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Vor 1918
Umkämpfte Kirche - Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
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71Katholizismus und Nation sich die katholische Amtskirche in einem betont nationalen, sogar nationa- listischen Diskurs. Im Folgenden werden diese Unterschiede kurz erläutert (Kapitel  2.2.1) und hinsichtlich der Liturgiesprachenfrage, welche ein bedeutendes Thema im oberadriatischen Raum darstellte, für die lokale Ebene erklärt und kon- textualisiert (Kapitel  2.2.2). 2.2.1 Unterschiedlicher Stellenwert des Katholizismus In Ungarn stellte die katholische Religion eine knappe Mehrheit in der Bevölkerung dar.66 Viele Nationalitäten Ungarns (Serben, Rumänen, Deut- sche usw.) gehörten anderen Religionen an, und selbst die ungarischspra- chige Bevölkerung war multikonfessionell (römisch und griechisch-katho- lisch, calvinistisch, evangelisch und jüdisch).67 Staatspolitisch konnte sich der Katholizismus in Ungarn keinesfalls als einende Idee darbieten, zumal ein großer Teil der herrschenden ungarisch-magyarischen Elite calvinistisch (reformiert) war.68 Der Calvinismus, auch wenn er sogar unter den ethnisch- magyarischen Menschen nur eine Minderheit ausmachte, verstand sich als die magyarische Religion, während hingegen dem Katholizismus eine Habsburg-treue Supranationalität und demzufolge eine gewisse »nationale« »Untreue« anhaftete.69 Auch der staatlich-katholische Stephanskult um den staatsgründenden, ersten König Hl.  Stephan gefiel vielen protestantischen Kreisen nicht.70 Es gab immerhin Versuche, ethnisch-magyarische und imperial-katholische Inhalte zusammenzuführen.71 Jenseits der demogra- phischen Struktur und der nationalpolitischen Verortung der verschiedenen Konfessionen war Ungarn nicht nur nationalstaatlich, sondern auch liberal- säkular geprägt. Insofern wurde der Katholizismus nur in einer staatspoli- tisch untergeordneten Rolle akzeptiert. Die ungarische Kirchenpolitik trug 66 Im Jahre 1900 waren 48.7  % der Bevölkerung von Ungarn (ohne Kroatien-Slawo- nien) römisch-katholisch; im Jahre 1910 waren es 49.8  %; Daten aus: A Magyar Szent Korona Országainak 1910. évi népszámlálása, S.  8. 67 Robert Nemes, The Uncivil Origins of Civil Marriage. Hungary, in Christoph Clark / Wolfram Kaiser (Hg.), Culture Wars. Secular-Catholic Conflict in Nine- teenth-Century Europe, Cambridge 2003, S.  313–335, hier S.  316f. 68 Clewing, Staatensystem und innerstaatliches Agieren im multiethnischen Raum, S.  514f. 69 Árpád von Klimó, Ein »konfessionelles Zeitalter« Ungarns (1848–1948)?, in: Alter- matt / Metzger (Hg.), Religion und Nation, S.  215–228, hier S.  217ff. 70 Ders., Nation, Konfession, Geschichte. Zur nationalen Geschichtskultur Ungarns im europäischen Kontext, München 2003, S.  99f. 71 Bálint Varga, Writing Imperial History in the Age of High Nationalism. Imperial Historians on the Fringes of the Habsburg Monarchy, in: European Review of History / Revue européenne d’ histoire 24 (2016), S.  1–16, hier S.  3.
