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26 1. Einleitung
hinsichtlich der nachschulischen Berufsausbildung, der Wander- und Lehrjahre jun-
ger Männer – ein Abschnitt im Leben Pfurtschellers, in den sich lediglich über er-
hebliche Umwege einiges Licht bringen lässt – werden hier Möglichkeiten aufgezeigt,
welche die vorliegenden Forschungen geleitet haben.69
– Ein großer Teil der Tiroler Geschichtsschreibung zur Sattelzeit widmet sich den
die Region betreffenden Ereignissen der Koalitionskriege gegen das revolutionäre be-
ziehungsweise das napoleonische Frankreich. Naturgemäß haben diese auch das Le-
ben Michael Pfurtschellers und seine regionale und soziale Umgebung massiv beein-
flusst. Daher wird dieser Thematik – vor allem der Geschichte des Tiroler Aufstandes
gegen die bayerische Regierung im Jahr 1809, als Pfurtscheller der führende Kopf der
Aufgebote der Region war – auch im Rahmen der vorliegenden Arbeit viel Platz ein-
geräumt. Vorgeschichte, mögliche Motive der Stubaier Aufständischen, Organisation
und Ablauf der Revolte oder auch Konfliktlinien in den Reihen der „Landesverteidi-
ger“ werden hier ebenso hinterfragt wie beispielsweise auch die Pazifizierungsmaß-
nahmen der bayerischen Militärs und Behörden nach dem Ende des Aufstandes.
Ebenfalls in den Rahmen dieses dritten Kapitels aufgenommen sind allerdings
auch Ereignisse, die sich zwar lange nach den Koalitionskriegen ereigneten, in denen
Michael Pfurtscheller jedoch auch „militärisch“ aktiv war. Gemeint sind einerseits
die Erbhuldigungsfeierlichkeiten zu Ehren Kaiser Ferdinands in Innsbruck im Jahr
1838, als Pfurtscheller als Kommandant eines Schützenbataillons vor dem Monar-
chen vorüberdefilierte, andererseits seine Rolle als Organisationskommissär 1848, als
er im Stubaital mit der Aufstellung einer freiwilligen Schützenkompanie zum Schutz
der Südgrenze Tirols gegen italienische Freischaren betraut war.
Im Hinblick auf die Ereignisse des Jahres 1809 sind die bereits erwähnten For-
schungen Oberhofers wiederum wesentlich. Der Aufstand der Tiroler in diesem Jahr
wird hier besonders mit dem Fokus auf Andreas Hofer analysiert.70 Aus dem Blick-
winkel der „neuen Militärgeschichte“ legte der bereits erwähnte Martin Schennach
200971 „die bisher beste und am gründlichsten belegte Analyse der Vorgänge von
69 Vgl. Andreas Oberhofer, Der „Andere“ Hofer. Der Mensch hinter dem Mythos (Schlern-Schriften
347), Innsbruck 2009. – Ähnliches gilt auch für Siegfried de Rachewiltz’ Darstellung der Jugend-
jahre Joseph Ennemosers, die besonders auf dessen autobiographische Lebenserinnerungen setzt.
(Siegfried de Rachewiltz (Hg.), Joseph Ennemoser. Leben und Werk des Freiheitskämpfers, Medi-
ziners und Magnetiseurs (1787–1854), Innsbruck–Wien 2010.) Gerade für die Analyse einer „Ge-
schichte der Jugend“ würden sich – eine entsprechende Quellensituation vorausgesetzt – mikrohis-
torische Untersuchungen anbieten.
70 Vgl. Andreas Oberhofer, Weltbild eines „Helden“. Andreas Hofers schriftliche Hinterlassenschaft
(Schlern-Schriften 342), Innsbruck 2008; sowie: ders., „Andere“ Hofer, 2009.
71 Vgl. Schennach, Revolte in der Region, 2009. – Die militärischen Ereignisse stehen auch in den
von Bernhard Mertelseder für den Druck vorbereiteten Forschungen Viktor Schemfils im Mittel-
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Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435