Page - 95 - in Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
Image of the Page - 95 -
Text of the Page - 95 -
3.3. 1809 95
dte Gemeinden mit beiläufig Achttausend Gulden Werth an Lebensmitteln, Kleidungs-
stüken und paarschaft [Bargeld]: darunter waren auch zwej hundert Staar Korn, welche
Sne. Majestät der König Max v. Bayern daigen Verunglückten allergnädigst zugedacht und
geschencket hat.“167
An der Koordinierung des Wiederaufbaues und der Verteilung der Hilfsgüter und
-gelder vor Ort war Michael Pfurtscheller in der folgenden Zeit maßgeblich betei-
ligt.168 Dies bestätige auch eine „Belobung“, die ihm von der „königl. bayerischen
Regierung in Innsbruck“ ausgestellt worden sei, wie im Verzeichnis der Zeugnisse,
Urkunden und Diplome Michael Pfurtschellers beschrieben ist.169 Aus einem Schrei-
ben des Landgerichtes Innsbruck vom 31. März 1809 an den Dorfvorsteher Michael
Pfurtscheller, in dem es um Ungereimtheiten bei der Rechnungslegung hinsichtlich
der Hilfsleistungen geht, lässt sich darüber hinaus schließen, dass es vor allem drei
Männer waren, die in die Koordination der Hilfsmaßnahmen vor Ort involviert wa-
ren. Johann Lutz aus Fulpmes und Joseph Lener aus Mieders werden in besagtem
Schreiben als „Magazineure“ genannt, Michael Pfurtscheller als zuständiger „Kas-
sier“.170
Am 30. Mai 1808 statteten König Maximilian I. Joseph und Kronprinz Ludwig
Fulpmes höchstpersönlich einen Besuch ab, um die Schäden des Vorjahres zu begut-
achten. Die Innsbrucker Zeitung beschreibt den königlichen Besuch so171:
„Überall hörte man mit innigsten Entzücken rufen: Unser guter König kommt. […] Alles,
was nun gehen konnte, Kinder und Greise, strömten in festtäglichen Kleidern, erstere mit
Blumen versehen, zu den Triumphbögen. Und als nun der allergnädigste König nebst dem
gütigsten Kronprinzen sich diesem Orte näherten, schrie alles: Es lebe unser guter König;
unser Vater. Mit türkischer Musik begleitete die hiesige Schützenkompanie in festlichen
Kleidern Allerhöchstdieselben bis zum Wirthshause des Johann Luz, dessen Kinder, mit
Alpenkleidern angethan, Alpen-Erzeugnisse den allerhöchsten und hohen Herrschaften
167 Pfurtscheller an Rapp – Nachträgliche Bemerkungen, o. D., TLA, Materialiensammlung Rapp,
Schuber 18 e, Nr. 5.
168 Vgl. LG Innsbruck an Pfurtscheller, 31. März 1809, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, III, Bund 2,
Nr. 2.
169 Vgl. Verzeichnis Zeugnisse, Urkunden und Diplome, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, I, Bund 1,
Nr. 1, Eintrag zum 21. Oktober 1807/8.
170 Vgl. LG Innsbruck an Pfurtscheller, 31. März 1809, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, III, Bund 2,
Nr. 2.
171 Der Artikel ist in der „Wir-Form“ verfasst. Ob hier wirklich ein Fulpmer berichtet, oder aber ob es
sich beim „Wir“ lediglich um ein Stilmittel eines nicht aus Fulpmes stammenden Autors handelt,
lässt sich nicht feststellen. Eine Autorenangabe fehlt leider.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Title
- Ein Bürger unter Bauern?
- Subtitle
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Author
- Michael Span
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 470
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435