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1.2. Fragestellungen und Forschungsstand 29
Geschichte von 1848 üblich, werden hier die politischen und sozialen Konflikte des
Revolutionsjahres nicht von den Ereignissen im Rahmen des Einsatzes freiwilliger
Schützenkompanien zur Unterstützung des regulären kaiserlichen Militärs an der
Südgrenze des Landes in den Schatten gestellt.82 Zu den Wahlen des Jahres 1848, die
in der vorliegenden Untersuchung auch thematisiert werden, ist außerdem die 2012
im Druck erschienene Dissertation Thomas Stockingers im Bezug auf Österreich als
neues Grundlagenwerk zu nennen.83 Anders als bei Stockinger richtet sich der Blick
in der vorliegenden Arbeit jedoch nicht vorrangig auf die Wahlen zum Reichstag,
sondern auf die der Tiroler Abgeordneten zur Nationalversammlung in Frankfurt.
– Im folgenden vierten Abschnitt der vorliegenden Untersuchung wird versucht,
Michael Pfurtschellers Stellung in der Region nachzuzeichnen. Vor allem werden
hier seine politisch-administrativen Tätigkeiten als Gemeindevorsteher, Kirchen-
propst, Schulaufseher und Organisierungskommissär in den Fokus gestellt. Warum
Pfurtscheller sich vehement weigerte, seine Wahl zum Gerichtskassier anzunehmen,
ist lediglich eine von mehreren Fragen, mit denen sich dieses Kapitel beschäftigt.
Schwierig gestaltet sich vor allem die Suche nach Hinweisen zur Einstellung der Zeit-
genossen zu Pfurtscheller. Da Quellen hierfür dünn gesät sind, ist es hier nur über
Umwege möglich, damals in der Region bestehende Konfliktfelder zu rekonstruieren,
Pfurtschellers Positionen in diesen nachzuspüren und auf dieser Basis Schlussfolge-
rungen zu ziehen. Dennoch bleibt die Untersuchung auch in diesem Abschnitt dem
wichtigen Grundsatz der größtmöglichen Nähe zum Forschungsgegenstand Michael
Pfurtscheller treu und basiert tatsächlich nahezu ausschließlich auf verschiedensten
Quellen.
– Der fünfte Abschnitt dieser Untersuchung, das „Familienkapitel“, greift – abge-
sehen von verschiedenen Quellen – auf Literatur zurück, die sich der Familie in der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von zwei Seiten her annähert. Zum einen ist da
82 Die Grenzsicherung im Süden wurde in den vergangenen rund 170 Jahren immer wieder themati-
siert, zum Beispiel von: Eberle, Eine Tiroler Schützen-Kompagnie, 1849; sowie: Joseph Alexander
von Helfert, Die Tyroler Landesvertheidigung im Jahre 1848. Mit Benützung eines Tagebuches des
FML. Grafen Lichnowsky und anderer Papiere aus dem Nachlasse des FZM. Grafen Huyn, Son-
derabdruck aus: Österreichisches Jahrbuch 28 (1904), Wien–Leipzig 1904; sowie: Josef Fontana,
Von der Restauration bis zur Revolution (1814–1848), in: Geschichte des Landes Tirol, Bd. 2, hg.
v. Josef Fontana, Peter W. Haider, Walter Leitner, Georg Mühlberger, Rudolf Palme, Othmar Parteli
u. Josef Riedmann, Bozen–Innsbruck–Wien 1986, S. 581–760; sowie: Matthias Egger, „Für Gott,
Kaiser und Vaterland zu Stehen oder zu Fallen …“. Die Aufzeichnungen Joseph Hundeggers aus
dem Revolutionsjahr 1848, Innsbruck 2012.
83 Vgl. Thomas Stockinger, Dörfer und Deputierte, Die Wahlen zu den konstituierenden Parlamenten
von 1848 in Niederösterreich und im Pariser Umland (Seine-et-Oise) (Mitteilungen des Instituts für
Österreichische Geschichtsforschung, Ergänzungsband 57), Wien–München 2012.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435