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Umkämpfte Kirche Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Titel
Umkämpfte Kirche
Untertitel
Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Autor
Péter Techet
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-35696-4
Abmessungen
15.9 x 23.5 cm
Seiten
310
Schlagwörter
Kirche, Religion, Österreich, Kaiserzeit
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Bemerkung zu den Personen- und Ortsnamen 11
  2. Danksagung 13
  3. Vorwort 15
  4. 1. Einführung: Konzept, Verortung, Methode 19
    1. 1.1 Thematische, räumliche und zeitliche Einordnung der Forschungsfrage 22
      1. 1.1.1 Forschungsfrage 22
      2. 1.1.2 Innerkatholische Gewaltmomente im Kontext der »Nationalitätenfrage« 23
      3. 1.1.3 Historiographie von Nation und Religion: Nationalismus oder nationale Indifferenz? 27
      4. 1.1.4 Räumliche Verortung 37
      5. 1.1.5 Zeitlicher Fokus 45
    2. 1.2 Methode und Konzepte 45
      1. 1.2.1 Mikrogeschichte mit vergleichender Kontextualisierung 45
      2. 1.2.2 »Identifizierung« 48
      3. 1.2.3 Gewalt 49
    3. 1.3 Quellenlage und Aufbau der Arbeit 52
      1. 1.3.1 Quellenlage 52
      2. 1.3.2 Aufbau der Arbeit 56
  5. 2. Imperium, Nation und Katholizismus in der Habsburgermonarchie 59
    1. 2.1 Imperium und Nation 61
      1. 2.1.1 Österreich als Rechtsordnung für seine Völker 61
      2. 2.1.2 Ungarn als Imperium der magyarischen Elite 66
    2. 2.2 Katholizismus und Nation 70
      1. 2.2.1 Unterschiedlicher Stellenwert des Katholizismus 71
      2. 2.2.2 Die Sprache der Liturgie: Glagoljica im oberadriatischen Raum 75
  6. 3. Österreichisches Küstenland 85
    1. 3.1 Konflikte um die Nationalisierung des kirchlichen Raumes in Istrien 88
      1. 3.1.1 Istrien: Ethnische Vielfalt und religiöse Homogenität 90
      2. 3.1.2 Konfliktgeschichten: Angegriffene Priester, zerstrittene Kirchengemeinden 96
      3. 3.1.3 Konfliktanalyse: Nationalisierbare Konfliktlinien 115
      4. 3.1.4 Historischer Kontext: Supranationales Selbstverständnis der Kirche 122
    2. 3.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Triest 126
      1. 3.2.1 Ricmanje: Slowenischsprachiges Dorf an der sprachkulturellen Grenze zu Triest 126
      2. 3.2.2 Konfliktgeschichte: Vom Kampf um die Pfarrei bis zum Kampf gegen die Kirche 130
      3. 3.2.3 Konfliktanalyse: Situative Identifizierungen auf mehreren Konfliktebenen 161
      4. 3.2.4 Historischer Kontext: Lokaler Widerstand gegen kirchliche Vereinheitlichung 165
    3. 3.3 Fazit: Konkurrierende und proaktive Selbstbehauptung ländlicher Katholiken 168
  7. 4. Ungarisch-Kroatisches Küstenland 171
    1. 4.1 Konflikte um und gegen die altslawische Liturgiesprache im Bistum Senj 174
      1. 4.1.1 Einführung der altslawischen Liturgiesprache in der ehemaligen Militärgrenze 174
      2. 4.1.2 Konfliktgeschichte: Lokaler Widerstand gegen die altslawische Liturgiesprache 182
      3. 4.1.3 Konfliktanalyse: Nationale Indifferenz oder antiserbischer Hass? 195
      4. 4.1.4 Historischer Kontext: Altslawische Sprache als nationales Thema 203
    2. 4.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Fiume / Rijeka 207
      1. 4.2.1 Drenova: Kroatischsprachige Gemeinde in einem multiethnischen Raum 207
      2. 4.2.2 Konfliktgeschichte: Abwehr kirchlicher Einmischungen 212
      3. 4.2.3 Konfliktanalyse: Nationalistische Erwartungen aus der Stadt 227
      4. 4.2.4 Historischer Kontext: Staat / Stadt-Kirche-Konflikt in und um Fiume / Rijeka 231
    3. 4.3 Fazit: Reaktiver Selbstschutz ländlicher Katholiken 236
  8. 5. Konfliktdynamiken: Nationale Nonkonformität und religiöse Peripherie 241
    1. 5.1 Nationalitätenkonflikt? 242
      1. 5.1.1 Intraethnische Konflikte 242
      2. 5.1.2 Nationale und / oder religiöse Indifferenz? 246
    2. 5.2 Erfolgschancen der lokalen Akteure 250
      1. 5.2.1 Interessenartikulation in Österreich und Ungarn 250
      2. 5.2.2 Antihierarchische (soziale) Gewalt 253
  9. Ausblick 257
  10. Quellen- und Literaturverzeichnis 263
  11. Archivmaterial 263
  12. Bibliotheken 265
  13. Zeitungen 265
  14. Digitale Sammlungen 267
  15. Zeitgenössische Literatur 267
  16. Sekundärliteratur 268
  17. Ortsnamen in den landesüblichen Sprachen 289
  18. Personen 295
  19. Verzeichnis von Abbildungen, Karten und Tabellen 297
  20. Abkürzungen 299
  21. Register 301
  22. 1. Ortsregister 301
  23. 2. Personenregister 303
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