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62 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant
ihm in der erwähnten Anweisung vom 8. Oktober 1834 – und auf diese bezieht er
sich in seinem „Elaborat“20 – gefordert hatte. Was Pfurtscheller zu dieser Mehrarbeit
veranlasste, wird aus den vorhandenen Quellen nicht ganz klar. Er betont allerdings
im Entwurf zu seinem Begleitschreiben, er werde sich „im kommenden Winter (in der
Voraussetzung wenn ich Gesund bleibe) der Mühe nehmen, auch die ferneren Jahr-
gänge bis Einschlüßlich 1814 gleichfalls Thalstubaj angehend zu beschreiben, von der
Wichtigen Epoche des Jahr 1809 habe ich schon früher Vorgearbeitet; Der Menschen
Verlust war damals größer!“.21 Es liegt also der Schluss nahe, dass Pfurtscheller sich aus
eigenem Antrieb als Geschichtsschreiber betätigte, um, wie er es ausdrückt, die Taten
und Erlebnisse der ausgezogenen Stubaier „der Vergessenheit zu entziehen“.22
Erhalten sind nun drei verschiedene Versionen des Berichtes Pfurtschellers zu
1797. In der Bibliothek des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum findet sich die
Fotokopie einer Version des Berichtes aus der Hand Michael Pfurtschellers – diesen
Schluss lässt ein Schriftvergleich zu.23 In seinem Nachlass findet sich eine zweite Ver-
sion, mit kleinen – hauptsächlich formalen – Unterschieden. Es handelt sich dabei
um eine durch Stempel wohl von Michael Pfurtscheller selbst24 beglaubigte Abschrift
seines Berichtes, von einem unbekannten Schreiber angefertigt.25 Im Nachlass findet
sich dann außerdem noch eine weitere Version des Berichtes, diesmal wieder von
der Hand Pfurtschellers.26 Es handelt sich hierbei wohl um einen Entwurf, der Text
20 Vgl. Entwurf Begleitschreiben 1797, 14. April 1835, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, III, Bund 1,
Nr. 18.
21 Ebd.
22 Ebd.
23 Vgl. Kopie Bericht Pfurtschellers zu 1797, Oktober 1834, TLMF-Bib., FB 55495. – Die Bibliothek
des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum führt diese Fotokopie mit dem Vermerk „Bericht Mi-
chael Pfurtschellers in Fulpmes über die Kämpfe 1796/97 – Privatbesitz Fulpmes“. Es ließ sich leider
nicht eruieren, in wessen Privatbesitz sich das Original heute befindet.
24 Der Stempelabdruck ist nicht (mehr) genau zu erkennen. Ein Vergleich mit dem Abdruck des von
Michael Pfurtscheller in anderen Schriftstücken verwendeten Stempels sowie mit Briefverschluss-
siegeln lässt jedoch den Schluss zu, dass die Stempelabdrücke auf der erwähnten Abschrift dasselbe
Motiv zeigen wie diese. Es handelt sich dabei um die Initialen Pfurtschellers, also die Buchstaben M
und P, die ineinander übergehen. Über den Initialen lässt sich ein Kreuz erkennen. (Vgl. Abschrift
Bericht Pfurtschellers zu 1797, Oktober 1834, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, III, Bund 1, Nr.
12; sowie: Abschrift Standesliste der freiwilligen Stubaier Schützenkompanie in der Leutasch, 22.
April 1817, TLA, Standeslisten der Landesschützen und Landsturmkompanien 1809, Bündel VII,
Abt. 27, Gericht Mieders, Nr. 17; sowie: Michael Pfurtscheller an Franz Karl Zoller, 20. Dez. 1826,
TLMF-Bib., Briefe an Franz Karl Zoller, FB 2037, Nr. 152.)
25 Vgl. Abschrift Bericht Pfurtschellers zu 1797, Oktober 1834, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, III,
Bund 1, Nr. 12.
26 Vgl. Entwurf Begleitschreiben 1797, 14. April 1835, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, III, Bund 1,
Nr. 18.
Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435