 15
  4. 1. Einführung: Konzept, Verortung, Methode 19
    1. 1.1 Thematische, räumliche und zeitliche Einordnung der Forschungsfrage 22
      1. 1.1.1 Forschungsfrage 22
      2. 1.1.2 Innerkatholische Gewaltmomente im Kontext der »Nationalitätenfrage« 23
      3. 1.1.3 Historiographie von Nation und Religion: Nationalismus oder nationale Indifferenz? 27
      4. 1.1.4 Räumliche Verortung 37
      5. 1.1.5 Zeitlicher Fokus 45
    2. 1.2 Methode und Konzepte 45
      1. 1.2.1 Mikrogeschichte mit vergleichender Kontextualisierung 45
      2. 1.2.2 »Identifizierung« 48
      3. 1.2.3 Gewalt 49
    3. 1.3 Quellenlage und Aufbau der Arbeit 52
      1. 1.3.1 Quellenlage 52
      2. 1.3.2 Aufbau der Arbeit 56
  5. 2. Imperium, Nation und Katholizismus in der Habsburgermonarchie 59
    1. 2.1 Imperium und Nation 61
      1. 2.1.1 Österreich als Rechtsordnung für seine Völker 61
      2. 2.1.2 Ungarn als Imperium der magyarischen Elite 66
    2. 2.2 Katholizismus und Nation 70
      1. 2.2.1 Unterschiedlicher Stellenwert des Katholizismus 71
      2. 2.2.2 Die Sprache der Liturgie: Glagoljica im oberadriatischen Raum 75
  6. 3. Österreichisches Küstenland 85
    1. 3.1 Konflikte um die Nationalisierung des kirchlichen Raumes in Istrien 88
      1. 3.1.1 Istrien: Ethnische Vielfalt und religiöse Homogenität 90
      2. 3.1.2 Konfliktgeschichten: Angegriffene Priester, zerstrittene Kirchengemeinden 96
      3. 3.1.3 Konfliktanalyse: Nationalisierbare Konfliktlinien 115
      4. 3.1.4 Historischer Kontext: Supranationales Selbstverständnis der Kirche 122
    2. 3.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Triest 126
      1. 3.2.1 Ricmanje: Slowenischsprachiges Dorf an der sprachkulturellen Grenze zu Triest 126
      2. 3.2.2 Konfliktgeschichte: Vom Kampf um die Pfarrei bis zum Kampf gegen die Kirche 130
      3. 3.2.3 Konfliktanalyse: Situative Identifizierungen auf mehreren Konfliktebenen 161
      4. 3.2.4 Historischer Kontext: Lokaler Widerstand gegen kirchliche Vereinheitlichung 165
    3. 3.3 Fazit: Konkurrierende und proaktive Selbstbehauptung ländlicher Katholiken 168
  7. 4. Ungarisch-Kroatisches Küstenland 171
    1. 4.1 Konflikte um und gegen die altslawische Liturgiesprache im Bistum Senj 174
      1. 4.1.1 Einführung der altslawischen Liturgiesprache in der ehemaligen Militärgrenze 174
      2. 4.1.2 Konfliktgeschichte: Lokaler Widerstand gegen die altslawische Liturgiesprache 182
      3. 4.1.3 Konfliktanalyse: Nationale Indifferenz oder antiserbischer Hass? 195
      4. 4.1.4 Historischer Kontext: Altslawische Sprache als nationales Thema 203
    2. 4.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Fiume / Rijeka 207
      1. 4.2.1 Drenova: Kroatischsprachige Gemeinde in einem multiethnischen Raum 207
      2. 4.2.2 Konfliktgeschichte: Abwehr kirchlicher Einmischungen 212
      3. 4.2.3 Konfliktanalyse: Nationalistische Erwartungen aus der Stadt 227
      4. 4.2.4 Historischer Kontext: Staat / Stadt-Kirche-Konflikt in und um Fiume / Rijeka 231
    3. 4.3 Fazit: Reaktiver Selbstschutz ländlicher Katholiken 236
  8. 5. Konfliktdynamiken: Nationale Nonkonformität und religiöse Peripherie 241
    1. 5.1 Nationalitätenkonflikt? 242
      1. 5.1.1 Intraethnische Konflikte 242
      2. 5.1.2 Nationale und / oder religiöse Indifferenz? 246
    2. 5.2 Erfolgschancen der lokalen Akteure 250
      1. 5.2.1 Interessenartikulation in Österreich und Ungarn 250
      2. 5.2.2 Antihierarchische (soziale) Gewalt 253
  9. Ausblick 257
  10. Quellen- und Literaturverzeichnis 263
  11. Archivmaterial 263
  12. Bibliotheken 265
  13. Zeitungen 265
  14. Digitale Sammlungen 267
  15. Zeitgenössische Literatur 267
  16. Sekundärliteratur 268
  17. Ortsnamen in den landesüblichen Sprachen 289
  18. Personen 295
  19. Verzeichnis von Abbildungen, Karten und Tabellen 297
  20. Abkürzungen 299
  21. Register 301
  22. 1. Ortsregister 301
  23. 2. Personenregister 303
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