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2.2. Die Trivialschule in Fulpmes im Jahre 1785 49
Fragebögen dann ausgewertet und zu einer umfassenden Tabelle zusammengefasst.26
Diese bildete wohl den Ausgangspunkt für die Kostenkalkulation der Staatsbuchhal-
tung für das Schulwesen.27
Die Antworten auf die verschiedenen Fragen enthalten einige Informationen, die
den oben erwähnten Visitationsbericht Tuschs ergänzen, in einigen anderen Punkten
diesem jedoch widersprechen. So wird etwa klar, dass im Stubaital zu dieser Zeit –
Tusch erwähnt dies nicht ausdrücklich – ausschließlich Winterschulkurse gehalten
wurden. Bezüglich der Sommerschule heißt es etwa aus der Gemeinde Fulpmes:
„Man hat schon ein, und andersmal probiert, ist aber niemal was daraus worden, und man
ist willens noch mal einen Versuch zu machen.“28
Ganz konträr zu den Ausführungen Tuschs sind jedoch die Angaben zur Wiederho-
lungsschule an Sonn- und Feiertagen. Während Tusch sogar mit einer Schulbesuchs-
statistik für diesen Bereich aufwartet, geht aus den Antworten auf die Fragebögen
hervor, dass die Sonn- und Feiertagsschule in keinem Ort des Tales überhaupt gehal-
ten wurde. Zwei Hauptgründe dafür werden angeführt: Zum einen seien die Lehrer
nicht bereit, die betreffenden Unterrichtsstunden unentgeltlich zu halten, zum an-
deren aber liege es vor allem auch an „schlechter Lehrbegierde der aufwachsenden
Jugend“.29
Auch hinsichtlich der Werktagsschule finden sich unterschiedliche Zahlen die
Schulbesuchsfrequenz betreffend. Während, wie bereits erwähnt, Visitator Tusch zu-
folge von 110 Kindern in Fulpmes 102 die Schule besuchten, waren es dieser Quelle
zufolge nur 89 von 107 Schulpflichtigen.30 Auffallend ist, dass es vor allem Mädchen
26 Vgl. Schultabelle Kreis Unterinntal, 1785, TLA, Sammelbestand Finanzbehörden, Fasz. 475; sowie
in edierter Form: Sebastian Hölzl, Studien zum Pflichtschulwesen in Tirol 1774–1806. 3. Teil: Die
finanzielle Situation des Tiroler Pflichtschulwesens in seinen Gründungsjahren, in: Tiroler Heimat
40 (1977), S. 88.
27 Vgl. Hölzl, Studien, 1977, S. 88.
28 Fragebögen zum Stubaier Schulwesen, 15. Dezember 1785, TLA, Sammelbestand Finanzbehörden,
Fasz. 475.
29 Vgl. ebd. – Auch Ignaz Mantinger hatte in einem Visitationsbericht im Jahr 1782 schon auf die
Nachlässigkeit der Stubaier Gemeinden im Hinblick auf die Sonn- und Feiertagsschule hingewiesen.
(Vgl. Sebastian Hölzl, Chronik von Mieders (Ortschroniken 17), Innsbruck 1976, S. 36 f.)
30 Von den 107 schulpflichtigen Kindern sollen 60 Mädchen und 47 Buben gewesen sein. (Vgl. Hölzl,
Chronik von Mieders, 1976, S. 36 f.; sowie: Schultabelle Kreis Unterinntal, 1785, TLA, Sammelbe-
stand Finanzbehörden, Fasz. 475; sowie in edierter Form: Hölzl, Studien, 1977, S. 88.) Heinz Moser
übernimmt in seinem kurzen Beitrag über die Schulgeschichte von Fulpmes diese Zahlen von Hölzl.
(Vgl. Moser, Schulgeschichte, 1987, S. 118.)
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435